Werdohl..
Kleinkonsumenten sollen künftig etwas mehr Haschisch oder Marihuana mit sich führen dürfen. Drogenberater sehen die Pläne der neuen rot-grünen Landesregierung skeptisch. Und die Staatsanwalschaft mahnt: Jeder Drogenbesitz wird angezeigt.
„Cannabis ist nicht gleich Cannabis“, weiß Stefan Tertel von der Anonymen Drogenberatung Drobs. Warum das wichtig ist? Der neue NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) will wieder höhere Mengen weicher Drogen für den Eigenbedarf erlauben. Die Drogenberater in Werdohl sehen den Plan skeptisch.
Beim Cannabis, aus der Hanfpflanze gewonnen, gibt es die „weiche“ Version und eine Sorte mit immens hohem Wirkstoffgehalt. „Wie bei einer hochgezüchteten Tomate“, veranschaulicht Drobs-Geschäftsführer Tertel. Bei der geplanten Liberalisierung sei wieder nur vom erlaubten Gewicht, zehn statt sechs Gramm Haschisch und Marihuana, die Rede. „Gerade die Jugendlichen hören da heraus: Bis zehn Gramm ist alles legal – das finden wir fatal“, sagt Tertel.
Kaum jemand mache sich klar, dass jeder Rauschmittelbesitz auch angezeigt werde. Grundsätzlich müssen Jugendliche und Heranwachsende selbst bei kleinsten Mengen an Drogen mit Sanktionen rechnen, verweist der Hagener Staatsanwalt Hans-Werner Münker auf einen Erlass des Ministeriums. „Mindestens ein erzieherisches Gespräch sollte stattfinden.“
Plötzlich ist der Führerschein futsch
Wenn nicht strafrechtliche kann der Drogenkonsum neben den gesundheitlichen auch praktische Folgen haben: Plötzlich ist nämlich der Führerschein futsch. Denn auch das Straßenverkehrsamt wird informiert und schaut sich die Tauglichkeit zum Führen eines Fahrzeugs unter eventuell viel strengeren Gesichtspunkten an, ergänzt Sozialpädagoge Werner Mirbeth, Mitarbeiter der Drobs Werdohl.
Neben der 10-Gramm-Grenze bei Haschisch und Co. sollen künftig auch wieder 0,5 Gramm bei Kokain, Heroin und Amphetaminen erlaubt sein – bisher gilt eine Nullgrenze. Gerade bei Amphetaminen (Tertel: „Das Kokain des kleinen Mannes“) leuchten bei den Drogenberatern die Alarmleuchten auf. Amphetamin („Speed“ oder „Pep“) sei schon zur Alltagsdroge geworden – gerade bei Azubis oder Berufsschülern, die sich nach Party-Wochenenden für die Arbeit aufputschten.
Das Pulver in der Stadt zu bekommen, sei kein Problem, kennt man nur die einschlägigen Kreise. Die Folgen können verheerend sein: Gehirnschädigungen oder starke Psychosen. Daher warnt Werner Mirbeth ausnahmslos vor sorglosem Umgang mit Drogen: „Denn sie wissen nicht, was sie tun...“.