Essen.. Wenn in einem Atomkraftwerk die Kühlung versagt, dann kommt es zu einer Kernschmelze – dem Horrorszenario in einem Akw. Der radioaktive Stoff frisst sich durch die Wände, durch die letzten Sicherheitsbarrieren.
Es ist das Horrorszenario in einem Atomkraftwerk - der Unfall, der nicht beherrschbar ist: die Kernschmelze.
Zu einer Kernschmelze kann es kommen, wenn bei einem Atomkraftwerk die Kühlung versagt, sämtliche Sicherheitsvorkehrungen ausfallen und sämtliche Sicherheitsbarrieren durchbrochen werden. Zunächst schmilzen die Metallhülsen der Brennstäbe, sie verlieren ihre Form. In diesen ummantelten Stäben befindet sich der Uran- oder Plutoniumbrennstoff, der sich nun erhitzt. Die Kettenreaktion erfolgt dann „unkontrolliert“. Sie ist nicht mehr aufzuhalten.
Die Schmelzmasse frisst sich durch die Stahlwände des Reaktorbehälters. Eine große Menge radioaktiver Stoffe würde in das Gebäude rund um den Reaktorbehälter gelangen. Es ist die letzte Sicherheitsbarriere, die den Austritt von Radioaktivität in die Umwelt verhindern soll. Radioaktive Stoffe können das Grundwasser erreichen und verseuchen. Wird das Reaktorgebäude beschädigt, werden große Mengen radioaktiver Stoffe oberirdisch freigesetzt.
Besondere Gefahr der Wasserstoffexplosionen
Wasserstoffexplosionen (Knallgasexplosionen) stellen eine große Gefahr dar. Steht der Reaktordruckbehälter unter Druck, kann es bei den im inneren ablaufenden Reaktionen mit Wasserdampf zu einer Explosion kommen. Die Wucht könnte das Reaktorgebäude zerstören. Hoch radioaktive Spaltprodukte dringen nach außen und breiten sich in der Umgebung aus.
Das betroffene Atomkraftwerk Fukushima I ist ein Siedewasserreaktor. Man muss sich ihn als riesigen Wasserkocher vorstellen. Die Wärme der Kernspaltung erzeugt Dampf, der eine Turbine antreibt, die Energie produziert. In einem Siedewasserreaktor gibt es lediglich einen Wasserkreislauf. Das Wasser, das an dem gesamten Kreislauf beteiligt ist bleibt immer in diesem Kreislauf, da es im Druckbehälter mit radioaktiven Partikeln verseucht wird. Kommt es in diesem Kreislauf zu einem Leck, wenn etwa Dampfleitungen reißen, könnten große Mengen von radioaktiv verseuchtem Wasser in die Umwelt gelangen.
Das bekannteste Ereignis einer Kernschmelze ist der Reaktorunfall im Block 4 des Kraftwerks von Tschernobyl in der Ukraine am 26. April 1986. Nach einer Explosion im Reaktorkern wurde eine große Menge radioaktiver Stoffe freigesetzt. Die radioaktive Wolke verbreitete sich damals über weite Teile Europas. Der Reaktortyp in Tschernobyl ist jedoch mit Fukushima nicht vergleichbar. Der Unglücksreaktor von Tschernobyl war ein Druckröhrenreaktor, bei dem es im Reaktorkern zu einem Graphitbrand kam.
Aber auch in Reaktoren westlicher Bauart kam es zu gravierenden Unfällen. Im März 1979 März 1979: Maschinen- und Bedienungsfehler führen im US-Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg zum Ausfall der Reaktorkühlung, die eine partielle Kernschmelze und die Freisetzung von radioaktiven Gasen zur Folge hatte.