Düsseldorf. Küche, zwei Betten und vier Räder: Wohnmobile sollen ein Zuhause für unterwegs sein. Doch in den neuen Modellen kann man längst nicht mehr nur Urlaub machen, wie der Caravan Salon in Düsseldorf zeigt.
Klassischer Strandurlaub und Luxus-Camping, aber auch mal ein Arbeitsausflug: Mit Wohnmobilen wird längst nicht mehr nur Urlaub gemacht. Neuheiten der Branche zeigen mehr als 650 Hersteller jetzt auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf (noch bis 5. September). In 13 Hallen wird für jeden Urlaubstyp etwas geboten, vom simplen Anhänger bis zum XXL-Wohnmobil mit Garage und Solardach.
Zum 60. Mal findet die Messe dieses Jahr statt - trotz Corona-Krise und mit Hygienekonzept. Rein kommt nur, wer getestet, genesen oder geimpft ist, Tickets müssen vorher online gekauft werden. "Caravaning stand auch schon vor 60 Jahren für Freiheit", sagte Hermann Pfaff, Präsident des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD), zur Eröffnung. Dieses Gefühl sei nach Monaten der Krise auch dieses Jahr gefragt.
Die Pandemie konnte der Branche nichts anhaben, im Gegenteil: Das Geschäft mit den Wohnmobilen und Wohnanhängern boomt. In den ersten sieben Monaten 2021 wurden etwa 75 000 Freizeitfahrzeuge neu zugelassen, das waren rund 6,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bereits 2020 war die Zahl der Neuzulassungen um 32,6 Prozent im Vergleich zu 2019 gestiegen. "Es ist bereits der vierte Bestwert in Folge, Tendenz weiter steigend", sagte Pfaff.
Home Office auch im Wohnmobil
Die Corona-Pandemie und ihre Folgen hatten auch Einfluss auf die Neuheiten, die in Düsseldorf präsentiert werden. Am Stand von EuroCaravaning etwa fällt der knallgrüne VANTourer Urban sofort auf.
Doch hinter dem speziell lackierten Campingbus versteckt sich mehr als nur eine knallige Farbe. Auf dem Schienensystem, auf dem üblicherweise die Küche installiert ist, lässt sich auch ein Home-Office-Modul einbauen. "Es zeigt, wie gut Home Office mit der richtigen Ausstattung funktioniert", sagte ein Sprecher.
Für ein paar Tage mal woanders arbeiten und dabei etwas Urlaubsgefühl erleben - dafür müssen die Käufer etwa 55 900 Euro bezahlen. Das Home Office Modul ist noch in der Testphase und soll für etwa 2500 Euro dazu gekauft werden können.
Für alle, die während der Corona-Krise ihre Liebe zum Camping entdeckt haben und noch ganz am Anfang stehen, bietet der Hersteller Hobby unter der Submarke "Beachy" Einsteigermodelle an. Der auf dem Caravan Salon gezeigte Anhänger ist mit einem Grundpreis von 12 950 Euro eher im unteren Preissegment angesiedelt.
Mit "Beachy" wolle man "echtes Strandgefühl auf Rädern" erzeugen, heißt es. Der Anhänger hat eine kompakte Küche, die Sitzecke lässt sich zum Bett umbauen - nur auf ein eigenes Bad müssen die Reisenden hier verzichten.
Bugatti oder Smart: Luxusmodelle mit Garage
Am anderen Ende des Preisspektrums bewegt sich der "Performance S" von Volkner Mobil. An diesem Wagen ist alles im XXL-Format: 18 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht, 530 PS stark, 12 Meter lang und 3,85 hoch. Auch der Preis ist nur etwas für das XXL-Portemonnaie: Mehr als zwei Millionen Euro kostet das Luxusmodell - nach Angaben der Messe das teuerste Reisemobil beim diesjährigen Caravan Salon.
Dafür kriegen die Camper dann Einiges geboten: Die passende Garage für den davorstehenden Bugatti ist bereits integriert, zudem gibt es eine Soundanlage im Inneren und eine Solaranlage auf dem Dach. 35 Quadratmeter stehen den Reisenden zur Verfügung. "Das ist ein ganz spezielles Fahrzeug für einen ganz speziellen Kunden", sagte ein Firmensprecher. Bugatti und Reisemobil zusammen kosten in der beim Neuheiten-Rundgang gezeigten Ausstattung etwa 6,5 Millionen Euro.
Wer statt eines Bugattis nur einen Smart in seinem Wohnmobil unterbringen will, könnte auf den Kompakt Liner "Palace 88 G" von Morelo zurückgreifen. Er ist mit einer Länge von 8,99 Metern deutlich kürzer als das Modell von Volkner Mobil. Die Preise für das Reisemobil starten bei etwa 286 200 Euro.
Ganzjährig unterwegs - auch im Skiurlaub
Dass Camping nicht nur im Sommer geht, zeigt der Hersteller Kabe mit seinem Oberklasse-Caravan "Estate 600 GDL KS". Er verfügt über eine Fußbodenheizung und ein eigenes Skifach am vorderen Ende des Wagens. Hier können die Skier nach einem Ausflug hineingeschoben und getrocknet werden. Das Modell mit Platz für vier Personen kostet etwa 50 000 Euro, das Modell für fünf Personen liegt bei 67 200 Euro.
Die E-Mobilität spielt wie in den vergangenen Jahren auch bei der 60. Auflage des Salons eine große Rolle. Knaus Tabbert präsentiert auf der Messe seine Studie zum "ersten vollelektrischen Reisemobil".
Der E-Motor des "Knaus Van Ti 650 MEG E.Power Drive" leistet bis zu 180 Kilowatt. Im rein elektrischen Betrieb hat der Wagen eine Reichweite von 90 Kilometern. Spätestens dann springt ein sogenannter Range Extender an - mithilfe eines kleinen Benziners als Generators wird dann die Batterie wieder aufgeladen. So könne man mit einer Tankfüllung rund 600 Kilometer weit fahren.
Reisefreunde dürften ihre nächsten möglichen Ziele dafür sicher schon im Kopf haben.
Informationen zur Messe: www.caravan-salon.de
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