Schwerte-Ost. Eine Weile hat es die Stadt mit Bußgeldern und Ordnungsverfügungen probiert, aber nichts half. Am vergangenen Freitag machten Stadt und Polizei ernst: Sie hoben einen Swingerclub an der Grünstraße aus.
Zugeparkte Gehwege, nächtliche Sexpartys mit entsprechender Werbung in verschiedenen Internet-Swingerclubportalen. Und das, obwohl das Haus lediglich über eine Konzession für einen reinen Saunabetrieb verfügt, Feierabend 22 Uhr. Stattdessen verraten Motto-Abende wie „Scharfer Freitag” oder „Nacht der Kerzen”, dass hinter diesen Mauern, gelegen in 58239 „Dreamland” (Traumland), wohl anderes abging.
Anwohner fanden keine Ruhe mehr
Das sah auch die Stadt so – das Maß war voll. Nicht nur für die Verwaltung, die nach eigenen Angaben seit Monaten mit Ordnungsverfügungen und Bußgeldbescheiden gegen die Betreiber vorging, als auch für die Anwohner der Grünstraße, die seit geraumer Zeit hautnah das nächtliche Treiben an den Wochenenden verfolgen mussten. Zwischenzeitlich war es schon so weit, dass sich unter den Anwohner die „Freie Bürgerinitiative Grünstraße” gegründet hatte. Nicht nur der Lärm störte die Nachbarn: Einer berichtet davon, dass den weiblichen Mitgliedern seiner Familie eindeutige Angebote von Club-Besuchern gemacht worden seien.
Spärliche Kleidung, erotische Hilfsmittel
In einer gemeinsamen Aktion der Bereiche Recht, Ordnung und Bauordnung der Stadt Schwerte, unterstützt durch die Polizei, wurden am vergangenen Freitag gegen 22.15 Uhr die Räume der Sauna besichtigt. Die zunächst als private Geburtstagsfeier deklarierte Party entpuppte sich bereits vom Augenschein her schnell als überregional beworbene Swingerclubparty. Erotische Hilfsmittel, Gäste in spärlicher Bekleidung und auch die weitere Ausstattung der Räume machten aus Sicht der Eingreiftruppe schnell deutlich, dass es hier eher nicht um Topfschlagen oder Kerzen ausblasen ging.
Wohl nicht ganz so abwegig: Auf einer befreundeten Internet-Plattform wendet sich das Team von ESS (Erlebnis-Sauna Schwerte, wobei wohl eher das Erlebnis im Vordergrund steht) an die „lieben Freunde”: Man habe beschlossen, heißt es da, „unsere Party Villa für unbestimmte Zeit zu schließen”. Umbau und Renovierung würden anstehen, man könne nicht vorhersehen, wie lange das dauert. Dann folgt die Einladung zur Abschiedsparty am 18. September: „Das Team der ESS möchte euch noch einmal live sehen.” 60 bis 80 Leute, schätzt Stadtpressesprecher Carsten Morgenthal, teilten diesen Wunsch und wollten tatsächlich mitfeiern.
Aber da war unerwartet Schluss mit lustig: Die Fortführung der vermeintlichen Geburtstagsparty wurde durch die städtischen Vertreter untersagt, die Räumung des Betriebes angeordnet.
Nicht unbedingt zur Freude der Clubgäste: Einige verabredeten beim Verlassen des Gebäudes eine Fortführung der erotischen Aktivitäten in ihren privaten Wohnungen, hieß es.
Haus der Leidenschaft in Westhofen
An der Grünstraße ist also vorerst Frieden geblasen. Wenn sich die städtischen Hüter der Ordnung ordentlich im Netz umgesehen haben, werden sie auch auf ein Haus der Leidenschaft in Westhofen gestoßen sein. Bleibt zu hoffen, dass da alles zum Besten steht – mit der Konzession.