Fürstenwalde. Wer 18 ist, gilt vor dem Gesetz als volljährig und darf dann auch ohne Begleitperson mit dem Auto unterwegs sein. Was ist zu tun, damit der “Lappen“ auch pünktlich zum 18. auf dem Geburtstagstisch liegt?
Der Führerschein gehört für viele junge Menschen zum 18. Geburtstag genauso dazu wie eine große Party. Wer sich zur Volljährigkeit mit der Fahrerlaubnis beschenken will, muss allerdings früh genug mit Fahrstunden und Anträgen loslegen. Denn so nebenbei ist die Fahrlizenz nicht gemacht.
Wichtige Fristen beachten
"Wer seinen Führerschein schnell machen will, muss viel Eigeninitiative zeigen. Theoretisch aber ist es möglich, in rund sechs Monaten zur Fahrerlaubnis zu gelangen", sagt Marcel Bieck, Fahrtrainer beim Auto Club Europa (ACE).
Speziell bei den Terminen für die praktische Prüfung jedoch gebe es lange Wartezeiten, die sich durch die Corona-Pandemie noch verlängert hätten. Die meisten Fahrschüler starten mit der theoretischen Ausbildung und beginnen nach der erfolgreichen Prüfung mit den praktischen Fahrstunden.
"Bedenken sollte man, dass es vielerorts Fristen bei den Ämtern für die Anmeldung zum Führerschein gibt", sagt Bieck, der auch eine Fahrschule betreibt. Im Landkreis Oder-Spree beispielsweise könne man den Führerscheinantrag maximal mit einem halben Jahr Vorlauf stellen. Es sei also nicht möglich, sich beispielsweise schon mit 17 Jahren anzumelden, um dann ein Jahr später mit 18 die Prüfung zu machen.
Wie finde ich die richtige Fahrschule?
Ganz am Anfang der Fahrausbildung steht die Suche nach einer geeigneten Fahrschule. Die Auswahl ist groß. "Der erste Schritt wäre, sich im Bekanntenkreis umzuhören und nach Erfahrungen zu fragen", sagt Bieck. Eine gute Fahrschule ermögliche es Interessenten, auch mal hereinzuschnuppern.
Nicht blenden lassen sollten sich Fahrschüler hingegen von neuen und großen Autos. "Einige Fahrschulen setzen auf besonders prestigeträchtige oder hochwertige Fahrschulautos - und lassen sich das in der Regel auch bezahlen. "Wer Geld sparen will, lernt also besser auf einem älteren VW als auf einem fabrikneuen Audi", sagt Gerrit Reichel vom Automobil-Club Verkehr (ACV).
Nach der Fahrschulsuche stehen ein Sehtest und der Erste-Hilfe-Kurs an. Ohne diese beiden Nachweise kann kein Antrag auf Führerschein gestellt werden. Beides kann auch schon vorher gemacht werden. Wer noch nicht 18 ist, benötigt jedoch die Einverständniserklärung der Eltern. "Den eigentlichen Antrag beim zuständigen Amt stellt dann normalerweise die Fahrschule. Die Bearbeitungszeit liegt meist bei drei bis vier Wochen", sagt Bieck.
Zahl der Stunden hängt von den Fähigkeiten ab
Parallel kann schon die eigentliche Fahrausbildung beginnen, die 14 Theoriestunden à 90 Minuten und verpflichtend zwölf Sonderfahrstunden für Überland, Autobahn und Nacht umfasst. Wie viele zusätzliche Fahrstunden nötig sind, hängt vom Können des Bewerbers ab.
Fahrschulen haben grundsätzlich flexible Preise, während die Prüfgebühren bei Tüv und Dekra einer festen Gebührenordnung unterliegen. "Die Preise für eine Fahrstunde liegen zwischen 30 und 70 Euro", so Reichel. Fahrschulen in der Stadt hätten dabei meist höhere Stundensätze als Anbieter in ländlichen Gebieten.
"Wie viele Fahrstunden nötig sind, hängt nicht zuletzt von Lernwille und Fähigkeiten des Schülers ab. Mit insgesamt 15 bis 20 sollte man aber rechnen", sagt Reichel. Unterm Strich bewegen sich die Kosten für einen Führerschein der Klasse B dann bei etwa 1500 bis 2000 Euro.
Automatik und Schalter
Teurer wird es, wenn die Führerscheinausbildung ausschließlich mit einem Wagen mit Automatikgetriebe absolviert wird. Seit April 2021 ist es dann auch möglich, anschließend Autos mit Handschaltung zu fahren. "Allerdings müssen dann zusätzlich zehn Fahrstunden mit einem Schalter nachgewiesen werden", sagt Bieck.
Einen reinen Automatikführerschein gibt es nicht mehr. Die Neuregelung geht vor allem auf die Verbreitung der E-Autos zurück, die grundsätzlich kein Schaltgetriebe haben.
Der Unterschied zwischen Stadt und Land
Wer in der Stadt wohnt und seinen Führerschein bei einer günstigeren Fahrschule auf dem Land absolvieren will, braucht hierzu das Okay der Behörde. "Das muss man sich von dem Straßenverkehrsamt am Hauptwohnsitz genehmigen lassen", sagt Alexander Schnaars vom ADAC.
Denn hier gehe es um die Verkehrssicherheit und die Unterschiede im Straßenverkehr zwischen Stadt und Land. "Der Gesetzgeber will möglichst verhindern, dass ein Fahrerlaubniserwerber, der an seinem eigentlichen Wohnort am Großstadtverkehr teilnimmt, die Prüfung in einer verkehrsarmen Region ablegt", sagt er.
Auch ein im Ausland gemachter Führerschein ist nicht automatisch in Deutschland gültig. Führerscheine aus dem EU-Ausland müssten zwar nicht umgeschrieben werden. Für die grundsätzliche Anerkennung aber sei ein Nachweis erforderlich, dass der Besitzer einen Aufenthalt von 185 Tagen in dem anderen Land nachweisen könne, so Schnaars.
"Man kann also nicht mal eben den Führerschein günstig während der Ferien in Tschechien machen, wenn man dort nicht seinen Wohnsitz für 185 Tage hatte", sagt er.
Fahrerlaubnis im Schnellexpress
Generell rät der ADAC von Expressvarianten, die den Führerschein in nur wenigen Wochen versprechen, ab. "Lernen benötigt Zeit, die sollte man sich auch nehmen. Für die Verkehrssicherheit sind Ferienfahrschulen daher nicht zu empfehlen", sagt Schnaars.
Wer seinen Führerschein pünktlich zum 18. Geburtstag auf dem Tisch haben möchte, sollte laut Fahrlehrer Marcel Bieck rund ein dreiviertel Jahr vorher mit den ersten Vorbereitungen wie Fahrschulsuche und Erste-Hilfe-Kurs starten, um die Fahrausbildung gründlich und stressfrei zu absolvieren.
Auch eine etwaige Nachprüfung müsse einkalkuliert werden. "Fällt man beim ersten Mal bei der praktischen Prüfung durch, ist eine zweite Prüfung frühestens nach 14 Tagen möglich", so Bieck. Da jede Fahrschule aber nur eine begrenzte Anzahl Termine anmelden könne, dauere das oft länger.
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