Ganz ehrlich: Gibt es irgendeinen Menschen, der beim Stichwort „Giftmüll aus Bhopal soll in Deutschland entsorgt werden“ spontan sagt: Ja super, richtig, gut so! Und der kein ungutes Gefühl hat bei der Vorstellung, dass die Überbleibsel aus der schlimmsten Chemiekatastrophe aller Zeiten durchs eigene Land kutschiert werden? Und danach vielleicht sogar in der eigenen Nachbarschaft verbrannt werden? Wohl kaum.
Zu sehr haben sich die Bilder von tausenden toten Indern, die auf dem Firmengelände liegen, ins Gedächtnis eingebrannt. Die Angst vor all dem, was man mit dem Namen „Bhopal“ verbindet, ist groß. Und zu recht. Warum also sollte man sich derartigen Giftmüll freiwillig ins Land holen?
Die eine Antwort könnte lauten, zumindest aus Sicht von Entsorgungsunternehmen: Weil es lukrativ ist. Wenn überhaupt. Vielleicht ist eine Menge von 350 Tonnen gar nicht interessant genug, um sich dafür all den Ärger anzutun, der garantiert kommen würde: mit Negativ-Schlagzeilen, mit Protesten von Anwohnern und Verbänden. Das würde dem eigenen Image wohl mehr schaden denn nutzen.
Warum also dann? Vielleicht, weil es hauptsächlich deutsche Unternehmen sind, die dazu überhaupt in der Lage wären? Weil Indien zwar weit weg ist, aber kein Umweltproblem auf dieser Welt an einer Landesgrenze Halt macht? Weil es eben nur diese eine Erde gibt - und auch so etwas wie eine globale Verantwortung ?
Wie auch immer. Wer jemals diesen Auftrag annehmen und jenen Giftmüll entsorgen sollte, hat vor allem eine Aufgabe: offen und transparent damit zugehen. Die kleinste Schlamperei könnte mühsam erworbenes Vertrauen sofort wieder zunichte machen. Von anderen Folgen ganz zu schweigen.