Rostock. Nach Einschätzungen von Demografen wird die Zahl von fettleibigen Menschen in den kommenden Jahren ansteigen. Allein bis zum Jahr 2030 könne sich die Zahl um 30 bis 80 Prozent erhöhen. Fettleibigkeit kann Krankheiten wie Diabetes oder Arthrose verursachen. Die Politik ist aufgefordert zu handeln.
Die Zahl älterer und gleichzeitig fettleibiger Menschen in Deutschland wird nach Einschätzung von Demografen in den kommenden Jahren stark zunehmen. Als fettleibig galten 2009 mit rund 6,1 Millionen Menschen schon 18,7 Prozent der über 50-Jährigen. Bis 2030 könnte sich die Zahl um 30 bis 80 Prozent erhöhen, wie Christina Westphal und Gabriele Doblhammer vom Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels ermittelten.
Ausgangspunkt der Untersuchungen war die Zunahme der Zahl der Fettleibigen zwischen 1999 und 2009. Sollte die Entwicklung bis 2030 im gleichen Tempo anhalten, käme es zur Steigerung um 80 Prozent. Selbst im günstigsten Szenario müsse mit einer Steigerung um 30 Prozent gerechnet werden. Angesichts solcher Prognosen forderte Westphal die Politik dringend auf, Präventionsprogramme auszubauen. Fettleibigkeit kann viele Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes oder Arthrose verursachen. Das Gesundheitssystem könne schnell an seine Grenzen geraten.
Rund 15,8 Millionen der über 50-jährigen Deutschen übergewichtig
Den Analysen zufolge waren im Jahr 2009 rund 15,8 Millionen (48,2 Prozent) der über 50-jährigen Deutschen übergewichtig. "Das liegt auch daran, dass immer mehr Menschen ein Alter erreichen, in dem Übergewicht besonders häufig ist", sagte Westphal. Bei sinkender körperlicher Aktivität falle eine schlechte Ernährung mit Fast Food oder verarbeiteten Produkten besonders ins Gewicht. "Wer bis ins hohe Alter gesundbleiben möchte, tut daher gut daran, auf sein Gewicht zu achten", lautet eine Schlussfolgerung.
Im internationalen Vergleich stehe Deutschland nicht gut da, hieß es. Zwar gebe es noch mehr übergewichtige Senioren in Spanien, doch schon im Jahr 2020 könnte Deutschland den europäischen Spitzenplatz einnehmen. In den USA werde es aber auch 2030 wahrscheinlich noch mehr fettleibige Senioren geben als in Deutschland.
Für ihre Berechnung legten die Forscherinnen den Body-Mass-Index (BMI) zugrunde, mit dem allerdings nur als Richtwert das Körpergewicht bewertet werden kann. Er berechnet sich aus dem Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Werte zwischen 18,5 und 24,9 gelten als normal. Ein BMI zwischen 25 und 29,9 deutet auf Übergewicht hin. Ab 30 gelten Menschen als fettleibig. (dpa)