Hamburg. Das Bundesamt für Risikobewertung warnt vor gesundheitlichen Risiken durch Kräutertees. Von den in hohen Dosen in Tees gefundenen sekundären Pflanzenstoffen hatten sich einige in Tierversuchen als krebserregend erwiesen. Vor allem Kinder und Schwangere sollten auf einen hohen Verzehr verzichten.
Nach der Warnung des Bundesamtes für Risikobewertung (BfR) vor gesundheitlichen Risiken durch Kräutertees will die deutsche Teewirtschaft nach eigenen Angaben schnell handeln. Die Branche habe "unmittelbar damit begonnen, Maßnahmen zur Minimierung" der fraglichen Stoffe einzuleiten, teilte der Teeverband am Montagabend in Hamburg mit. Die Teewirtschaft habe "unverzüglich" mit der Auswertung der Erkenntnisse des BfR begonnen. Das neue Untersuchungsverfahren des Bundesamtes werde von den Unternehmen so schnell wie möglich in die Qualitätssicherung integriert.
Das Bundesamt für Risikobewertung hatte am Montag gewarnt, Tee könne hohe Dosen sogenannter sekundärer Pflanzenstoffe enthalten, die bestimmte Pflanzen ganz natürlich zur Abwehr gegen Fressfeinde bilden. Eine akute Gesundheitsgefährdung durch die sogenannten Pyrrolizidinalkaloide (PA) sei zwar unwahrscheinlich. Bei einem langfristigen hohen Verzehr der betroffenen Lebensmittel bestehe aber ein Gesundheitsrisiko vor allem bei Kindern, Schwangeren und Stillenden.
Normaler Konsum weiterhin unbedenklich
Ein normaler Konsum von Kräutertee und Tee sei aber weiterhin bedenkenlos möglich, betonte der Teeverband. Wie bei anderen Lebensmitteln gelte auch bei Kräutertee und Tee der Grundsatz, dass eine abwechslungsreiche Ernährung ratsam sei. Angesichts der Vielzahl angebotener Tees sei dies ohne Probleme möglich. Auch das BfR rate zu abwechslungsreichem Trinken. Dadurch lasse sich für sehr empfindliche Verbrauchergruppen einer möglichen einseitigen Belastung mit unerwünschten Stoffen vorbeugen.
Die Experten untersuchten insgesamt 221 verschiedene handelsübliche Kräutertee- und Teeproben sowie Teedrogen, also getrocknete Heilpflanzen. Darunter waren unter anderem Babyfencheltee, Kamillentee, Brennnesseltee und Pfefferminztee. In Einzelfällen seien "unerwartet hohe Gehalte" der sekundären Pflanzenstoffe gefunden worden, erklärte BfA-Präsident Andreas Hensel. Da sich einige dieser Stoffe im Tierversuch als krebserregend erwiesen haben, sollte die Belastung der Lebensmittel so weit wie möglich gesenkt werden.
Keine gesetzlichen Grenzwerte für PA in Lebensmitteln
Das Bundesinstitut betonte zugleich, eine sichere Aussage zum gesundheitlichen Risiko beim regelmäßigen Genuss von belasteten Teeaufgüssen sei derzeit noch nicht möglich. Die Untersuchung sei nicht repräsentativ.
PA kommen natürlicherweise in mehr als 6000 Pflanzenarten vor. In Deutschland gehören zum Beispiel das Jakobskreuzkraut, das Gemeine Geiskraut oder der Natternkopf dazu. Für PA in Lebens- oder Futtermitteln gibt es in Deutschland keine gesetzlichen Grenzwerte. Ein gesetzlicher Grenzwert ist bisher nur im Arzneimittelbereich definiert. (afp)