Dinslaken/Essen.. Nicht jeder hat das Glück, dass seine Zähne in Reih und Glied stehen. Eine Spange kann das allerdings ändern. Und das gilt für Kinder und für Erwachsene. Die Möglichkeiten sind heute enorm. Einige Zahnspangen sind kaum sichtbar. Andere haben Glitzersteine drauf. Auf was man achten sollte.
Jugendliche finden sie schick und freuen sich darauf, eine Zahnspange mit Glitzersteinen zu tragen. Erwachsene schämen sich eher und haben das Gefühl, wie ein Teenager dazustehen, wenn sie auf diese Weise die schiefen Zähne im fortgeschrittenen Alter regulieren lassen. Doch Kieferorthopäden haben eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten – ein Überblick.
Warum stehen die Zähne schief?
Man kann sie geerbt haben – zum Beispiel von einem Vater, der große Zähne hat, und einer Mutter mit einem schmalen Kiefer. „Dann hat das Kind möglicherweise einen zu kleinen Kiefer für seine großen Zähne“, sagt der Dinslakener Kieferorthopäde Dr. Thomas Knitsch. „Man spricht in solchen Fällen von einem Missverhältnis zwischen Zahn- und Kiefergröße.“ Oft stecken aber auch schlechte Gewohnheiten wie Fingernägel beißen, Daumenlutschen oder der Druck dahinter, den die Zunge stetig auf die Zähne und den Kieferknochen ausübt. Auf diese Weise können diese langsam ihre richtige Position verlieren.
Weshalb sollten sie reguliert werden?
„Schräg stehende und verschachtelte Zähne machen krank“, erklärt Kieferorthopäde Dr. Falk Ifert, Experte der Aufklärungsinitiative ProDente, und nennt Gründe: Zähne, die nicht korrekt aufeinanderbeißen, belasten die Kiefergelenke unnatürlich stark. Außerdem kann die Lautbildung gestört werden, dann lispelt man.
Die Reinigung gestaltet sich schwierig, was zu Karies und Zahnfleischentzündungen führen kann. Ifert: „Sind die Schneidezähne betroffen und schließen die Lippen nicht mehr richtig, belastet das die Atemwege des Patienten. Er leidet daraufhin häufig unter Erkältungen.“ Hinzu kommt: Mit schräg stehenden Zähnen kaut man oft mühsam – und das kann zu Verdauungsproblemen führen.
Wann sollten Eltern mit ihren Kindern zum Kieferorthopäden gehen?
Meist sieht der Zahnarzt bei der ersten Routinekontrolle eine Fehlstellung, die zum Beispiel durch Daumenlutschen entsteht. „Wenn solche Angewohnheiten dann eingestellt werden, kann sich die Kieferentwicklung auch von allein normalisieren “, sagt Thomas Knitsch. In der Regel behandelt er Jugendliche ab dem zehnten oder elften Lebensjahr – Mädchen kommen meist etwas früher, da sie zeitiger entwickelt sind. Knitsch weiß: „Viele Kinder freuen sich darauf, weil zum Beispiel die ältere Freundin auch schon eine Klammer mit Glitzersteinchen hat, und wollen auch so eine.“
Welche Möglichkeiten der „Zahnbegradigung“ haben Spezialisten?
Es gibt fest einzementierte und herausnehmbare Zahnspangen aus einer Art Kunststoff. Letztere können auch durchsichtig und damit so gut wie unsichtbar sein. Man kann sich nicht selbst aussuchen, welche Art von Spange man bekommt – mit herausnehmbaren werden eher Fehlstellungen des Kiefers korrigiert, während feste Spangen mit Brackets (Trägern oder Stützen auf den Zähnen) und einem verbindenden Drahtbogen schiefe Zähne mittels sanftem Druck wieder in die richtige Richtung bewegen sollen.
Gummiringe und Spiralfedern sind Hilfsmittel dabei. Experte Knitsch betont: „Bei den herausnehmbare Spangen kommt es darauf an, dass diese konsequent rund 14 Stunden am Tag getragen werden, damit die Wirkung eintritt.“
Funktioniert das auch bei Erwachsenen?
„Ja, wir können die Zähne in jedem Alter in Bewegung bringen, wenn sie gesund sind“, sagt Kieferorthopäde Knitsch. „Das geht bei Kindern nur besser, weil bei ihnen die Zellen, die für die Zahnbewegung notwendig sind, schneller reagieren als bei Erwachsenen.“ Ist aber beispielsweise der Kiefer stark nach vorne oder hinten verlagert, könne dies bei Erwachsenen nicht mehr so ohne weiteres korrigiert werden.
Verändert sich die Zahnpflege?
Das Putzen kann aufwändiger werden. Thomas Knitsch rät seinen Patienten, eine Methode anzuwenden, bei der sie alle Bereiche der Zähne abdecken. „Man kann zum Beispiel bei den Backenzähnen links oben beginnen und sie der Reihe bis zum letzten oberen rechten Zahn reinigen“, erklärt der Mediziner. Sein Tipp: Anschließend die Zähne im Spiegel prüfen, um zu sehen, ob Speisereste in der Spange hängen geblieben sind. So verhindert man zielgerichtet das Entstehen von Bakterien.
Wie lange muss man Zahnspangen tragen?
„Es kommt darauf an, wie schief die Zähne stehen“, erklärt Thomas Knitsch. „Wir können die grobe Behandlungsdauer vor Behandlungsbeginn abschätzen. Normalerweise beträgt sie drei bis vier Jahre.“ Diese Zeit könne sich durch gute Mitarbeit verkürzen – und indem man regelmäßig zur Kontrolle kommt. Mittels Haltegeräten oder einem so genannten Lingualretainer werden die Zähne anschließend in der neuen Stellung so lange gehalten, bis sich der Knochen festigt.
Wie wird die Behandlung beim Kieferorthopäden bezahlt?
Bei Kindern beteiligt sich die gesetzliche Krankenversicherung nach Worten des Kieferorthopäden Thomas Knitsch in der Regel an den Kosten einer Behandlung bis zum 18. Lebensjahr, wenn eine mittlere bis starke Fehlstellung der Zähne vorliegt. Zwar müsse der Patient zunächst 20 Prozent (zehn Prozent ab dem zweiten Kind, welches sich gleichzeitig in Behandlung befindet) der Kosten vorlegen.
Knitsch: „Ist die Behandlung jedoch erfolgreich abgeschlossen, erstattet die Krankenkasse dieses Geld zurück.“ Bei Erwachsene sieht das anders aus: Ab dem 18. Lebensjahr werden die Kosten in der Regel nur noch in Kombination mit einem kieferchirurgischen Eingriff von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Die privaten Krankenkassen zahlen je nach dem abgeschlossenen Tarif.
Tipps und Infos zur Zahnbehandlung
Die Aufklärungsinitiative proDente wird durch fünf große Verbände finanziert, die sich mit dem Thema Zahnbehandlung in Deutschland befassen. Die Initiative vermittelt fundiertes Fachwissen aus den Bereichen Zahnmedizin und Zahntechnik. Info unter: www.prodente.de.
Über die Website der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung www.kzbv.de können Patienten qualifizierte Zahnärzte in ihrer Umgebung suchen. Außerdem gibt es dort medizinische Hinweise, unter anderem zu Zahnfehlstellungen. Regionale Informationen gibt es über die Zahnärztekammer Nordrhein auf deren Website www.zaek-nr.de und über die Seite der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe, www.zahnaerzte-wl.de.