Eisleben. Wer raucht und vor allem morgens nach dem Aufstehen hustet, sollte dieses Warnsignal ernst nehmen. Denn der Husten deutet auf unumkehrbare Veränderungen in den Bronchien hin. Auch die Lungenkrankheit COPD kann hinter dem Husten stecken. Besserung gibt es nur, wenn das Rauchen aufgegeben wird.
Raucher kennen es. Gerade aufgewacht, kommt mit dem Gang ins Badezimmer ein geräuschvoller Husten, gefolgt vom Auswurf mal mehr, mal minder dunklen Schleims. Auch tagsüber räuspert, hüstelt und keucht der Betroffene.
Doch nicht nur das: Mit jeder Erkältung - die Raucher in der Regel deutlich stärker plagt - wird ihnen klar, dass mit ihren Bronchien etwas anders ist. Möglicherweise ein Anlass, endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Denn gegen den Raucherhusten ist kein Kraut gewachsen.
"Wer raucht, schaltet die Müllabfuhr in seinen Bronchien ab", erläutert Michael Barczok, Vorstandsmitglied im Bundesverband der Pneumologen. Denn die Flimmerhärchen in den Bronchien, die "wie ein Förderband allen Dreck nach oben abtransportieren", erstarren im blauen Dunst.
Bei Rauchern funktioniert ein Schutzsystem nicht mehr
"Funktionsfähige Flimmerhärchen sehen unter dem Elektronenmikroskop aus wie ein Getreidefeld im Wind", fügt Petra Bubel hinzu, Landesvorsitzende des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte in Sachsen-Anhalt. "Als Schutz vor Eindringlingen produzieren die Bronchien Schleim, und der wird von den Härchen nach oben transportiert, wo er sich mit Speichel vermischt und unbemerkt verschluckt wird", erklärt die in der Lutherstadt Eisleben niedergelassene Ärztin. Bei Rauchern kommt dieses System zum Stillstand.
Und da der Effekt pro Zigarette sieben bis acht Stunden anhält, werde bei einem durchschnittlichen Raucher, um beim Bild der Müllabfuhr zu bleiben, den ganzen Tag über nicht gekehrt, sagt Barczok. "Nachts nimmt die Müllabfuhr die Arbeit wieder auf." Das Ergebnis: der morgendliche Husten. Er ist sogar ein gutes Zeichen: Der Körper transportiert Schadstoffe ab.
Die Flimmerhärchen können sich wieder erholen
Und die Flimmerhärchen können sich wieder erholen, wenn Raucher mit dem Rauchen aufhören, erläutert Tobias Raupach, Sprecher der Arbeitsgruppe Tabakprävention der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. "Daher müssen viele zunächst etwas mehr husten, nachdem sie mit dem Rauchen aufgehört haben", erläutert der Internist und Kardiologe vom Universitätsklinikum Göttingen.
Dennoch sollte der Husten Rauchern ein Warnsignal sein. Er deute auf unumkehrbare Veränderungen in den Bronchien hin, sagt Bubel. "Wenn sie häufiger husten oder es beim Atmen bisweilen pfeift, wenn sie schon bei leichten körperlichen Anstrengungen Atemnot haben, sollten sie zum Lungenarzt gehen." Die Umbauvorgänge in den Bronchien seien möglicherweise Vorboten schlimmerer Erkrankungen. Bei etwa der Hälfte aller Raucher entwickle sich mit der Zeit eine chronisch-obstruktive Bronchitis (COPD), sagt Barczok.
Zum Rauch-Stopp gibt es keine Alternative
"Chronisch-obstruktiv bedeutet, dass die Atemwege nicht nur kurzzeitig verengt sind, sondern so, dass sie sich nicht mehr komplett weiten können", erklärt Raupach. Daher rühre bei Betroffenen dann auch die Atemnot.
Auch wenn es noch nicht so weit gekommen ist, fragen sich viele Raucher, was sie gegen den Husten unternehmen können. Die Antwort lautet: nichts. Sie sollten umgehend mit dem Rauchen aufhören, so die einhellige Empfehlung der Experten. Auch mit Sport lassen sich nach Aussage der Experten weder der Auslöser des Raucherhustens bekämpfen noch die Veränderungen in den Bronchien verlangsamen oder umkehren. Sport helfe dem gesamten Körper immer, weil Bewegung den Muskelapparat stärkt. Die Lunge als solche lasse sich durch Aktivität aber nicht stärken, geschweige denn regenerieren. (dpa)