Mülheim. Es müssen nicht immer Tabletten sein. Auch Ärzte raten bei Husten, Schnupfen und Heiserkeitgerne zu Hausmitteln. Man solle die Beschwerden nicht einfach mit Medikamenten „wegbügeln“, raten Experten. Welchen gesundheitlichen Nutzen Hühnerbrühe, Zwiebelsirup und Halswickel bei Erkältungen haben.

Überheizte Räume, wenig frische Luft, Schmuddelwetter, niesende und prustende Mitmenschen. Es bleibt nicht aus, mit dem Herbst bricht die Zeit der Erkältungen an. Ein starkes Immunsystem kommt mit einem leichten Infekt in der Regel gut klar. Die Wartezimmer der Ärzte sind trotzdem gefüllt. Aber wie sinnvoll ist es wirklich, einen kratzenden Hals, die verstopfte Nase und den brummenden Kopf mit Medikamenten zu bekämpfen? Tun es nicht auch die Tipps aus Omas Rezeptbuch?

Viele Menschen schwören auf solche Hausmittel. Heilen können diese den Infekt zwar nicht, trotzdem gibt es genügend Ärzte, die Halswickel, Hühnerbrühe und Co. guten Gewissens empfehlen: „Damit unterstützt man den Körper und lindert Symptome. Man sollte die Beschwerden nicht mit Medikamenten wegbügeln“, so drückt es Dr. Hans-Michael Mühlenfeld vom Deutschen Hausärzteverband aus.

Ob die Dauer einer Erkältung überhaupt verkürzt werden kann, da scheiden sich die Geister. Im Volksmund heißt es, ohne Arzt dauert sie eine Woche, mit Arzt sieben Tage. „Mit circa fünf bis zehn Tagen muss man rechnen“, sagt Dr. Dirk Herting. So oder so – der Mülheimer Allgemeinmediziner und Naturheilkundler hält viel von Hausmitteln, um den Körper beim Kampf gegen den Infekt zu unterstützen. Ein Leitfaden:

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Bewährte Hausmittel

Es geht um Ratschläge, die einfach zu befolgen sind, und um Mittel, die jeder zu Hause haben dürfte. „Ich denke, dass der subjektive Leidensdruck des Betroffenen auch mit einfachen Methoden gelindert werden kann“, sagt Dirk Herting und gibt folgende Tipps:
Bei Abgeschlagenheit und allgemeinen Erkältungssymptomen: Ruhe, am besten Bettruhe, „es tut dem Körper nicht gut, sich den normalen Alltagsanforderungen zu stellen“, sagt der Arzt. Sportlern rät er bei einem Infekt dringend zu einer Trainingspause. „Alles andere wäre kontraproduktiv für das Immunsystem und gefährlich für das Herz.“ Und: Mindestens zwei Liter pro Tag trinken, am besten Wasser oder Kräutertee. Auch Hühnerbrühe kann gut tun. Laut Stiftung Warentest soll sie im Körper bestimmte weiße Blutkörperchen blockieren, die für Entzündungen verantwortlich sind und bei Erkältungen freigesetzt werden. Sie enthält das entzündungshemmende Spurenelement Zink.
Bei Halsschmerzen: Salbeitee und heiße Zitrone trinken (tut den Schleimhäuten gut), Lakritzpastillen lutschen (gibt es in der Apotheke), ihre Wirkstoffe kämpfen gegen Entzündungen an und lösen Schleim. Halswickel, beispielsweise mit Magerquark gefüllte Tücher, sollen ebenfalls die Schmerzen lindern.
Bei Schnupfen: Kamillendampfbäder zusammen mit Nasensalbe oder Nasenduschen mit Emser Salz. Beides beruhigt und befeuchtet die Nasenschleimhäute und kann Keime herausspülen.
Bei Husten: Zwiebelsirup – löst den Schleim und desinfiziert. Dazu eine Zwiebel würfeln, drei Esslöffel Zucker aufstreuen. Einige Stunden ziehen lassen. Den entstandenen Sirup abschöpfen und einnehmen.

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Wann zum Arzt?

Es gibt einige Alarmzeichen, die laut Dirk Herting dazu führen sollten, die weitere Behandlung nicht nur der Kraft der Natur, sondern dem Fachmann zu überlassen: etwa anhaltendes Fieber über 38,5 Grad, eitriger Auswurf aus Nase und Bronchien oder starke Kopf- und Gliederschmerzen sowie eine Dauer über drei bis fünf Tage.

Am besten vorbeugen

Wer sein Immunsystem stärkt, hat größere Chancen, um eine Erkältung herumzukommen. Diese Maßnahmen empfiehlt der Arzt: Häufiges Händewaschen – „durch Händeschütteln werden Viren und Bakterien eher übertragen als durch Niesen“. Zusätzlich hilft zwischendurch auch ein Desinfektionsmittel für die Hände, das es in praktischen Fläschchen in jeder Apotheke und im Drogeriemarkt gibt. Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen sei ebenfalls wichtig – Vitamin-C-Bomben, die es auch im Winter überall zu kaufen gibt, sind Paprika, Hagebutte und Kiwi. Wer sich außerdem viel an der Luft bewegt, läuft oder spazierengeht, stärkt seine Abwehrkräfte. Saunabesuche kräftigen das Immunsystem. Herting empfiehlt einmal pro Woche, allerdings nur, so lange keine Krankheitssymptome vorhanden sind. Kein Saunatyp? Dann kann ein ähnlicher Effekt mit Wechselduschen oder Kneippschen Fußbädern erreicht werden.