Düsseldorf. Kaum haben wir auf der Reise ein duftendes Mahl mit exotischen Gewürzen genossen - und schon dreht sich uns der Magen um oder der Darm streikt. Es kommt nicht selten vor, dass wir gerade in fernen Ländern auf die dortige Küche mit Durchfall und Übelkeit reagieren. Die wichtigsten Tipps - vom Vorbeugen bis zur Behandlung vor Ort.

Andere Länder, andere Küchen: Wer verreist, hat im Hinterkopf immer schon die Furcht, sich nach einem Essen im Ausland durch Magenschmerzen oder Durchfall die Urlaubsfreude zu verderben. Experten erklären, wie sich solche Probleme verhindern lassen und welche Mittel im Notfall helfen können.

Warum bekommen wir im Urlaub eher Magen-Darm-Probleme als sonst?

„Das liegt vor allem an den hygienischen Verhältnissen. Wir treffen im Ausland auf fremde Erreger“, sagt Professor Reinhard Lüthen. Er ist Gastroenterologe (Experte für Magen-Darm-Erkrankungen) und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Düsseldorfer Marien Hospital. In Getränken oder Mahlzeiten, die nicht ganz durcherhitzt wurden, finden sich nach seinen Worten Viren oder Escherichia Coli-Bakterien, die der Magen-Darm-Trakt nicht kennt.

„Sie bilden Toxine und daraufhin entsteht Durchfall“, erklärt Lüthen. Hohe Außentemperaturen können die Vermehrung der Erreger noch beschleunigen – und manchmal werden gegen den Geruch oder Geschmack nicht ganz frischer Lebensmittel intensive Gewürze eingesetzt. Das muss aber nicht der Grund für eine Verstopfung sein. „Die ist meist harmlos und kann dadurch entstehen, dass Magen und Darm sich erst einmal auf die ungewohnte Kost umstellen müssen“, erläutert Reinhard Lüthen.

Wie kann ich vorbeugen?

„Cook it, peel it, wash it or leave it – koch es, schäle es, wasch es oder lass es“, zitiert Gastroenterologe Reinhard Lüthen einen englischen Spruch. Und meint: Rohes Obst oder Gemüse sollte man sich ebenso verkneifen wie ein schnell am Straßenrand eingenommenes Essen – wer weiß, unter welchen hygienischen Bedingungen es gekocht wurde. Vorsicht ist im Ausland ebenfalls vor Wasser aus der Leitung oder aus unversiegelten, möglicherweise wieder aufgefüllten Flaschen geboten. Auch der Eiswürfel im Cocktail kann Bakterien bergen. Die Pharmazeutische Zeitschrift rät darüber hinaus: So oft wie möglich die Hände waschen, besser noch desinfizieren. Reinhard Lüthen warnt allerdings vor Hysterie: „Wer aufmerksam ist, kann den Urlaub auch genießen.“

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Was tun, wenn ich trotzdem unter Erbrechen und Durchfall leide?

Die meisten Reise-Diarrhöen seien harmlos und nach zwei, drei Tagen durchgestanden, selbst wenn man keine Medikamente nehme, beruhigt Gastroenterologe Lüthen. Wichtig ist es aus seiner Sicht, den entstehenden Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen. Das geht zum Beispiel mit einer selbst gemachten Lösung aus acht Teelöffeln (Trauben-)Zucker, 1 Teelöffel Kochsalz und ¾ Teelöffel Backpulver, die in einen Liter Trinkwasser gerührt werden. Für den Geschmack kann man Fruchtsäfte hinzufügen oder zwei Bananen essen.

Sollten vorsorglich Medikamente in die Reiseapotheke gepackt werden?

Ein symptomatisches Durchfallmittel, möglichst Gerbstoff-haltig (also zum Beispiel mit dem Wirkstoff Tanninalbuminat) kann laut der Pharmazeutischen Zeitung hilfreich sein. „Verstopfende Mittel wie Loperamid sollten nur zurückhaltend und kurzzeitig verwendet werden, da sie die Abheilung bakterieller Darminfekte behindern“, erklärt Reinhard Lüthen.

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Wer allerdings auf eine längere Wanderung abseits der Zivilisation und ohne medizinische Betreuung geht, sollte für den Fall ernsthafter Durchfälle ein Antibiotikum in Tablettenform (z.B. Ciprofloxacin und Metronidazol, so der Hinweis von Reinhard Lüthen) mitnehmen. „Den Hausarzt fragen, ob er es als preiswertes Generikum zur Selbstbehandlung im Notfall rezeptieren kann“, empfiehlt der Chefarzt.

Ab wann geht man besser zum Arzt?

Wenn der Durchfall blutig wird, nicht aufhören will und sogar noch von Koliken und Fieber begleitet ist, sollte man besser ein Krankenhaus oder einen Arzt aufsuchen. Ein Warnzeichen ist auch ein starker Flüssigkeitsverlust über den Darm, der vor allem Kinder schnell betrifft und dann nur durch eine Zufuhr über die Vene ausgeglichen werden kann. „Die Ursache sollte geklärt werden, denn nicht alle Erreger sind harmlos – es können beispielsweise auch Salmonellen oder andere Bakterien wie Shigellen und Yersinien dahinter stecken“, erläutert der Gastroenterloge. Es ist ebenso möglich, dass sich hinter einer Durchfallsymptomatik mit Fieber eine Malaria verbirgt.

Welche Magen-Darm-Erkrankungen sind gefährlich – und wann helfen Impfungen?

Bei Touren in Gegenden, die zum Beispiel die Gefahr einer Cholerainfektion bergen, sollte man vorab besser einen Arzt mit der Zusatzbezeichnung „Reisemediziner“ nach einer Impfung fragen. Experten raten: Nicht spontan zu einer Last-Minute-Reise in Risikogebiete aufbrechen und den Impfschutz vernachlässigen. In seltenen Fällen kann Durchfall auch durch ausgefallene Wurminfektionen ausgelöst werden, mit denen sich dann in der Heimat Tropenambulanzen, etwa die der Düsseldorfer Uni-Klinik, auskennen.