Bonn. Wie schwach oder ambitioniert ein Kopenhagener Klimaschutzabkommen auch ausfällt – es wird die Zukunft des Energielandes Nordrhein-Westfalen wesentlich prägen.

NRW verbraucht 40 Prozent des Industriestroms, deckt ein Drittel des deutschen Strombedarfs. Rund 300 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr werden an Rhein und Ruhr produziert – das ist etwas mehr als ein Drittel der deutschen Emissionen und nur unwesentlich weniger als die Menge, die Spanien jährlich in die Atmosphäre entlässt. Kein anderes Bundesland werde von den CO2-Sparzielen künftiger UN-Abkommen härter und direkter getroffen als NRW, argumentieren die hier ansässigen Unternehmen der Strom-, Stahl- und Chemieindustrie.

Doch nicht nur die Reduktionsziele sind das Problem, auch der Zwang zur Erneuerung. Würde das Versprechen der Industrienationen, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, in den kommenden Jahrzehnten umgesetzt, müssten in NRW bereits mittelfristig verstärkt kohlenstoffarme Energietechnologien eingesetzt werden. Das Klimaschutzkonzept der Landesregierung setzt hingegen auf die Erneuerung bestehender Kraftwerke. Bis 2020 müsste die Hälfte der bestehenden 40 Kraftwerke ersetzt werden.


„Das gab es noch nie”

Christoph Bals von der Umweltorganisation German-watch sieht in dem Wandel eine Chance für NRW, wenn es innovative Energietechnologien entwickle und exportiere. „Es geht um einen Versuch, den es noch nie in der Weltgeschichte gegeben hat”, sagt Bals. „Wenn man erreichen will, den Anstieg der Temperaturen auf zwei Grad zu beschränken, dann müsste sich die technische Revolution dreimal schneller vollziehen als wir es je gesehen haben.”