Halver..
Glaubt man dem Maya-Kalender, soll heute die Welt untergehen. Zum Glück kennt der Bär am Berliner Platz das Schicksal der Stadt Halver bereits.
Hallo, Bär! Sag mal, heute sollte doch die Welt untergehen, und das Wetter passt auch zu der angekündigten, alles verschlingenden Überschwemmung. Sind bei dir vielleicht ein paar Außerirdische vorbeigekommen? Genügend Platz zum Landen hätten sie hier. Aber es sieht so aus, als sei in Halver alles beim alten...
Das täuscht. Hier waren sie schon, aber inzwischen sind sie längst wieder weg. Aber zugegeben, ich habe mir hier auch schon mal vergangenes Jahr am 28. Oktober die Beine in den Bauch gestanden und ewig gewartet, weil manch ein selbst ernannter Experte damals behauptet hat, das wäre das ultimative Untergangsdatum – und nichts war mit Außerirdischen...
Aber diesmal sind sie wirklich gelandet?
Ja, sag ich doch! Sind sie! Zum Glück bin ich so hübsch bunt angemalt. Da habe ich mich einfach hinter der Linde auf meinem Bäuchlein versteckt und mich tot gestellt, und da sind sie an mir vorbeigelaufen...
Aber war Halver denn nicht auch dem Untergang geweiht? Und wie konntest du sie überhaupt verstehen?
Hier kommen jeden Tag so viele Leute vorbei, da höre ich ständig gefühlt 1000 Sprachen – vor allem, wenn mal wieder jemand einen Wagen beim Ausparken gerammt und sich dann einfach davon gemacht hat. Da ist das bisschen Außerirdisch doch ein Klacks, aber das nur nebenbei. Soweit ich die Truppe verstanden habe, hatten sie wohl schon geplant, hier alles ratzekahl zu machen. Irgendwie war ihnen der Dauermiesepeter-Spruch „In Halver gibt es ja eh nichts!“ selbst in ihrer Galaxie zu Ohren gekommen, und da dachten sie sich wohl, das Untergehen hier wird ‘ne schnelle Kiste.
Man sollte meinen, derart hoch entwickelte Wesen wären über jedes Klischee erhaben... Allerdings: Der Leerstand in der Frankfurter Straße war da bestimmt nicht gerade eine Hilfe, oder?
Wie man’s nimmt. Einer der Außerirdischen frotzelte nach dem Anblick: ‘Ist hier schon ein anderer Trupp von uns durchgekommen? Was sollen wir denn hier noch untergehen lassen?’ Aber dann spürten sie wohl das Kopfsteinpflaster unter ihren Füßen, entdeckten die gemütlich schwatzenden Marktfrauen, und als dann noch die Glocken am runden Eck erklangen, erzählten sie irgendwas von „idyllisch“ und „pittoresk“ und machten auf dem Absatz kehrt.
Außerirdische mit einer sentimentalen Ader?!
Man soll’s nicht glauben, was? Unter uns: Ohne auf dem ausgelutschten Bild von den Marsmännchen herumreiten zu wollen – ich glaube, dass Halver den Beinamen ,Stadt im Grünen’ trägt, hat wohl auch nicht geschadet. Wer weiß, vielleicht haben sie sich dadurch spontan heimisch gefühlt? Würde mich jedenfalls nicht wundern. Wenn wir hier eines sind, dann schön grün! Dagegen kann nicht mal dieses französische Dorf Bugarach anstinken, das angeblich der einzig sichere Ort der Welt sein soll, wenn es um Untergänge geht. Andererseits sollten wir froh sein, dass Halver nicht ganz so populär ist, sonst würde es hier vor Esoterikern nur so wimmeln, und dann hagelt’s am Ende Beschwerden, dass es in Halver schon zur Genüge Sekten hat – und vorbei ist’s mit dem Idyll.
Und wie ging es dann mit dem abgebrochenen Untergang weiter?
Im Grunde kurz und schmerzlos. Das Trüppchen ist wieder zurück zum Raumschiff geschlendert, und ein, zwei der Außerirdischen haben vergnügt vor sich hin gefuttert. Ich sage nur: Maya-Brot. Das hat dann wohl den letzten Ausschlag gegeben. Sie meinten nur, das hätte schon etwas von Bewusstseinserweiterung. Und eine Stadt, in der so was noch möglich sei, sollte noch eine Chance bekommen. Außerdem: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der nächste Weltuntergang kommt bestimmt.