Essen. In der Debatte um ein Schweinefleisch-Verbot in zwei Leipziger Kitas wird Ernährung unnötig instrumentalisiert und ein wichtiges Thema vergessen.
Der Leiter einer Leipziger Kita denkt darüber nach, aus Rücksicht auf muslimische Kinder das Schweinefleisch vom Speiseplan zu nehmen – und die deutsche Seele kocht. Nimmt uns diese Minderheit noch das Schnitzel und die Bockwurst weg, dann ist es endgültig geschehen um das christliche Abendland, so lautet die unterschwellige Botschaft.
Vieles spricht dafür Schweinefleisch aus den Kitas zu verbannen
Ernährung wird in dieser Debatte einmal mehr instrumentalisiert. Ein vermeintlicher Glaubenskrieg soll nun also mit Messer und Gabel ausgefochten werden. Betrachtet man nüchtern den gesundheitlichen Nutzen, so spricht tatsächlich vieles dafür, Schweinefleisch aus den Kitas zu verbannen. Schließlich sind die beliebtesten Klassiker wie Mortadella, Leberkäse und Hackfleisch-Bällchen alles andere als gesund. Hinzu kommt eine vernichtende Öko-Bilanz, die allerdings die meisten konventionell erzeugten Fleisch-Produkte gemein haben: ganz gleich, ob dafür nun ein Schwein, ein Lamm oder eine Kuh sterben musste.
Statt über das wichtige Thema frühkindlicher Ernährung aufzuklären, wird die nächste unheilige Sau durchs Dorf gejagt. Es regen sich ja alle so herrlich auf. Dabei funktioniert das Nebeneinander der Kulturen in unzähligen Kindertagesstätten reibungslos: Die meisten Eltern dürfen wählen, was ihrem Kind serviert wird. Und das ist in vielen Einrichtungen längst jede Menge Gemüse und Obst. Deren Verzehr ist sowieso besser für die Nerven. Also: Wenn die Cholesterinwerte angesichts der Aufregung übers Schweinefleisch-Verbot mal wieder in die Höhe geschnellt sein sollten: zwischendurch einfach mal einen Apfel essen.