Oberhausen. Bei der Premiere ihrer Musikrevue „Kalte Colts und heiße Herzen” zeigen Regisseurin Gerburg Jahnke und Autor Dieter Woll eindrucksvoll, dass ihnen ein würdiger Nachfolger für „Ganz oder gar nicht” gelungen ist.

Wachwechsel auf der Ponderosa: Pa ist tot. Sein letzter Wille: Auf Rinderzucht folgt Kinderzucht. Doch wie fängt man so etwas an, wo die drei zeugungsfaulen Söhne so gern unter einem Hut stecken, aber keinesfalls unter die Haube wollen? Das Gespann aus Regisseurin Gerburg Jahnke und Autor Dieter Woll hat sich da was einfallen lassen: „Kalte Colts und heiße Herzen” wurde zur rasanten Musikkomödie, die im Oberhausener Ebertbad die Premierengäste aus den Sätteln riss.

"Kalte Colts und heiße Herzen" - Premiere im Ebertbad in Oberhausen Foto: © Tom Thöne / WAZ © WAZ | WAZ





Die Nachwuchssorgen um einen lustigen Dauerbrenner fürs Ruhrgebiet dürften damit vorerst erledigt sein, denn ein würdiger Nachfolger für „Ganz oder gar nicht”, bei dem auch Jahnke und Woll verantwortlich zeichneten, hat das Licht der Welt erblickt – und das Bühnenpersonal wurde der Einfachheit halber beibehalten.

Bevor sich nun aber der Nachwuchs auf der Rinderfarm einstellt, sind noch ein paar zarte Bande zu knüpfen. Adam, Horst, „Der Kleine” und ihr Koch Hop Sing ahnen ja nicht, dass nur ein paar Meilen entfernt das Glück schon auf der Hühnerfarm lauert. Die drei hübschen Hühner dort: Ingrid, Peggy und Pearl Harbor. Und die rätselhafte Chinesin Sing Hop. Man ahnt es: Es ist ein Stück der rasenden Kostüm- und Geschlechter- und Wortwechsel. Heinz-Peter Lengkeit, Carlos Lopez, Nito Torres und Hajo Sommers geben sich nicht mit Doppelrollen zufrieden. Sie spielen auch noch die Indianer, die abstruse Namen wie „Läufiger Dackel” und „Kotzender Reiher” tragen. Über der Bühne thronend philosophieren sie in schönstem Ruhrpottdeutsch über Flaschenpfand, Einzelhandel und die Segnungen des Feuerwassers.

Besonders in der ersten Hälfte ist die Pointendichte oft so hoch, dass den Reviercowboys kaum Zeit zum Nachladen bleibt. Es wird deftig, es wird kalauerig („Wo ist dein Schimmel?” „Schimmel? Ich hab mich doch gewaschen”), und einige Schüsse gehen auch deutlich unter die Gürtellinie. Aber die Fans von Gerburg Jahnke kennen das ja bereits aus Zeiten, in denen sie noch eine Hälfte der „Missfits” war. Und sie lieben sie dafür.




Aufgelockert wird das ganze in bester Revue-Manier durch Stimmungslieder, von „Papa Was A Rolling Stone” über „Woman In Gold” bis hin zu „Männer sind Schweine”. Und nebenher folgt eine ordentliche Schlägerei und ein aberwitziger Square Dance.

Wenn das alles so schön ist, mag man sich fragen, warum findet es dann im kleinen, feinen Ebertbad statt, in das nur 600 Leute passen? Weil es Kleinkunst im besten Sinne ist. Und die funktioniert am besten auf kleinen Bühnen – und erreicht doch große Massen. „Ganz oder gar nicht” lief 270 Mal, fast immer ausverkauft. Mit den Zuschauern hätte man fast 15 Mal die Oberhausener Arena füllen können. So einen Publikumserfolg aber auf einer so kleinen Bühne zu schaffen, das kommt sehr nah an große Kunst heran.


Zwei Staffeln

Die erste Staffel von „Kalte Colts und heiße Herzen” ist bis zum 10. Januar im Ebertbad Oberhausen zu sehen. Die zweite Staffel wird vom 11. März bis zum 5. April gezeigt. Karten sind zum Preis von 22,50 Euro (zzgl. Gebühren) zu haben.


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