Chicago. Bislang ist es der Forschung nicht gelungen, eine Therapiemöglichkeit für MS zu finden, bei der neben den schädlichen T-Zellen nicht auch das Immunsystem nachhaltig geschädigt wird. Zum ersten Mal konnten Forscher jedoch nun eine Methode entwickeln, mit der dies bald möglich sein könnte.
Eine klinische Untersuchung an Patienten in Deutschland gibt Hinweise auf neue Möglichkeiten für die Frühbehandlung von Multipler Sklerose (MS). Dies geht aus einer Studie hervor, die am Mittwoch in der US-Fachzeitschrift "Science Translational Medicine" veröffentlicht wurde. Sie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Ärzten am Institut für Neuroimmunologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, des Universitätsspitals von Zürich und der Feinberg-Hochschule für Medizin in Chicago.
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Entzündung des zentralen Nervensystems. Ausgelöst wird sie durch spezifische Immunzellen (T-Zellen) die die Isolierschicht der Nerven - das Myelin - im Rückenmark, im Gehirn und an den Augen angreifen. Die Folge sind etwa Lähmungserscheinungen und Erblindung. Derzeit zugelassene Therapien gegen MS erlaubten es nicht, gezielt nur die schädlichen T-Zellen anzugreifen, erläuterte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in einer Mitteilung. Somit würden auch lebenswichtige Teile des Immunsystems beschädigt. Ziel des neuen Verfahrens sei es, nur jene T-Zellen zu stoppen, die die Eiweißmoleküle im Myelin-Gewebe angreifen.
Neuer Therapieansatz
Bei dem neuen Therapieansatz werden nach Angaben der Forscher die fraglichen Eiweißmoleküle (Peptide) mit Blutzellen der MS-Patienten verbunden und den Kranken anschließend wieder zugeführt. Dadurch sollen krankheitsverursachende Mechanismen abschaltet werden, ohne dass das gesamte Immunsystem beschädigt wird.
Den Angaben zufolge wurde die Therapie im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf an neun MS-Kranken getestet. Sie sei von allen Patienten gut vertragen worden. Die erste klinische Untersuchungsphase habe auch gezeigt, dass die Angriffe auf die Isolierschicht der Nerven durch T-Zellen reduziert wurden. Nach Angaben des Hamburger Universitätsklinikums ist nun eine zweite Untersuchungsphase geplant. Damit soll geprüft werden, ob die neue Behandlung das Voranschreiten der Multiplen Sklerose bremsen kann. (afp)