Rom..
Für Ministerpräsident Silvio Berlusconi sollen sich beträchtlich viele Frauen prostituiert haben. Für Sex durften sich offenbar mietfrei in Mailand wohnen. Diese Details wurden beim Prozess um die Sex-Affäre benannt.
Eine beträchtliche Anzahl junger Frauen soll sich nach Erkenntnissen der italienischen Staatsanwaltschaft für Ministerpräsident Silvio Berlusconi prostituiert haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass einige von ihnen als Gegenleistung für Sex mietfrei in mehreren Apartments in Mailand wohnen durften. Diese Anschuldigungen sind Bestandteil eines Dokuments, das die Staatsanwaltschaft dem Unterhaus des Parlaments zuschickte und das am Montag auf dessen Internetseite veröffentlicht wurde.
Mit den Unterlagen begründeten die Ermittler ihre Bitte um eine Durchsuchung des Büros eines Vertrauten Berlusconis, der verdächtigt wird, die Frauen im Namen des Ministerpräsidenten bezahlt zu haben. Das Parlament soll diese Woche über die Bitte der Staatsanwaltschaft entscheiden. Berlusconi hat alle Anschuldigungen als absurd zurückgewiesen. Die Ermittlungen seien ein grotesker Versuch, ihn politisch zu zerstören, sagte er. Er habe niemals für Sex bezahlt und lebe in einer festen Beziehung, seit sich seine Frau von ihm getrennt habe.
Ruby, die Herzensräuberin
Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht Berlusconis Verhältnis zu der Nachtclubtänzerin Karima El Marough, in Italien besser bekannt unter dem Namen Ruby, die Herzensräuberin. Er soll sie im vergangenen Jahr für Sex bezahlt haben. Damals war sie noch 17, und in Italien ist es strafbar, gegen Bezahlung Sex mit Prostituierten unter 18 Jahren zu haben. Außerdem wird dem Ministerpräsidenten vorgeworfen, er habe sich bei der Polizei für die Freilassung der Tänzerin eingesetzt haben, als die wegen Diebstahl festgenommen worden war.
Marough soll eingeräumt haben, dass sie von Berlusconi Geld erhalten habe und auf dessen Partys gewesen sei. Sex habe sie mit ihm jedoch nicht gehabt.
Die Ermittlungen kommen für den 74-jährigen Berlusconi zur Unzeit. Der Regierungschef steht nicht nur politisch nach einem nur knapp abgewehrten Misstrauensantrag unter Druck, sondern verlor zuletzt auch seine politische Immunität. Damit kann Berlusconi nunmehr in gewissen Fällen vor Gericht gestellt werden. (rtr)