Düsseldorf. . Wer bis ins hohe Alter den scharfen Blick behalten möchte, sollte seine Netzhaut regelmäßig kontrollieren lassen. Nur so kann die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) aufgehalten werden. Sie gilt als häufigste Ursache für Erblindungen ab 80 Jahren.

Die Makula ermöglicht einen scharfen Blick. Wird dieser im Lauf der Zeit getrübt, spricht man von einer altersabhängigen Makuladegeneration (AMD), die nach und nach sogar blind machen kann. Bei rund 2,6 Millionen Menschen hierzulande zeigen sich laut dem Berufsverband der Augenärzte Deutschlands mit Sitz in Düsseldorf Anzeichen einer frühen AMD.

Wie entsteht eine Makuladegeneration?

„Makula bedeutet nichts anderes als Fleck – damit ist die ebenso leistungsfähige wie anfällige Stelle in der Mitte der Netzhaut gemeint, mit der wir genau hinsehen. Bei den meisten Menschen lagern sich mit den Jahren Abfallstoffe unter den dortigen Zellen an. Wir sprechen dann von Drusen“, sagt Professor Frank Holz, Direktor der Augenklinik des Uni-Klinikums Bonn. Diese Frühform der Altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) entwickelt sich oft unbemerkt allmählich, so dass die Sehschärfe nach und nach abnehmen kann. Im Endstadium nehmen die Patienten einen grauen Fleck wahr, der das, was sie direkt anschauen wollen, verdeckt. Lesen oder das Erkennen von Gesichtern ist nicht mehr möglich.

Sind nur Ältere betroffen?

Von der AMD sind praktisch nur ältere Menschen betroffen. Augenexperte Professor Holz: „Es gibt allerdings andere Formen der Makuladegeneration, die bereits früher auftreten können, die aber dann meist völlig andere Ursachen haben wie z.B. ein defektes Gen.“

Was sind die Unterschiede zwischen einer „trockenen“ und „feuchten“ Makuladegeneration?

Circa 80 Prozent der Patienten erkranken nach Worten von Privatdozent Stephan Linke, der sich auf Lasern und Augenchirurgie spezialisiert hat, an der trockenen Frühform der AMD. Dabei sorgen die Drusen über die Jahre für den Verlust der lichtempfindlichen Sinneszellen.

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„Von feuchter AMD sind weniger Menschen betroffen – nur 20 Prozent. Aber sie ist die häufigste Ursache für eine Erblindung ab dem 80. Lebensjahr“, erklärt der Augenchirurg, der für die Laserkorrekturzentren Care Vision mit Standorten in Düsseldorf und Köln arbeitet. Bei dieser Form der Makuladegeneration bilden sich am Auge neue Gefäße, aus denen Flüssigkeit oder Blut austreten kann. Die trockene Form der Erkrankung kann auch in die feuchte Variante übergehen, die häufig innerhalb von Monaten den Verlust der Sehkraft verursacht.

Kann man vorbeugen?

Wer nicht raucht und sich vitaminreich ernährt, senkt laut Professor Frank Holz die Gefahr einer Makuladegeneration. Auch Bluthochdruck und Übergewicht sowie Herz-Kreislauferkrankungen zählen zu den Risikofaktoren. Um die Makula vor vermeidbaren Lichtschäden zu bewahren, empfehlen Augenärzte außerdem, bei sehr hellem Licht (etwa Sonne am Strand oder im Schnee) geeignete Schutzbrillen zu tragen. „Es gibt aber auch genetische Faktoren für die Erkrankung, die bislang noch nicht beeinflusst werden können“, sagt Holz. Nach seinen Worten ist es wichtig, ab dem 50. Lebensjahr einmal pro Jahr zum Augenarzt zu gehen, damit die AMD möglichst früh erkannt und behandelt werden kann.

Wie lassen sich die beiden Formen der Erkrankung behandeln?

Am besten, so Frank Holz, lasse sich die feuchte Form der Makuladegeneration behandeln. Erst seit einigen Jahren wird eine neue Therapieform angeboten, bei der der körpereigene Botenstoff VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor), der das krankhafte Wachstum der Gefäße am Auge verursacht, beeinflusst werden kann.

Um zu erreichen, dass sich diese Gefäße zurückbilden, werden spezielle Medikamente direkt ins Auge gespritzt. „Das geschieht im ersten Jahr im Durchschnitt sieben bis acht Mal, anschließend in individuell unterschiedlichen Zeitabständen“, sagt Holz. Patienten könnten diese Art der Behandlung nach seinen Worten gut vertragen, auch wenn sie sich zunächst schmerzhaft anhört. „Das Auge wird vorher mithilfe von Tropfen betäubt“, so Holz. Für die trockene Spätform der Makuladegeneration werde derzeit nach einer Therapie geforscht, bisher gebe es keine.

Welche neuen Therapien werden entwickelt?

Augenchirurg Stephan Linke arbeitet mit Lasern, welche die Blutgefäße veröden, so dass keine Flüssigkeit mehr austreten kann. Aber er warnt: „Da bei diesem Eingriff auch gesundes Gewebe geschädigt werden kann, kommt die Therapie nur für Patienten infrage, bei denen die Blutgefäße am Rande der Makula liegen. Sonst wäre das Risiko zu hoch.“

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Größere Blutungen unter der Netzhaut können laut Linke mit einem chirurgischen Eingriff, der Netzhaut-Glaskörperoperation, behandelt werden. Dabei entfernt der Chirurg den Glaskörper und saugt dann das Blut mit einem speziellen Instrument ab. Das Auge wird anschließend mit einem künstlichen Glaskörper gefüllt. Der Chirurg erklärt jedoch: „Dieser Eingriff ist sehr komplex und mit dem Risiko erneuter Blutungen während der OP verbunden. Auch die Aussicht auf eine anschließende Verbesserung der Sehkraft ist begrenzt.“ Da die Spritze ins Auge für Patienten mit feuchter AMD kein angenehmes Erlebnis ist, wird hier laut Professor Holz derzeit an anderen Lösungen geforscht: Tropfen, Tabletten oder Medikamentenreservoire, die unter die Bindehaut implantiert werden, sind allerdings noch „Zukunftsmusik“ in der Therapie.

Ist die Makuladegeneration heilbar?

„Bisher können nur die Folgen der Erkrankung eingedämmt werden, es gibt noch keine wirkliche Heilung“, sagt Frank Holz. Damit Patienten wieder besser lesen oder schreiben können, gibt es laut Stephan Linke besondere Brillen wie Lupenbrillen, die das Sehen im Nahbereich erleichtern, indem sie eine Vergrößerung des Bildes auf der Netzhaut ermöglichen.