Köln.. Wer folgt Monika Piel als WDR-Intendant? Ihr Rücktritt traf den Sender völlig unerwartet. Bevor der Rundfunkrat nun über ihre Nachfolge abstimmt, muss er erstmal klären, wie ein Kandidat gesucht werden soll. Gelegenheit bietet die Rundfunkratssitzung am Montag.

Der WDR-Rundfunkrat befasst sich am Montag mit dem überraschenden Rücktritt von WDR-Intendantin Monika Piel. Piel (61) hatte am Freitagabend erklärt, vorzeitig aufhören zu wollen, sobald ihre Nachfolge geregelt sei. Sie gab "persönliche Gründe" an. Näheres über diese Gründe wurde auch am Wochenende nicht bekannt.

Piels Ankündigung kam unmittelbar vor der nächsten regulären Rundfunkratssitzung an diesem Montag. Dessen Vorsitzende Ruth Hieronymi hatte bereits gesagt, das Gremium müsse sich zunächst darüber verständigen, mit welchem Verfahren der Nachfolger oder die Nachfolgerin gefunden werden soll. Piels "überraschende Entscheidung" hatte Hieronymi bedauert und mit Respekt zur Kenntnis genommen.

Die Rundfunkratssitzung am Montag ist nicht öffentlich. Auch die Tagesordnung wurde am Sonntag nicht bekanntgegeben. Nach dpa-Informationen könnte Piels Nachfolger durch eine Ausschreibung oder ein Verfahren gefunden werden, bei dem Vorschläge aus dem Kreis der 48 Ratsmitglieder kommen. Vor der Wahl Piels Ende 2006 hatte ein Ausschuss des Rates zahlreiche Gespräche mit möglichen Kandidaten geführt.

Hannelore Kraft über Rücktritt "bestürzt"

Piel ist seit 2007 Intendantin der größten ARD-Anstalt. Der Rundfunkrat hatte erst im vergangenen Jahr ihre Intendanz bis 2019 verlängert. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Als WDR-Intendantin verdiente sie laut WDR-Geschäftsbericht 2011 knapp 320 000 Euro plus Dienstwagen. 2011 und 2012 war sie als erste Frau ARD-Vorsitzende

Piel hatte mit der Ankündigung ihres Rücktritts auch engste Mitarbeiter und die Landesregierung völlig überrascht. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sprach am Wochenende von einer "bestürzenden Nachricht". "Als Intendantin stand Monika Piel für eine offene Dialogkultur - innerhalb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und darüber hinaus", hieß es in einer Mitteilung. "Wir respektieren ihre persönlichen Gründe. Dennoch bedauern wir diesen für uns alle überraschenden Schritt."

Nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" (Samstag) hatte selbst am Freitagmorgen beim WDR in der morgendlichen Lagebesprechung niemand auch nur einen Hauch Amtsmüdigkeit gespürt. Noch am Mittwoch hatte Monika Piel laut der Zeitung vor leitenden Mitarbeitern einen neuen Prozess in ihrem Heimatsender angestoßen: die Fortschreibung der Programmgrundsätze und der Leitlinien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dies, so betonte sie, sei insbesondere in dieser Zeit nötig, in der die neue Rundfunkgebühr und die heftige Kritik daran eine öffentliche Debatte angestoßen habe.

Kritik wegen Gottschalk-Pleite

Spekulationen über Piels Beweggründe gab es in den Medien nur sehr wenige. Handfeste dienstliche Gründe, die den Rücktritt erklären können, konnte dabei niemand ausmachen. Laut "Süddeutscher Zeitung" hatte Piel bei ihrer Wiederwahl im Mai 2012 offengelassen, ob sie die gesamte Amtszeit bleiben wird. Der Rundfunkrat hatte sie damals ohne Gegenkandidaten für weitere sechs Jahre gewählt. Diese zweite Amtszeit hätte am 1. April begonnen.

Piel ist nicht unumstritten. In die Kritik geriet sie etwa wegen Thomas Gottschalks Quotenpleite in der ARD. Den Streit mit den Zeitungsverlegern um die "Tagesschau"-App konnte sie nicht beilegen. Kritiker werfen ihr außerdem vor, den Widerstand gegen die Reform der Kulturwelle WDR3 unterschätzt zu haben.

Die Journalistin ist seit mehr als 30 Jahren für den WDR tätig. 1978 fing sie als Redaktionsassistentin im Hörfunk an, wurde später Redakteurin, Moderatorin, Parlamentskorrespondentin, Wirtschaftschefin und Hörfunkdirektorin. Von 2001 bis 2007 moderierte sie den ARD-Presseclub. Piel lebt in der Voreifel. Sie ist Mutter einer erwachsenen Tochter. Verheiratet ist sie mit dem WDR-Moderator Roger Handt. (dpa)