Essen (dapd). Der Erfinder von "Hartz Dir Einen" hat einen Bescheid zum Arbeitslosengeld auf dem Tisch, als der zündende Einfall kommt. Bei dem 14-jährigen Yannick Holtkamp, dem jüngsten Spieleentwickler, ist es die Langeweile in der Nachmittagsbetreuung: Die Entstehungsgeschichten der Spieleneuheiten 2011 sind oft simpel - umso interessanter sind dagegen die Ideen, die dabei entstanden sind. Diese präsentierten Verlage und Autoren am Mittwoch vor den Internationalen Spieltagen in Essen.
Fast 800 Neuheiten reihen sich in den kommenden vier Tagen in elf Messehallen aneinander. "So viele und so vielfältige wie nie zuvor", sagt Dominique Metzler vom Friedhelm Merz Verlag. Von der Klassiker-Neuauflage großer Verlage (zum Beispiel "Obstgarten" von Haba) bis zur Erstentwicklung kleiner Ein-Mann-Unternehmen ist alles vertreten.
So entwarf Gunnar Seidel aus der eigenen Arbeitslosigkeit heraus sein Erstlingswerk "Hartz Dir Einen". In einem humorvoll angelegten Mix aus Brett- und Kartenspiel werden die Teilnehmer selbst zu Hartz-IV-Empfängern, die sich etwa dann freuen, wenn es einen Irrtum der Arbeitsagentur zu ihren Gunsten gab. Seidel weiß aus eigener Erfahrung: "Das kommt nicht besonders häufig vor."
Im Gegensatz zu vielen anderen Ausstellern hat der Dresdener Seidel keinen großen Verlag im Rücken. "Ich bin der Verlag", sagt er. Mit einem geliehenen Betrag hat er die Produktionskosten selbst bezahlt, 5.000 Exemplare seines Spiels muss er nun vermarkten. Auf der "Spiel 2011" hofft er auf seinen Durchbruch.
Der jüngste Spielemacher in der Runde, der 14-jährige Yannick Holtkamp, ist schon einen Schritt weiter. Sein Werk "Sparta" ist im Verlag Queen Games erschienen. Als zwölfjähriger Schüler kam dem Jungen aus dem Kreis Viersen die Idee zu dem Strategiespiel. "Die Hausaufgaben waren gemacht, zum Fußball spielen war keiner da", beschreibt er die damalige Situation. "Dann habe ich ein bisschen experimentiert." Das Ergebnis: 16 Helden kämpfen gegen 16 Schurken, Figuren müssen geschlagen, Städte eingenommen werden. "Leicht zu lernen, aber schwer zu meistern."
Strategie ist auch bei "Loopz" gefragt. Aus dem Spiel, das auf Reflexe und musikalisches Verständnis setzt, kann eine ganze Band werden. Der Mattel-Verlag ist sich sicher: So interaktiv war ein Spiel noch nie. Ob das auch bei den Besuchern so ankommt, zeigt sich bis Sonntag. "Nicht wir entscheiden über Tops und Flops", sagt Dominique Metzler, "das liegt allein bei den Besuchern."
Zwei Gewinner gibt es allerdings schon vor der Messe: Das Spiel "7 Wonders" ist der Gewinner des Deutschen Spielepreises 2011, der jedes Jahr einen Tag vor der Veranstaltung vergeben wird. In der Kategorie des besten Kinderspiels heißt der Gewinner "Monsterfalle", ein Teamspiel für Kinder ab sechs Jahren. Gefragt nach dessen Entstehungsgeschichte antwortet der Autor, Markus Brand: "Wir wollten ein Spiel in einer Schachtel." Die stand auf dem Tisch, "und dann kam eine Idee zur anderen."
dapd