Herscheid..

Minutenlange stehende Ovationen gibt es in der Herscheider Apostelkirche nicht so häufig. Nach dem Konzert des Kammerchors der Dresdener Frauenkirche unter der Leitung von Chorleiter und Organist Matthias Grünert bedankte sich das Publikum auf diese Weise für den namhaften Besuch.

Bis zu neunstimmige a-cappella-Werke des Chors sowie Orgel-Werke des 17. und 18. Jahrhunderts bescherten den Zuhörern in der vollbesetzen Kirche Musikgenuss auf höchstem Niveau.

„Wie kommt ein Weltstadtchor nach Herscheid?“, begrüßte Pfarrerin Inge Rethemeier den jungen Dresdener Chor. Und in der Tat stellte sich diese Frage, wie die Ebbegemeinde zu der Ehre kam, ein solch namhaftes Ensemble zu begrüßen, das sogar schon für den US-Präsidenten Barack Obama gesungen hat.

Bachs mächtige Toccata in d-moll

„Weil Herscheid die Mitte ist“, schmunzelte Rethemeier: „Man muss nur wissen wovon.“ Die Antwort lautet: Der Kammerchor befindet sich derzeit auf der Reise zum 50. Jubiläum der Kathedrale im englischen Coventry. Und auf der Route Dresden-Coventry befindet sich Herscheid genau auf der Hälfte des Weges. Weil die Sängerinnen und Sänger im Haus Nordhelle übernachten, suchten sie eine Auftrittsmöglichkeit „in einer netten Dorfkirche möglichst nahe dem Quartier“.

Dank dieses glücklichen Zufalls wurde den Besuchern des ander­t­halbstündigen Konzerts eine perfekte Mischung aus Chor- und Orgelmusik geboten – Chorleiter Grünert präsentierte an der Orgel die Partita „O Gott, du frommer Gott“ und das wohl bekannteste Orgelwerk der europäischen Musikgeschichte „Toccata und Fuge d-moll“ des großen Johann Sebastian Bach. Der Organist entlockte der Herscheider Orgel mit großer Virtuosität die zartesten und prachtvollsten Töne – das Publikum zeigte sich begeistert. „Es ist wirklich schön und hat viel Spaß gemacht, in dieser schönen, schmucken, kleinen Kirche zu spielen“, bedankte sich Grünert beim Publikum.

Die Stimmgewalt des Kammerchors riss die Zuhörer mit. Die vier- bis neunstimmigen Stücke zeigten die gesamte Bandbreite des Chors: Ob Fortissimo oder Pianissimo, ob tiefer Bass oder hoher Sopran – die technisch versierten Sängerinnen und Sänger überzeugten mit klarer Deklamation, sicherer Intonation und herausragender stimmlicher Präsenz..

Neben den Werken „Herr, auf dich traue ich“, „Deutsches Magnificat“ und „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ des Komponisten Heinrich Stütz zeigte der Chor sein Können bei „Komm, Jesu, komm“ von Johann Sebastian Bach, „Domine, ad adjuvandum me“ (Gottfried August Homilius), „Locus iste“ (Anton Bruckner), „Schaffe in mir Gott“ (Johannes Brahms) und Samuel Barbers „Agnus Dei“. Nach einer Zugabe überreichte die Herscheider Kirchenmusikerin Christiane Nockemann-Mätzig dem Kammerchor als Dank ein Präsent.

Für den Auftritt wurde kein Eintritt, sondern eine angemessene Kollekte verlangt, man sei schließlich in der Kirche und nicht im Konzertsaal, so Rethemeier.