Hagen.
Mittagspause. Man hat viel gesessen, körperlich vielleicht hart geschuftet. Ganz egal, ob man aus dem Büro kommt, vom Bau oder aus dem Lkw - jetzt bleiben wenige Minuten für sich selbst. Doch der Hunger, er ist längst zum Kohldampf geworden. „Und genau jetzt“, weiß Barbara Doroschewski, „machen die meisten von uns riesige Fehler.“
Mal eben schnell in die Pommes-Bude, zum SB-Bäcker, ins Fast-Food-Restaurant. „Zeit haben ja die wenigsten. Die meisten Mittagspausen sind etwa 30 Minuten lang“, sagt Barbara Doroschewski. Sie ist Ernährungsexpertin, unterrichtet in Ernährungslehre und Gesundheit an einem Hagener Berufskolleg. Sie warnt vor dem schnellen Snack zwischendurch - vor allem vor dem, für dessen Zubereitung man nicht verantwortlich ist.
„Also ganz ohne Vorbereitung geht es nicht, aber das meiste hat man eigentlich vorrätig“, sagt die Expertin, „man muss es selbst wollen. Die innere Zustimmung ist wichtig.“ Die Zubereitung der Mittagsmahlzeit könnte vor oder während der Arbeit passieren. Auch das sei Teil einer beruhigenden und entspannten Mittagspause.
Aber was ist eigentlich so schlimm an Döner, Burger, Pommes und Co? Ist es nur das Fett? Oder die Menge? „Viele Menschen finden das Maß nicht, weil ihre sensorischen Eindrücke übertüncht werden“, sagt Doroschewski. Die Optik und die Düfte vernebeln in der schnellen Mittagspause also den Verstand.
Dem Döner als Snack zwischendurch kann die Expertin noch am ehesten Nahrhaftigkeit zusprechen. „Die Kombination aus Brot, Salat, einer Joghurtsoße und Fleisch, das meistens streng qualitätsgeprüft ist, ist eigentlich nicht verkehrt.“ Bei Pizza und Burgern hingegen ist das Urteil klar: „Viel zu viel Fett, vor allem tierisches. Auch durch den Käse.“
Wer nur Fleisch zu sich nehme, zum Beispiel Mettwürste oder Frikadellen, könne das auch nicht mit dem Argument retten, dass er wenigstens genug Eiweiß aufnehme. „Unser Körper kann diese tierischen Aminosäuren, wie es in der Wissenschaft heißt, nur mit pflanzlichen Fetten verwerten.“
Das heißt im Klartext: Gebratene Kartoffeln oder angebratenes Gemüse müssten eigentlich mit auf den Teller. Teller ist übrigens ein gutes Stichwort für die Mittagspause. Tatsächlich, so die Expertin, bestünden große physiologische Unterschiede, zwischen der gesitteten Essensaufnahme mit Messer und Gabel und Essen aus der Hand, bei dem im Schnitt weniger gekaut und auch eine viel größere Menge gegessen würde. Doroschewski: „Wir spüren dann oft gar nicht, dass wir längst satt sind und fragen uns nach einem Döner, ob wir noch etwas bräuchten. Dabei ist die Menge für einen normalen Menschen eigentlich schon zu groß.“
Danach fiele der Körper meistens ins „Suppenkoma“. Viel Blut sammelt sich in der Magengegend, man wird müde und die Hose kneift noch dazu. „Der Magen ist gefüllt und die Nahrung nur grob zerkleinert“, sagt Doroschewski. Diesen Zustand könne man sich einfach ersparen, so die Expertin. „Und dabei kann man Frisches, Süßes oder Brot essen“, sagt sie.
Frisch sind dabei vor allem Salate. Paprika, Kresse, Porree oder Tomaten könne man leicht mit Salz, Pfeffer und Essig anrichten. „Das ist eine Mahlzeit mit Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralien. In der Abteilung „Süßes“ kann ein purer Joghurt mit Müsli oder Erdbeeren ein guter Snack sein.
Die wichtigste Botschaft der Ernährungsexpertin geht aber an die Butterbrot-Fraktion unter den Mittagsessern. „Seine Brote rauszuholen, während andere deftig essen, ist überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil.“ Brot, vor allem mehrkorniges, lasse Magen und Darm länger verdauen und die größere Portion Ballaststoffe halte auch länger satt.
Nichts sei schlimmer als ein „träger Darm“, weiß Doroschewski. Außerdem sei die psychologische Komponente bei der Schnitte am Mittag ganz wichtig: „Sie ist selbst zubereitet. Man isst sie anders, als ein Stück Pizza oder einen Burger.“
Sich zu belohnen für die geleistete Arbeit würde den schnellen Kauf von ungesünderen Speisen zwischendurch nicht rechtfertigen. „Wer sich Zeit nimmt, der isst gesund“, sagt Barbara Doroschewski.