Essen. . Mitten in der Erkältungszeit dürfte dieser Test viele Verbraucher alarmieren: Wer mit Husten, Schnupfen und Gliederschmerzen in die Apotheke geht, bezahlt laut einem NDR-Bericht bis zu 50 Euro für Medikamente. Verbraucherschützer raten dringend zum Preisvergleich.

Die Nase läuft, der Schädel brummt und dazu noch dieser hartnäckige Husten – bei einer Erkältung gehen viele Kranke nicht zum Arzt, sondern direkt in die Apotheke. Medikamente gegen die Beschwerden gibt es dort oft ohne Rezept: Hustenlöser, Nasentropfen, Schleimlöser, dann noch ein Balsam und Heißgetränke mit Vitamin C, vielleicht noch eine Creme gegen die wunde Nase.

Ganz und gar nicht gesundheitsfördernd dürfte dann allerdings die stattliche Rechnung sein. Nach Recherchen des NDR-Magazin „Markt“ verkaufen Apotheken Kunden mit Erkältungssymptomen im Schnitt Medikamente für 30 Euro. Ein Tester sollte sogar rund 50 Euro zahlen. „Da geht es nur ums Verkaufen und nicht um eine qualifizierte Beratung“, wird der Pharmakologe Prof. Roland Seifert zitiert.

Nachfragen ist Pflicht

Zehn Apotheken hat der NDR stichprobenartig unter die Lupe genommen. Nur eine habe den Kunden überhaupt gefragt, welche Symptome er hat und welche Medikamente er sonst noch nimmt. „Da wird es kritisch mit den Interaktionen und Wechselwirkungen der einzelnen Medikamente“, betont Prof. Martin Scherer vom Institut für Allgemeinmedizin in Hamburg. Er ist sich sicher, dass die Kranken sich einen Großteil des Geldes sowieso sparen könnten.

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Der Pharmakologe Roland Seifert spricht es noch deutlicher aus: "Sie werden als Verbraucher für dumm verkauft. Genau gesagt, werden die Leute abgezockt." Bereits vor einem halben Jahr hatte der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) Besserung gelobt. "Wir wollen die Apotheker schulen, damit sowas nicht passiert", sagte ABDA-Mitglied Christiane Eckert-Lill. Viel hat sich bisher jedoch nicht geändert.

Verbraucherschützer raten zum Preisvergleich

Die Verbraucherzentrale NRW rät dringend zum Preisvergleich. „30 bis 50 Euro ist schon ein stattlicher Betrag“, meint Gesundheitsreferentin Regina Behrendt. Zumal die meisten Produkte günstig zu haben seien: zwischen drei und fünf Euro. „Viele Verbraucher überschätzen den Wert von Medikamenten, weiß die Expertin.

„Da die Apotheken die Preise selbst setzen, sollten die Kunden nachfragen, ob es das Produkt nicht günstiger gibt“, rät Behrendt. Es müsse auch nicht immer das Markenprodukt sein. Zudem könnten Patienten auch den Hausarzt fragen, welche Medikamente er empfiehlt. „Und das beste bei Erkältung“, erklärt die Verbraucherschützerin, „ist sowieso Bettruhe und viel Trinken.“ Das gibt es ja (fast) umsonst. (abla/kari)