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Hausmittel und Hausrezepte kennt beinahe jeder gegen die kleinen Erkrankungen des Alltags. Doch welche helfen und welche sind als Mythos abzustempeln? Apothekerin Sonja Wahlhäuser aus der Allee-Apotheke und die Apotheker Christian und Georg van Bremen aus der Rathaus-Apotheke standen unserer Redaktion Rede und Antwort.
Hals- und Ohrenschmerzen
Ein Hausmittelchen gegen Halsschmerzen soll das Trinken von Ananas-Saft sein: „Es gibt die Theorie, dass Ananas Enzyme enthält, die abschwellend wirken“, bestätigt Apotheker van Bremen. „Es gibt sogar ein Präparat mit Ananas-Enzymen, das HNO-Ärzte empfehlen.“ Darin sei der Wirkstoff wesentlich stärker konzentriert als in Saft: Doch schaden, so der Apotheker, kann ein Schluck Saft auf keinen Fall.
Bei Ohrenschmerzen können Zwiebeln zum Einsatz kommen. Das weiß die Hausapotheke und das bestätigt auch Apothekerin Sonja Wahlhäuser: Kleingehackt, vielleicht kurz angedünstet oder kurz in der Mikrowelle erwärmt und dann in ein Baumwolltaschentuch verpackt, kann das Zwiebelsäckchen auf dem Ohr die Beschwerden lindern, denn die Zwiebel hat schmerzstillende und entzündungshemmende Eigenschaften.“
Erkältungen
Viele Menschen greifen bei Erkältungen zu Tees, vor allem Kamille kommt zum Einsatz. „Zur Unterstützung ist das eine gute Idee“, befindet Apothekerin Sonja Wahlhäuser. „Kamillentee werden entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften zugeschrieben“, erklärt sie. Doch: Tees sollten allgemein nur als „ergänzende Helfer“ in der Selbstmedikation eingesetzt werden. Dann darf auch Aufgebrühtes aus Ingwer oder Thymian Anwendung finden: „Thymian wirkt desinfizierend, zudem hat er eine leicht antibakterielle Wirkung.“ Es gebe zum Beispiel einen Hustensaft mit Thymian. „Allerdings ist dieser im Gegensatz zum Tee hochkonzentriert und hat daher auch eine starke Wirkung“, so die Apothekerin.
Ein anderes Heißgetränk aus der „Hausapotheke“ wird ebenfalls gern gereicht: Hühnersuppe. „Diese Suppe ist bestimmt eine gute Möglichkeit, dem Körper wieder Elektrolyte, also Salze zuzuführen“, bestätigt Apotheker Christian van Bremen, „Doch um eine Erkältung zu bekämpfen ist Hühnersuppe nicht sinnvoll. Sie steigert eher das persönliche Wohlbefinden.“
Aus der Kategorie „Mut zum Hausmittel“ stammt der Zwiebelsaft. Ein abgekochter Sud aus frischen Zwiebeln soll angeblich der Erkältung den Garaus machen: „Knoblauch und Zwiebeln werden antibiotische Eigenschaften nachgesagt“, erklärt Apotheker Georg van Bremen. Doch er bezweifelt, dass das stark riechende und intensiv schmeckende Gebräu eine Wirkung bei Erkältungen erzielt.
Magen & Darm
Gefragt nach einem Mittel gegen Magen- und Darmgrippe heißt die Antwort häufig: Salzstangen und Cola. Während die Salzstangen vor den Augen von Apothekerin Sonja Wahlhäuser noch bestehen, fällt die Cola bei ihr als auch bei ihren Berufskollegen durch. „Bei Durchfall können Salzstangen einen Teil der Elektrolyte zurückgeben, die der Körper verliert. Kohlensäurehaltige Cola kann den Magen jedoch zu stark belasten“, sagt Wahlhäuser und Christian van Bremen ergänzt: Außerdem hat Cola zu viel Zucker.“ Ganz davon abgesehen, dass eine koffeinhaltige Limonade für Kinder generell keine gute Idee ist. Statt Salzstangen und Cola sollte lieber zu magenberuhigendem Kamillen- oder Fenchel-Anis-Kümmel-Tee und Zwieback gegriffen werden. Beide Apotheker empfehlen zudem eine spezielle Elektrolyt-Lösung.
Nasenbluten
Den Kopf nach vorn legen und einen kalten Lappen in den Nacken legen. Dieses Hausmittel gegen Nasenbluten findet auch Apothekerin Sonja Wahlhäuser gut: „Durch die Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen.“ Wer öfter Probleme mit Nasenbluten hat, sollte überprüfen, ob er blutverdünnende Medikamente nimmt, die anders dosiert werden müssten.
Verbrennungen
Kühlen, kühlen, kühlen und nochmals kühlen rät der Volksmund bei Verbrennungen. Das ist soweit auch korrekt, bestätigt Apotheker van Bremen. Doch auf die Technik kommt es an: „Das Wasser darf nicht zu kalt sein und die betroffene Stelle muss nicht nur kurz, sondern mehrere Minuten gekühlt werden. Mindestens über einen Zeitraum von fünf bis zehn Minuten.“ Und wenn sich Blasen bilden oder die Haut gar ablöst, ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.