Ergste. Ein Hightech-Zugang zum Futter, modernste Lüftungstechnik und Spielmaterial für Schweine: Landwirt Rainer Goeken plant eine Schweinemast-Anlage, die seiner Meinung nach auch das Wohlergehen der Tiere nicht außer Acht lässt. Die Grünen und die Bürgerinitiative gegen Tierfabriken kann er nicht überzeugen: Sie üben harte Kritik an den Plänen.
Mit dem klassischen Bild eines Schweinestalls habe das Projekt nichts mehr zu tun, erklärt Dr. Richard Hölscher, der mit seiner Firma Hölscher +Leuschner (Emsbüren) seit elf Jahren sogenannte innovative Großgruppen-Stallungen baut.Auf einer Pressekonferenz im Haus Linneweber hat er die ersten Erweiterungspläne für den Hof Goeken präsentiert.
Hightech-Futterzugang
Eine moderne Verfahrensweise ist das Besondere: Eine Waage entscheidet, welche Schleusen-Tür sich öffnet. Je nach Gewicht, gibt es für die Schweine unterschiedliche Zugänge zum Futter. Absoluter Hightech: Die langsam Wachsenden kommen direkt zum kalorienreichen Fressen, die schnell Zulegenden zum kalorienarmen. Der Stall soll zweigeteilt sein und die Maße 28 mal 50 Meter haben. Das ist in etwa die Größe einer Dreifach-Turnhalle. 1496 Schweine sollen dort gemästet werden. Es soll keine Buchten mehr geben, in denen sonst zehn bis 20 Tiere Platz gefunden hätten. Spiel- und Beschäftigungsmaterial gibt es ebenfalls. Außerdem im Programm: ein "Punchingball", ein Korb zum Herauszupfen von Heu, und ein Bereich mit Sonnenblumenschalen und eingestreuten Maiskörnern. Auch die Lüftungs- und Klimatechnik dürfen nicht fehlen.
Grüne: "Verniedlichung"
Doch das alles reicht den Grünen nicht. "Es ist ja geradezu rührend, wie man versucht, das Problem zu verniedlichen. Punching-Bällchen und Sonnenblumenschälchen mit Belohnungsmaiskörnchen fpr Schweine, die nie die Sonne sehen und ohne Antibiotikazugaben krank werden", meint Andrea Hosang von den Grünen, die die Bürgerinitiative gegen die beantragte Massentierhaltungsanlage auf dem Bürenbruch unterstützen wollen. Ihre Position ist klar: "Wir wollen keine Massentierhaltungsanlagen in Schwerte, die einen intensiven Einsatz von Antibiotika erfordern und damit multiresistente Keime in Abluft und Gülle als Folge unausweichlich machen." Die Grünen sehen die Möglichkeit, dass der Rat die Entscheidung über die Genehmigung an sich zieht. Sie hoffen auf Gespräche zwischen allen Fraktionen. Das wird nach der Sommerpause geschehen.
Weniger Stress für Tiere
Landwirt Rainer Goeken verteidigt seine Pläne auch mit dem Argument, auf das Wohlergehen der Tiere zu achten: "Unser Ziel ist es, für die nächsten 20 Jahre gewissenhaft Schweine unter neuesten Tierwohl-Aspekten produzieren zu können", meint Goeken. Eine Kamera soll die Tiere beim Gang zum Futter aufnehmen und auch das Gesamtgewicht bestimmen. So exakt, dass die Entwicklung bestimmter Bereiche gemessen werden kann.
Das bedeute auch weniger Stress für die Tiere: Nach dem Fressen können sie in einen Sortierraum geschleust werden, ohne dabei extra vom Bauer zum Wiegen abgeholt werden zu müssen. Der kann sich währenddessen besser um die Auflagen der Schlachthöfe kümmern.
Verfüttert wird Gerste aus der Region. Auch die Gülle werde nicht auf Reise geschickt. Sie werde an einen Schwerter Ackerbau-Betrieb mit großem Bedarf an dem Dünger weitergegeben, sagte Goeken. Da immer nur gedüngt werden darf, wenn es dem Wachstum der Pflanzen dient, plant er einen Lagerraum für die Menge von acht Monaten.
Treffen geplant
Die Bürgerinitiative gegen Tierfabriken kann diese Argumentation nicht nachvollziehen: In einer mehrseitigen Stellungnahme kritisieren die Mitglieder die Haltungsbedingungen: "Wir kritisieren die extreme räumliche Enge. Herr Goeken gibt ja selbst an, dass ein Platzangebot von 0,9 Quadratmeter je Tier und damit eine Bügelbrettgröße vorgesehen ist."
Der Bauantrag für die neue Anlage, den Sabine Goeken bei der Stadt gestellt hat, liegt derzeit bei der Genehmigungsbehörde. Für Dienstag ist ein Schlichtungsgespräch geplant. Dort sollen sich dann die Initiative und der Bauernverband austauschen.