Was haben die Kämpfer nicht alles getan, um die Menschen für die Organspende zu sensibilisieren. Und es schien auf einem guten Weg. Der Organspende-Ausweis in der Geldbörse nahm sich plötzlich neben der Kreditkarte gut aus. Ich gebe meine Leber, mein Herz, meine Niere – Leben retten wurde langsam zum Image-Faktor.
Was jetzt passiert, ist Gift für das, was wir so dringend brauchen: den Glauben, durch unser Tun die Welt ein Stückchen besser zu machen. Wer Organe spendet, tut das. Zweifellos – aber nicht zweifelsfrei. Denn die Angst, dass man uns eher sterben lässt, um schnell an unsere Organe zu kommen, ist weit verbreitet.
Derzeit glaubt man nicht an den Normalfall
Im Gegensatz zu den Praktiken, an den Wartelisten vorbei Organe zu verteilen, lassen sich diese Ängste entkräften: Zwei Ärzte, die nichts mit der Transplantation zu tun haben, müssen unabhängig voneinander den Hirntod feststellen. Nur dann dürfen die Organe entnommen werden. Das ist der Normalfall. Doch zurzeit glaubt man, dass es gar keinen Normalfall mehr gibt. Dass unser Vertrauen missbraucht wird. Dass Dinge passieren, die kriminell sind.
Es bleiben zurzeit viele Zweifel. Doch bei aller Skepsis sollten wir die Verzweifelten nicht vergessen, die Tag für Tag auf den Anruf warten: „Kommen Sie sofort. Ihre Niere ist da.“ Und wenn das nicht hilft, könnten wir uns ja mal vorstellen, wie es ist, wenn wir selbst betroffen sind.