Frankfurt a.M. Die privaten Krankenversicherer mussten das erste Mal seit Jahrzehnten einen Mitgliederschwund verzeichnen. Die Anbieter wollen sich deshalb nun auf dem Markt günstiger positionieren. Die Allianz will ihre Kunden im nächsten Jahr entlasten, im Neugeschäft sogar um zehn Prozent.

Die Allianz lässt in der privaten Krankenversicherung die Muskeln spielen. Die Allianz Private Kranken, die Nummer drei auf dem deutschen Markt, werde die Beiträge 2014 im Durchschnitt leicht senken, teilte das Unternehmen am Montag in München mit. In den meisten Tarifen blieben die Beiträge konstant, Erhöhungen werde es nur in wenigen Tarifen geben. Im Neugeschäft sollen die Beiträge in der Vollversicherung sogar um bis zu zehn Prozent sinken, wie Vorstandschefin Birgit König erklärte. Der Kampf um die Kunden ist in der Branche voll entbrannt: Die privaten Krankenversicherer hatten 2012 zum ersten Mal seit Jahrzehnten Mitglieder verloren.

Die Allianz baut dabei auf ihre Kapitalkraft. Viele deutsche Krankenversicherer müssen dagegen ihre Beiträge erhöhen, weil sie angesichts niedriger Kapitalmarkt-Zinsen den Rechnungszins von 3,5 Prozent nicht mehr erwirtschaften können. 18 der 50 Krankenversicherer, bei denen 2,9 Millionen der neun Millionen Vollversicherten unter Vertrag stehen, müssen ihn deshalb auf Geheiß der Finanzaufsicht BaFin senken.

Ratingagentur sieht neue Herausforderung

"Die Prämienkalkulation geht von bestimmten Renditen aus, um die Alterungsrückstellungen zu finanzieren. Die derzeit unter Druck stehenden Anleihe-Renditen stellen den Sektor vor eine Herausforderung", erläuterte die Ratingagentur Fitch in einer neuen Studie. Festverzinsliche Papiere machen 92 Prozent der Kapitalanlagen in der Krankenversicherung aus.

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Bei der Allianz, die 690.000 vollversicherte Kunden hat, liegt der Rechnungszins für Bestandskunden weiterhin bei 3,5 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die Allianz die Beiträge im Schnitt um vier Prozent erhöht. Die Einführung einheitlicher Tarife für Männer und Frauen (Unisex) hatte vor allem für Männer zu höheren Beiträgen geführt, die neu in die private Krankenversicherung eintraten. Die Anbieter hatten vorsichtig kalkuliert, weil das Kundenverhalten schwer abschätzbar war.