Essen. . Süß, klebrig, kalorienreich: Die Trendwelle Bubble Tea schwappt unaufhaltsam von Asien nach Deutschland. Das Getränk spaltet die Nation. Die einen halten den Tee mit den kleinen Stärke-Kügelchen für eine kulinarische Bereicherung, die anderen für absolut überflüssig – und sogar gefährlich.

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine neue Bar für das Trendgetränk Bubble Tea im Ruhrgebiet eröffnet. Junge Leute stehen Schlange, längst hat eine Fastfood-Kette das Getränk in ihr Sortiment aufgenommen. Doch anders als die Hipster-Lebensmittel Fassbrause oder Frozen Yoghurt geht es beim Bubble Tea nicht mehr nur um den persönlichen Geschmack: Der Drink spaltet die Nation in zwei Lager. Die einen halten den Tee mit den kleinen Stärke-Kügelchen für eine kulinarische Bereicherung, die anderen für absolut überflüssig – und sogar gefährlich. Übermäßig dick soll Bubble Tea machen, und sogar krank. Doch was ist dran an den Gerüchten rund um das Mode-Getränk?

Bubble Tea macht dick

Die meisten süßen Sachen enthalten naturgemäß viel Zucker. Limonade, Cola oder Sirup sind also mit Vorsicht zu genießen. Vor allem Kinder lieben Cola und Co. Doch während ein Glas Cola (250 ml) laut Herstellerangaben mit rund 105 Kalorien und 27 Gramm Zucker zu Buche schlägt, kommt der bunte Bubble Tea bei gleicher Menge auf 300 bis 500 Kilokalorien. „Eigentlich kann man bei Bubble Tea kaum noch von einem Getränk sprechen – kalorienmäßig handelt es sich um eine Mahlzeit“, sagt Dr. Thomas Kauth, Kinder- und Jugendarzt und Präsidiumsmitglied beim Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner. „Die Kalorienmenge, die man mit einem Bubble Tea zu sich nimmt, entspricht einem Drittel des Tagesbedarfs eines Kindes“, sagt Kauth. Zudem könne der hohe Zuckergehalt die Zähne schädigen und Karies hervorrufen.

Wie so oft gilt auch hier: In Maßen konsumiert, macht Bubble Tea genauso wenig dick wie Schokolade oder Chips, und wer seine Zähne gut und regelmäßig putzt, riskiert auch keine Löcher.

Bubble Tea ist gefährlich

Viele Spielzeuge oder Lebensmittel sind für Kinder unter drei Jahren nicht geeignet. Warnhinweise auf Plastikspielzeug informieren Eltern, dass Kleinteile eingeatmet oder verschluckt werden können, und Nüsse oder Möhren gehören nicht auf den Speiseplan eines Kleinkinds. Auch beim Bubble Tea ist Vorsicht geboten: Die etwa erdnussgroßen Perlen aus Stärke oder Frucht, die dem Tee-Sirup-Mix beigemischt werden, können in die Luftröhre gelangen und dort „Lungenkrankheiten oder Erstickungsanfälle hervorrufen“, weiß Kauth.

Auch interessant

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung hält die Kügelchen für gefährlich – Panikmache wolle man dennoch vermeiden, sagt ein Sprecher. Die Gefahr sei vorhersehbar, bisher seien keine Fälle von Verschlucken bekannt. Hinweise auf mögliche Gefahren für Kinder unter vier Jahren hält das Institut dennoch für sinnvoll.

Bubble Tea macht krank 

An der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen will man dem Bubble Tea endgültig an den Kragen: Chemiker haben krebserregende Stoffe gefunden, darunter Styrol, Acetophenon und bromierte Substanzen. Untersucht wurden Tees aus einer Bubble-Tea-Bar in Mönchengladbach, von der es bundesweit mehrere Filialen gibt. Im NRW-Verbraucherschutzministerium nimmt man diese Hinweise „sehr ernst“, so Sprecher Stephan Malessa. Belastbare Angaben gebe es allerdings keine. In einer „Schwerpunktaktion Bubble Tea“ habe das Ministerium kurzfristig reagiert und Proben genommen. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor, sollen jedoch bald veröffentlicht werden. „Vor allem müssen wir über die Konzentration der möglichen gesundheitsgefährdenden Stoffe Bescheid wissen“, sagt Malessa.

Auch interessant

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung hält sich mit Aussagen über die Untersuchung der RWTH zurück: Bis heute liege die Studie dem Institut nicht vor, berichtet ein Sprecher. „Der Genuss des Getränks mag mit einem gewissen Risiko verbunden sein, vor allem bezogen auf die Kügelchen, die in die Luftröhre gelangen können – doch ein Verbot können wir uns nicht vorstellen. Jeder soll selbst entscheiden, ob er Bubble Tea trinkt oder nicht.“

Bubble Tea macht Dreck 

Die kleinen Kügelchen, die aus Früchten oder Stärke bestehen, haben eine klebrige, kaugummiartige Konsistenz – und so mancher rücksichtsloser Jugendlicher spuckt die Bubbles gern durch den Strohhalm und verschmutzt damit Haltestellen oder Fensterscheiben. Ein echtes Ärgernis für Anwohner oder Verkehrsbetriebe, denn die Reinigung ist sehr aufwändig.

Bubble Tea selbst gemacht

Für die Jugendseite Junge WP macht Yvonne Kaden Bubble Tea selbst. Die Zutaten: Tapioka-Perlen, Tee, Zucker, Lebensmittelfarbe, Milch, Saft.
Für die Jugendseite Junge WP macht Yvonne Kaden Bubble Tea selbst. Die Zutaten: Tapioka-Perlen, Tee, Zucker, Lebensmittelfarbe, Milch, Saft. © Pia Maranca
Die Tapioka-Perlen.Foto: Pia Maranca
Die Tapioka-Perlen.Foto: Pia Maranca © Pia Maranca
Sie sehen aus wie weiße Erbsen.
Sie sehen aus wie weiße Erbsen. © Pia Maranca
Schritt 1: Die Perlen werden ins kochende Wasser geschüttet.
Schritt 1: Die Perlen werden ins kochende Wasser geschüttet. © Pia Maranca
Sie müssen so lange kochen, bis sie durchsichtig sind. Bei uns hat es etwa 40 Minuten gedauert.
Sie müssen so lange kochen, bis sie durchsichtig sind. Bei uns hat es etwa 40 Minuten gedauert. © Pia Maranca
Zutaten Zucker und Lebensmittelfarbe für den nächsten Schritt.
Zutaten Zucker und Lebensmittelfarbe für den nächsten Schritt. © Pia Maranca
Schritt 2: Zuckerwasser kochen. Hier kommen die Perlen nach dem Kochen hinein, so kleben sie nicht aneinander.
Schritt 2: Zuckerwasser kochen. Hier kommen die Perlen nach dem Kochen hinein, so kleben sie nicht aneinander. © Pia Maranca
Das ZUckerwasser wird mit Lebensmittelfarbe eingefärbt. Und so auch die Perlen. Wir haben uns für Orange und Grün entschieden.
Das ZUckerwasser wird mit Lebensmittelfarbe eingefärbt. Und so auch die Perlen. Wir haben uns für Orange und Grün entschieden. © Pia Maranca
Aus Tee, Saft und Milch entsteht unser Bubble Tea.
Aus Tee, Saft und Milch entsteht unser Bubble Tea. © Pia Maranca
Schritt 3: Tee kochen, so kann er noch abkühlen.
Schritt 3: Tee kochen, so kann er noch abkühlen. © Pia Maranca
Schritt 4: Die Tapioka-Perlen werden mit Lebensmittelfarbe eingefärbt.
Schritt 4: Die Tapioka-Perlen werden mit Lebensmittelfarbe eingefärbt. © Pia Maranca
Schritt 5: Die gefärbten Tapioka-Perlen kommen in das Tee-Saft-Gemisch.
Schritt 5: Die gefärbten Tapioka-Perlen kommen in das Tee-Saft-Gemisch. © Pia Maranca
Schritt 5: Die gefärbten Tapioka-Perlen kommen in das Tee-Milch-Gemisch.
Schritt 5: Die gefärbten Tapioka-Perlen kommen in das Tee-Milch-Gemisch. © Pia Maranca
Das Ergebnis: Bubble Tea. Nach Belieben verzieren und Crush-Eis oder Eiswürfel hinein.
Das Ergebnis: Bubble Tea. Nach Belieben verzieren und Crush-Eis oder Eiswürfel hinein. © Pia Maranca
Das Ergebnis von grünem Tee mit Orangensaft.
Das Ergebnis von grünem Tee mit Orangensaft. © Pia Maranca
Das Ergebnis von schwarzem Tee mit Milch.
Das Ergebnis von schwarzem Tee mit Milch. © Pia Maranca
1/16

Auch die Politik hat sich in Sachen Bubble Tea zu Wort gemeldet. So kritisierte die Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn unlängst die „Kalorienbombe Bubble Tea“ und forderte – statt eines grundsätzlichen Verbots – Aufklärung und Kennzeichnung.