Unna..

„Wenn Inklusion nach dem Gießkannenprinzip läuft, ist es zum Scheitern verurteilt“. Das sagt Klaus Eberl, Leiter der Abteilung „Bildung“ der Evangelischen Kirche im Rheinland. Nach dieser Auffassung dürfte das Unnaer Modell keine Zukunft haben.

Denn in der Kreisstadt gilt beim Thema „Gemeinsames Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern“ in den weiterführenden Schulen noch das Motto: Beim nächsten Mal ist ein Anderer an der Reihe. Im Primarbereich funktioniere die Inklusion.

Eberl ist der Meinung, ein einziges behindertes Kind werde in der Regelschule untergehen. „Schaffen sie Vorreiterschulen für ihren Stadtteil“, forderte er.

Mehr als 300 Interessierte, vorwiegend Pädagogen und betroffene Eltern, folgten der Einladung des Kirchenkreises in die Aula der Harkortschule. Hochkarätig war das Podium besetzt – unter anderem mit der NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne).

Es gab leider viel zu lange theoretische Aussagen zum Thema. Inklusion dürfe keine Pflichtaufgabe sein. Man benötige bestens geschulte Lehrkräfte und es müsse ein Miteinander von Sonderpädagogen und Regelschullehrern geben. Am besten, der jeweilige Lehrer beherrsche gleich alle Metiers.

Das klingt ja erst einmal gut – die Praxis ist davon leider noch weit entfernt. So appellierte etwa Ulrike Hüppe, Vize-Landesvorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft „Gemeinsam lernen – Gemeinsam Lernen“, schnell zu handeln. „Die Kinder wachsen, werden älter, die wollen jetzt lernen, nicht später.“

Doch die Realität ist eine andere. Es fehlt an Personal, an der notwendigen Ausstattung, ja sogar am Rechtsanspruch. Das schrecke betroffene Eltern ab. In Förderschulen gibt es einen Fahrdienst, geeignete Hilfsgeräte. Wer kümmert sich darum in einer Regelschule? „Solche Sorgen treibt Eltern um“, wusste Hüppe.

Hans-Ulrich Bangert, Förderschullehrer, erinnerte daran, dass Barrierefreiheit nicht nur bedeutet, Aufzüge in Schulen zu bauen. „Wir müssen neu lehren lernen.“ Löhrmann, selbst ausgebildete Lehrerin, nahm diesen Hinweis dankend auf: „Wir unterrichten noch Fächer und nicht Kinder; wir schauen nur, was ein Kind nicht kann und fördern nicht seine Stärken.“ Dass dafür auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, forderten die vielen anwesenden Pädagogen. Doch eine notwendige Erhöhung etwa des Stundenkontingents von Lehrkräften bleibe aus. Dass derzeit noch viele Sonderpädagogen von Regelschule zu Regelschule reisen, um die behinderten Schüler zu unterstützen, mache die Problematik deutlich. „Diese Lehrer müssen eigentlich im Lehrerzimmer Teil des Teams werden“, sagte Reinhard Illian, Leiter Integration an der Matthias-Claudius Schule Bochum. Und Hüppe ergänzte: „Jedes Kind will lernen.“