Boston. Arme Menschen haben ein größeres Risiko Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bekommen. Jetzt haben US-Forscher heraus gefunden, warum Arbeitslosigkeit und Armut dick machen.

Stress ist nicht nur für das Arbeitsleben typisch. Auch Arbeitslose leiden zunehmend darunter. Viele sind einsam, frustriert und haben Zukunftsangst. US-Forscher fanden heraus, dass durch diesen Stress mehr Fett im Bauchbereich gespeichert wird.

Bauchfett als Auslöser für Herzprobleme

Das sogenannte Bauchfett produziert im Gegensatz zum normalen Fettgewebe verschiedene Botenstoffe. Sie belasten die Blutgefäße und das Herz-Kreislauf-System und gelten daher als Hauptauslöser für Arteriosklerose und Herzkrankheiten.

Bislang konnten die Wissenschaftler diesen Zusammenhang zwar nur bei Affen direkt nachweisen. Sie halten es jedoch für sehr wahrscheinlich, dass der Mechanismus beim Menschen sehr ähnlich ist.

Mehr Bauchfett bei Sozial-Benachteiligten

Carol Shively und ihre Kollegen von der Wake-Forest-Universität in Winston-Salem haben das Verhalten von Javaneraffenweibchen untersucht. Die Affen bekamen Futter mit einem hohen Fett- und Cholesteringehalt. Sie lebten in Gruppen, in denen sich mit der Zeit strenge soziale Hierarchien ausbildeten. Dazu gehörten auch sozial benachteiligte Weibchen. Diese waren sehr häufig das Ziel aggressiver Attacken, bekamen weniger Futter und kamen nur selten in den Genuss der Fellpflege durch ihre Artgenossen.

Die Wissenschaftler registrierten bei allen Affen Werte, wie Herzfrequenz , Körpergewicht und die Verteilung des Bauchfetts. Ergebnis: Die Weibchen, die besonders stark unter dem sozialen Stress litten, entwickelten im Vergleich zu ihren Artgenossinnen mehr Fett in der Bauchregion.

Was steckt dahinter? Die Wissenschaftler vermuten einen stärkeren Anstieg von Stresshormonen im Blut der betroffenen Weibchen. Diese fördern die Bildung des Bauchfetts. Der soziale Stress erhöht demnach direkt den Anteil an Bauchfett und damit indirekt auch das Risiko für Gefäßerkrankungen und Herzprobleme.

Außerdem haben die Wissenschaftler heraus gefunden, dass die benachteiligten Weibchen weniger Geschlechtshormone produzierten. Die weiblichen Geschlechtshormone sind aber ein Schutz vor Herzerkrankungen. Die benachteiligten Weibchen hatten es also doppelt schwer: Sie hatten mehr Bauchfett und weniger schützende Geschlechtshormone.

Ein solcher Hormonmangel sei nicht zuletzt deswegen gefährlich, weil er sich nicht unbedingt in Form von Zyklusstörungen oder ähnlichen Problemen bemerkbar mache, sagen die Forscher. Sie empfehlen daher, in Zukunft die Funktion der Eierstöcke bei übergewichtigen Frauen intensiver zu untersuchen. So könnten mögliche Spätschäden eines Hormonmangels verhindern werden.

ddp/wde/esc