Das belebende Parfüm der Freundin, frischer Kaffeeduft, aber auch die Alkoholfahne des Bekannten oder die gerade aus den Stiefeln befreiten schwitzenden Füße zeigen: Gerüche können schöne, aber auch unangenehme Gefühle und Assoziationen wecken.

Frankfurt/Krefeld/München/Paderborn (dapd). Das belebende Parfüm der Freundin, frischer Kaffeeduft, aber auch die Alkoholfahne des Bekannten oder die gerade aus den Stiefeln befreiten schwitzenden Füße zeigen: Gerüche können schöne, aber auch unangenehme Gefühle und Assoziationen wecken. Deshalb, und weil der Geruchssinn im Gegensatz zum Sehen oder Hören vor allem in der Nähe wirksam wird, ist er für die Psychologin Regina Buschmann-Maiworm "unser intimster Sinn". Er erfasse - mal bewusst, mal unbewusst - auch den natürlichen Körperduft, der jedem Menschen anhafte, weil jede Haut eine ganz eigene Zusammensetzung von Mikroorganismen beherberge.

Schweiß ist zunächst geruchsfrei

"Die meisten Menschen bemühen sich, frisch und sauber zu duften, denn Körperdüfte gelten in unserer Gesellschaft als wenig attraktiv", sagt die Professorin an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Paderborn. Wie erfolgreich sie dabei sind, hängt von mehreren Faktoren ab.

Eine starke Quelle lästigen Körpergeruchs ist Schweiß. Und das, obwohl er zunächst einmal überhaupt nicht riecht, erläutert Birgit Huber, Bereichsleiterin Schönheitspflege beim Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel. "Schweiß besteht zu 99 Prozent aus Wasser, das verdunstet, und zu einem halben Prozent aus Salz." Das verbleibende halbe Prozent allerdings enthält Harnstoff, Aminosäuren und Milchsäure, außerdem Eiweiß, Fett und Zucker. "Die werden von den auf der Haut vorhandenen Bakterien zersetzt, und das riecht - je länger sich die Bakterien dort verbreiten können, desto mehr."

Deodorantien absorbieren und überdecken Gerüche

Besonders die feuchten, warmen Achselhöhlen und luftdicht "verpackte" Füße bieten den Mikroorganismen eine ideale Angriffsfläche. "Hier ist die Haut zudem mit besonders vielen Schweißdrüsen ausgestattet." Dagegen helfe nur: Waschen, und anschließend ein Deodorant auftragen, das antibakteriell wirkt und Gerüche absorbiert oder überdeckt. Antitranspirationsmittel verengen darüber hinaus vorübergehend die Schweißdrüsen, sodass weniger Schweiß austritt.

Mundgeruch entsteht durch Bakterien

Auch bei der zweiten großen Geruchsquelle spielen Bakterien die Hauptrolle - beim Mundgeruch. Der entsteht immer, wenn Bakterien Speisereste zersetzen und dabei Schwefelverbindungen oder andere Gase freisetzen, erläutert der Vorsitzende des Deutschen Zahnärzte Verbandes, Torsten Sorg. "Das ist vor allem bei eiweißhaltigen Nahrungsmitteln wie Milch oder Fisch so." Dieser Art von Mundgeruch lasse sich ebenso wie einfachen Mund- oder Zungenbelägen durch gründliches Zähneputzen entgegenwirken, beruhigt Sorg, "bei Bedarf gern nach jeder Hauptmahlzeit". Reicht das nicht aus, könnte eine unentdeckte Karies oder eine Zahnfleischentzündung dahinterstecken - oder eine trockene Mundschleimhaut, etwa weil jemand mit offenem Mund schläft oder bestimmte Medikamente einnimmt. Dann kann der Speichel übel riechende Substanzen nicht so schnell wegspülen. Das Ergebnis: Geruchsentwicklung.

Manche Erkrankungen lassen sich "erriechen"

Nicht nur der Zahnarzt, auch ein erfahrener Internist kann viele Erkrankungen über den Geruch diagnostizieren, berichtet der Münchner Chefarzt Uwe Heemann, der auch Mitglied im Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) ist. Als Faustregel nennt der BDI: Säuerlicher Mundgeruch deutet eher auf Magenprobleme hin, Ketongeruch auf einen unentdeckten oder aber schlecht eingestellten Diabetes oder auf längeres Fasten. Ammoniak-Geruch wiederum könnte mögliche Schäden an Leber- oder Niere anzeigen. Heutzutage hätten medizinische Geräte die Geruchsdiagnostik weitgehend verdrängt, berichtet Heemann. "Aber in Ländern mit geringerer technischer Ausstattung wird sie noch mit Erfolg praktiziert." Noch im Mittelalter hätten die Ärzte den Urin ihrer Patienten regelrecht "abgeschmeckt" und anschließend mit ihrer Diagnose oft richtig gelegen.

Gewürze, Koffein und Alkohol regen die Schweißproduktion an

Schließlich beeinflussen auch Ernährungsgewohnheiten den persönlichen Körpergeruch. "Wer häufig Knoblauch, Zwiebel- oder Lauchgemüse isst, dünstet das anschließend nicht nur durch den Mund sondern durch den ganzen Körper aus", sagt Johannes Georg Wechsler, Präsident des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner. "Auch manche Medikamente haben diese Wirkung." Schwer verdauliches oder stark gewürztes Essen wiederum regt ebenso wie Kaffee, schwarzer Tee oder Alkohol die Schweißproduktion an. "Aber das ist an sich nicht schlimm, denn Schweiß riecht ja erst dann, wenn er länger auf der Haut bleibt."

dapd