Nordlünern.
Der Bollerwagen ist für den jungen Vater Tobias Clodt am heutigen Vatertag nicht angesagt. Auch nicht für dessen Vater Werner Clodt. „Arbeit ist angesagt“, sagen beide. Donnerstags werden bei den Clodts die Ferkel ausgestallt. Egal ob Feiertag oder nicht.
Vater und Sohn, auf einem Bauernhof ist das ein ganz besonderes Verhältnis. „Zunächst stellt sich die Frage, übernimmt der Sohn den Betrieb“, sagt Vater Werner. Das hat der 34 Jahre alte Sohn nach einem Studium der Agrarwissenschaften getan. „2004 habe ich den Hof übernommen“, sagt Tobias Clodt. Aber dann fangen in manchen Fällen die Probleme zwischen Vater und Sohn auf Höfen oder Handwerksbetrieben erst an. Der Nachfolger packt etwas Neues an, der Vater legt sich quer. Denn: Meist ist es in der Landwirtschaft so, dass der Sohn den Hof vom Vater pachtet. So auch bei den Clodts in Nordlünern. „Wenn ich investieren will, brauche ich Geld. Und die Bank will Sicherheiten sehen“, sagt der Junglandwirt. Und Sicherheiten habe er nicht. Das Ackerland, das Sohn Tobias beleihen könnte, gehört schließlich nach wie vor dem 63-jährigen Altbauern. Tobias Clodt kenne ehemalige Studienkollegen, bei denen der Vater sein Land nicht als Sicherheit hergegeben habe. „Das ist dann eine ganz schwierige Situation.“
Vater Werner ergänzt: „Man darf sich nicht gegenseitig blockieren, wenn man etwas erreichen will.“ Aber er sagt natürlich auch, dass es in der täglichen Arbeit schon mal Reibereien gibt. Die Kunst sei eben, wie man damit umgehe. Ihm sei ja der Hof auch irgendwann von seinem Vater übergeben worden. Aber so ganz könne man sich eben nicht aus dem Tagesgeschäft rausziehen, das man sein ganzes bisheriges Leben verrichtet hat.
22 Jahre alt sei er gewesen, als er den Betrieb übernommen habe, Tobias Clodt 25. „Da kommt man früh in die Verantwortung“, sagt Vater Werner. Verantwortung für Familie und Betrieb. Die hat jetzt Sohn Tobias. Der verheiratete Mann ist Vater zweier Kinder, Lasse (2) und Talis (acht Monate). „Ich habe Verantwortung für die nachfolgende Generation“, sagt Tobias. Der Vater unterstützt ihn. Werner Clodt hat den Hof einst auf Schweinezucht spezialisiert. 500 Sauen grunzen dort.
Tobias Clodt hat den Betrieb um einen Maststall mit 800 Plätzen erweitert. Dazu kommt die Kooperation mit Jens Wisselmann und Thomas Döring. Sie haben zusammen einen Stall in Mühlhausen mit 2500 Tieren. Ebenfalls eine unternehmerische Entscheidung, die Vater und Sohn gemeinsam getragen haben. „Wir müssen unsere Ferkel ja irgendwo unterkriegen“, so Werner Clodt.
Vater Werner macht auch noch auf einen gesellschaftlichen Aspekt aufmerksam. „Auf einem Bauernhof war es immer so, dass die Generationen unter einem Dach gelebt haben. Jetzt kopieren die Wohnungsbaugesellschaften mit ihren Mehrgenerationen-Häusern das uralte Familienmodell“, sagt der CDU-Ratsherr. Man könne sich schnell gegenseitig helfen, wenn Not am Mann ist. Clodt Junior und Clodt Senior leben zwar unter einem Dach, aber in getrennten Wohnungen. „Wie vor 50 Jahren, dass alle wirklich unter einem Dach leben und jeden Tag gemeinsam am Essenstisch sitzen, das funktioniert heute nicht mehr“, sagt Tobias Clodt. Was aber funktioniert, ist Opa Clodt als Babysitter für klein Lasse. Und der Großvater hat für den Kleinen eine nicht zu steigernden Spaß. „Der will immer nur auf dem Trecker mitfahren.“ Als der Enkel das Wort Trecker hört, kommt er auch schon angelaufen.