Berlin.

Die Bahn zieht drei Offenbacher Studenten vor Gericht. Der Grund: Sie haben im Internet eine Mitfahrzentrale für Busreisende gegründet. Die Bahn sieht darin eine verbotene Konkurrenz.

Wenigstens die Unterstützung im Internet ist den Jungunternehmern sicher. „Es gibt viele Leute, die uns den Rücken stärken“, sagt Christian Janisch. Der 28-Jährige hat gemeinsam mit zwei Studienkollegen eine Mitfahrzentrale für Busreisende gegründet. Die drei BWL-Studenten bieten mit „DeinBus“ eine günstige Möglichkeit für Busreisen im Fernverkehr. Doch nun droht dem kleinen Start-up-Unternehmen mit Sitz in Offenbach eine langwierige juristische Auseinandersetzung mit der Deutschen Bahn. Am kommenden Freitag, 19. November, muss sich das Landgericht Frankfurt mit dem Fall befassen.

Bei einer günstigen Überlandfahrt im Urlaub in Spanien war den Studenten aufgefallen, wie wenig der Bus in Deutschland als Fernverkehrsmittel zum Einsatz kommt. Wieder zurück in der Heimat, wollten die drei Friedrichshafener Studenten diese Marktlücke ausnutzen und ein Linienbusunternehmen für Fernverkehr gründen. „Wir haben uns das so einfach vorgestellt“, sagt Janisch. Doch das mehr als 75 Jahre alte Personenbeförderungsgesetz bremste das Engagement der Jungunternehmer zunächst aus. Auf Strecken, auf denen die Bahn verkehrt, ist ein Buslinienverkehr dem Gesetz zufolge nur möglich, wenn er eine „deutliche Verbesserung des Angebots“ mit sich bringt.

Frankfurt - Köln am meisten gefragt

Die findigen Studenten erspähten aber eine Lücke im Gesetz. Sie bieten nun keinen regelmäßigen Linienverkehr an, sondern eine vom Landratsamt Bodenseekreis genehmigte Busmitfahrzentrale. Wenn sich über das Internet mindestens zehn Leute für ein Angebot gefunden haben, kommt die Fahrt zustande. So können Reisende bereits für etwa zwölf Euro von Frankfurt nach Köln fahren. Zwei- bis fünfmal pro Woche wird die Strecke gefahren. Sporadisch kommen auch Verbindungen von Frankfurt nach Berlin oder Stuttgart nach München zustande. „Wir haben ganz preisbewusste Kunden“, betont Janisch. Die mindestens dreimal so teure Bahnfahrt würden sich die meisten „DeinBus“-Kunden gar nicht leisten können, ist sich der Wiesbadener sicher.

Der Deutschen Bahn ist das kleine Unternehmen dennoch ein Dorn im Auge. Das Angebot von „DeinBus“ sei „in Wirklichkeit ein Linienverkehr, für den eine Konzession zum Buslinienverkehr beantragt werden muss“, heißt es in einer Standardantwort des Großkonzerns. In der Klageschrift wirft die Bahn dem Konkurrenten allerdings vor, nicht das erforderliche bessere Angebot bereithalten zu können, da die Regelmäßigkeit eines Linienverkehrs fehle. Weitere Angaben dazu will das Unternehmen nicht machen, da es sich um „ein laufendes Verfahren“ handele.

Hinhaltetaktik der Bahn beklagt

Und die Klageverfahren der Deutschen Bahn laufen mitunter etwas länger. Bereits seit fünf Jahren versucht die Deutsche Touring, eine kostengünstige Buslinie von Frankfurt nach Dortmund anzubieten. Geschäftsführer Roderick Donker wirft der Deutschen Bahn eine „Hinhaltetaktik“ vor. Die Deutsche Touring versucht nun vor allem auf politischer Ebene, eine Liberalisierung des Fernverkehrs voranzutreiben. „Es kann doch im Jahr 2010 nicht sein, dass es kaum Busfernverkehr in Deutschland gibt“, beklagt Donker. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte immerhin einen Liberalisierungsbedarf festgestellt, im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist das Thema fixiert.

Doch bis es soweit kommt, versucht die Deutsche Bahn weiter, ihre Pfründe mit allen juristischen Mitteln zu sichern. Auch Janisch und seine Kollegen von „Dein Bus“ haben sich auf ein längeres Verfahren eingerichtet und geben sich kämpferisch. „Wir haben noch ein paar Ideen in der Schublade, unsere Pfiffigkeit ist angestachelt“, sagt Janisch. Immerhin haben sie für ihre Firmenidee das Studium auf Eis gelegt.

Die Kunden unterstützen die Jungunternehmer und haben bislang rund 5000 Euro für die anfallenden Gerichtskosten gespendet. Janisch gibt sich vor der ersten Gerichtsverhandlung zuversichtlich für die Geschäftsidee: „So was muss doch gehen in Deutschland.“ (dapd)