Essen. „Erlebniswelten für alle” verspricht Fernsehkabel-Anbieter Unitymedia. Im Alltag löst allein die Nennung des Firmennamens bei vielen Menschen eher Ärger, Frust und Wut aus.
Nach unserem Bericht über die 13 000 Verbraucher-Beschwerden über das Unitymedia-Geschäftsgebahren meldeten sich auch zahlreiche Leser, um ihre teils haarsträubenden Erfahrungen mit dem Quasi-Monopolisten zu schildern. Im Mittelpunkt stehen dabei immer wieder die offenbar rüden Methoden, mit denen versucht wird, den Menschen digitale Kabelanschlüsse zu verkaufen. Dazu Hintergrund-Informationen.
Wird es bald tatsächlich kein analoges Kabelfernsehen mehr geben?
Wenn Werber von Unitymedia an der Haustür behaupten, dass der analoge Kabelanschluss bald nur noch ein schwarzes Bild liefern wird, so ist das falsch. Es besteht deshalb auch kein Grund, schnellstens einen Vertrag über einen kostenträchtigen Digital-TV-Anschluss zu unterschreiben. Das analoge Kabelfernsehen wird laut Experten mindestens noch fünf, sechs Jahr verfügbar sein.
Aber 2012 soll das analoge Fernsehen doch abgeschaltet werden . . .
TV-Zuschauer sollten sich nicht irritieren lassen, wenn ARD und ZDF davon sprechen, 2012 die analoge Ausstrahlung über Satellit einzustellen. Das hat nichts mit der analogen Weiterleitung ihrer Programme im Kabel zu tun. Zur Verdeutlichung: Bundesweit haben erst 30 Prozent der Kabelnutzer einen digitalen Anschluss. Das heißt: Würde das analoge Kabelfernsehen tatsächlich bald abgeschaltet, würde die Unitymedia auf einen Schlag 70 Prozent ihrer Kunden nicht mehr beliefern und verlieren.
Gibt es digitales Kabel-TV auch ohne Extrakosten?
Ja. Allerdings gibt es im Werbematerial der Unitymedia keine klaren Aussagen. Wem die öffentlich-rechtlichen Sender reichen, kann sie in digitaler Qualität auch ohne Extravertrag mit der Unitymedia sehen. Dafür braucht man aber einen digitalen Kabelempfänger, der ab 50 Euro im Handel zu bekommen ist. In vielen neuen Flachfernsehern ist ein solches Empfangsteil bereits eingebaut. Beim Kauf dieser Empfangsgeräte sollte man auf die Bezeichnung DVB-C (steht für digitales Kabelfernsehen) achten. Wer bei der Ersteinrichtung der Geräte – so ein Tipp aus dem Fachhandel – etwas mit der Ländereinstellung experimentiert, kann die Zahl der empfangbaren Digitalsender noch erhöhen.
Wofür wird der von Unitymedia angepriesene Digitalvertrag gebraucht?
Nur wer auch die im digitalen Kabel verschlüsselten und bereits durch Werbung bezahlten Privatsender wie RTL, SAT1 und Co. sehen will, muss noch einmal extra bezahlen und einen Digitalvertrag abschießen. Der kostet – neben dem vom Vermieter mit den Mietnebenkosten eingezogenen Kabelgeld – 3,90 Euro im Monat. Wer einen Einzelvertrag mit Unitymedia hat, zahlt 16,90 Euro im Monat für Analog- und Digitalanschluss sowie Digitalempfänger. Möchte man einen eigenen Empfänger nutzen, müssen fünf Euro zusätzlich bezahlt werden. Das gilt auch für Besitzer von Flachfernsehern mit DVB-C-Teil. Hierfür ist zudem ein Entschlüsselungsmodul für 60 bis 100 Euro nötig. Hinzu kommt, dass der Zwei-JahresDigitalvertrag für knapp 20 Euro freigeschaltet werden muss.
Kann man Videorekorder weiter benutzen?
Im Prinzip ja, aber nur analog. Das gilt auch für digitale DVD-Rekorder, die somit aber nur mit der mäßigen analogen Bildqualität gefüttert werden können – es sei denn, man schließt einen weiteren Digitalvertrag über fünf Euro im Monat ab. Das gilt auch für einen flachen Zweit- oder Drittfernseher – es sei denn, man verzichtet auch auf digitale Qualität und guckt weiter analog. Bei dieser Technik können nach wie vor beliebig viele Geräte genutzt werden.
Kann man am digitalen Anschluss auch moderne Festplatten-Rekorder benutzen?
Wieder: Im Prinzip ja. Aber dafür sieht die Unitymedia eigentlich nur einen von ihr ausgewählten Rekorder vor, für den monatlich zehn Euro (und 20 Euro Aktivierungsgebühr) gezahlt werden müssen. Ob auch andere Empfangsrekorder genutzt werden können, ist unklar. Wenn, dann ist auch hier wieder ein Extravertrag über fünf Euro im Monat fällig.