Essen. Im tiefen Jammertal der Auto-Krise entscheidet sich, wer in der nächsten Vollgasrunde die anderen abhängt. Wenn es im Umfeld des Genfer Salons nach der veröffentlichten Meinung geht, kann man sich nur noch mit dem Batterieauto einen Weg in die Zukunft bahnen

So stromert es in den hallen der schweizer Auto-Ausstellung noch eine Woche lang an jeder Ecke. Protoscar erfindet das elektrische Allradcabrio. Beim - Lamborghini mit Hintern - Lampo (Bild oben) sitzt an jeder Achse ein Elektromotor, zusammen mit 268 PS, natürlich gespeist von einer Lithium-Ionen-Batterie. Die Schweizer setzen auf die Bündelungstechnik von Tesla, die einzige zurzeit verfügbare. Die Kalifornier verdrahten bei ihrem 100.000 Euro teuren Roadster bekanntlich die Kleinigkeit von 6831 Akkus zu einem Paket, und jeder weiß: Die wahre Zukunft sieht anders aus. Batteriepakete im Format eines dünnen Stapels DIN-A4-Blätter sollen sich frei im Unterboden verteilen lassen, so strebt es BMW für seinen auch rein elektrisch betreibbaren Premium-Kleinwagen an, der unter dem Begriff Project I entwickelt wird.

Mangels Alternativen bedient sich BMW für seine Kleinserie von Elektro-Minis der selben Spezialisten wie Tesla, Ingenieure, die einst für General Motors das Elektroauto EV1 praktisch bis Serienreife entwickelt haben. GM verzichtete dann auf die Umsetzung, was noch heute für die schönsten Verschwörungstheorien sorgt. Den Mini konnte ich auch schon fahren. Er zieht gewaltig, aber nicht so stark wie der Tesla Roadster, denn 200 PS treffen auf 1400 Kilogramm, die den Mini wie einen Stein in jedes Schlaglöchlein knallen lassen.

Daimler will zwar mit Evonik die beste Batterie der Welt entwickeln und dann auch gewinnbringend vertreiben, aber erst einmal muss Tesla aushelfen, um den Smart Spannung unter dem Hintern zu machen. Nächstes Jahr entsteht eine kleine Serie von gut 1000 Stück. Eigentlich müsste der E-Smart mit seiner vergleichsweise mickrigen Batterie übrigens 30.000 Euro kosten, um kein reines Zuschussgeschäft zu werden, wurde auf dem Salon verraten. Aber keine Angst, so weit wird es der Daimler nicht kommen lassen, wenn ihn ausgewählte Privatleute ab 2010 leasen dürfen. Keinen Preis gibt es von Toyotas Elektro-IQ, aber der Dreimeter-Viersitzer soll ab 2012 ja auch nur verleast werden.

Vom Mitsubishi M-IEV wird auch ein Preis gehandelt. Nur zur Erinnerung: Als Mitsubishi noch ein Teil des Daimler-Weltreiches war, sollte der intelligent gemachte kleine M-IEV den viertürigen und viersitzigen Smart vorwegnehmen. Also, der Marktpreis für den MiMI wäre 32.000 Euro. Da sind 35.000 Euro für den ausgewachsenen Opel Ampera doch ein Schnapper, oder? Ganz zu schweigen von der geschickt in die Welt gesetzten Formulierung "zum Preis eines guten Diesels". Ferdinand Piech versprach einst als Audi-Lenker, bald würde der Allradantrieb zum Preis eines Satzes Winterreifens verkauft werden. Mann, sind Winterreifen teuer geworden.

Der Piech von heute ist der schwedische Tuner Koenigsegg. Zusammen mit der Firma NLV Solar AG des Erfinders Nunzio La Vecchia hat man das Elektro-Sportwagen NLV Quandt zusammengebastelt. Zwillingsmotor mit 512 PS, 275 km/h Spitze, 5,2 Sekunden auf 100 km/h und in 20 Minuten an der normalen Steckdose wieder aufgeladen. Sensationell: Die dabei maximal aufzusaugenden 1,2 Kilowattstunden für den Witzpreis von 25 Cent reichen für 500 Kilometer. Und dank einer Solarstrom erzeugenden Folie auf der Karosserie kann es noch viel billiger werden.

Nunzio ist übrigens laut der verschickten Pressemitteilung Sohn italienischer Einwanderer, Flugzeugpilot, Rennfahrer, Musiker, Komponist und innovatives Genie in einer Person. Meiner persönlichen Meinung nach trägt La Vecchia den Pfeil nicht nur im Namen, sondern auch im Kopf.