Berlin/Köln. Mehr als sieben Millionen Patienten nehmen zurzeit an sogenannten “Disease-Management-Programmen“ der gesetzlichen Krankenkassen teil. Die Angebote sollen chronisch Kranken dabei helfen, ihre ärztliche Versorgung zu verbessern und so ihre Erkrankung richtig in den Griff zu bekommen.

Chronische Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Asthma begleiten viele Menschen ein Leben lang. Um deren Lebensqualität und auch die Qualität ihrer ärztlichen Versorgung zu verbessern, bieten ihnen die gesetzlichen Krankenkassen sogenannte "Disease-Management-Programme" (DMP) an. Zu deutsch: Hilfsangebote, um die Krankheit planvoll behandeln und bewältigen zu können.

"Die Betroffenen sollen längerfristig besser mit ihrer Krankheit zurechtzukommen und möglichst frei von Komplikationen, Folgeschäden oder Begleiterkrankungen bleiben", sagt Ulrich Siering, stellvertretender Leiter des Ressorts Versorgungsqualität am Institut für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen.

Fachärzte stimmen Behandlung miteinander ab

Zurzeit nehmen in Deutschland über sieben Millionen Patienten an solchen Programmen teil. Das bedeutet zunächst, dass sie zur Kontrolle und Behandlung regelmäßig Haus- oder Fachärzte besuchen, mit denen ihre Kasse zusammenarbeitet. Patienten, die an einem Disease-Management-Programm teilnehmen, würden von Medizinern versorgt, die sich besonders gründlich mit Verlauf und Behandlung ihrer Krankheit beschäftigt hätten und dazu auch regelmäßig Fortbildungen besuchten, erläutert Versorgungsspezialist Siering. "Dazu kommt, dass alle beteiligten Therapeuten und Betreuer - bei Diabetikern beispielsweise Diabetologe, Augenarzt, Internist, Hausarzt oder auch Klinikärzte - ihr Tun miteinander abstimmen und dadurch unnötige Doppeluntersuchungen vermeiden."

Nach Gespräch, Untersuchung und Diagnose erstellt der hauptsächlich behandelnde Arzt einen persönlichen Therapieplan samt Medikamenten, Anwendungen, Schulungen oder Kontrolluntersuchungen, zum Teil in anderen Praxen oder Kliniken. Zum Beispiel schreibt das DMP bei Diabetes regelmäßige Augenuntersuchungen vor, um mögliche Schädigungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Sämtliche Behandlungsschritte und -ergebnisse werden für alle behandelnden Ärzte dokumentiert, sodass sie einzelne Schritte nachvollziehen und berücksichtigen können.

Regelmäßige Behandlung steigert Erfolgschancen

Nach einer Studie des Helmholtz Zentrums München werden Teilnehmer von DMPs deutlich häufiger untersucht und besser beraten als andere. Auch Peter Willenborg vom AOK-Bundesverband betont: "Eine Studie des Universitätsklinikums Heidelberg zeigt, dass die Lebenserwartung bei Patienten im Diabetes-Programm deutlich höher liegt als bei Diabetikern, die nicht eingeschrieben sind."

Als Ursache vermuten die Wissenschaftler, dass durch engmaschige Kontrollen sowie Schulungen für Ärzte und Patienten Probleme früher erkannt und dadurch häufig gelindert oder sogar vermieden werden könnten. Langzeitauswertungen hätten auch gezeigt, dass sich bei Bluthochdruckpatienten, die kontinuierlich an einem DMP teilgenommen hätten, der Blutdruckwert im Verlauf von zweieinhalb Jahren deutlich verbessert hätte.

Sicherheit durch regelmäßige Untersuchungen

Manche Patienten empfänden darüber hinaus einen strukturierten Behandlungsplan schon deshalb als hilfreich, weil er ihnen einige praktische Mühen abnehme, berichtet Ulrich Siering. "Zum Beispiel müssen sie nicht mehr selbst nach geeigneten Fachärzten oder Kliniken suchen, wenn sie dies nicht wollen."