Rünthe..
Rund 100 Liter Blut hat er in seinem Leben schon gespendet. Erst am Sonntag wieder ließ sich Karl Walter Przybyl (ausgesprochen: Pschibüll) die Nadel in seine Vene stechen. Insgesamt zum 210. Mal seit seinem 24. Lebensjahr.
Mittlerweile gab es für dieses ungewöhnliche Engagement so viele Urkunden, dass Karl Walter Przybyl der Platz dafür ausgegangen ist. Doch er fand eine Lösung. An der Wohnzimmerwand, neben den Fotos seiner Töchter, hängt ein Rahmen mit der Auszeichnung für die 200. Blutspende. Im gleichen Rahmen, unter der 200-er Auszeichnung, befinden sich die anderen Urkunden: für 175 Spenden, für 150, für 125, für 100 ....
„Ganz so viele Blutspenden waren es ja nicht“, sagt der 72--Jährige bescheiden. „10 bis 15 Mal habe ich auch Plasma gespendet. Das wird ja auch in den Ausweis eingetragen.“
Bei einer Plasma-Spende wird dem Körper mit Hilfe einer Spezialmaschine nur das Blutplasma entzogen; das restliche Blut wird dem Körper sofort wieder mit einem zweiten Schlauch zugeführt. Diese Art der Spende darf 26 Mal im Jahr durchgeführt werden, ist aber zeitaufwendiger als eine „normale“ Blutspende.
Auch bei einer „normalen“ Blutspende (500 ml) wird das Blutplasma „ausgefiltert“ und eingefroren. Wieder verwendet wird erst einmal nur das Restblut, etwa die Hälfte der Spende. „Wir dürfen das Plasma erst nach 126 Tagen verwenden, wenn durch eine erneute Spende des Spenders ein zweites Mal nachgewiesen wird, dass das Plasma ohne Risiko weiterverwendet werden kann“, sagt Sabine Gräfe vom Blutspendedienst West. Das Problem: Zu einer erneuten Spende kommt es nach dieser Frist oft gar nicht mehr. Viele Spender spenden nur einmal im Jahr - wenn überhaupt. Manche Spender kommen nie wieder. In NRW kann der Blut-Bedarf durch die eigene Bevölkerung deshalb nicht gewährleistet werden; es müssen Spenden aus Süddeutschland „importiert“werden.
„Für die aktuell EHEC-Erkrankten brauchen wir dringend Blutplasma“, fleht Gräfe regelrecht. „Bitte kommen Sie erneut zur Spende, damit wir Ihr Plasma freigeben können.“
Karl-Walter Przybyl muss darum nicht gebeten werden. Er kommt bestimmt wieder. Doch zuvor, am Weltblutspendertag am 14. Juni, fährt er erst einmal nach Berlin. Dort wird er mit 64 Mitbürgern aus ganz Deutschland für sein Engagement geehrt - Besuch des Bundeskanzleramtes und des Udo Lindenberg-Musicals inklusive. „Ich war das letzte Mal 1989 in Berlin. Da gab es die DDR noch. Ich bin gespannt auf die Veränderungen“, sagt Przybyl.