Hamburg/Berlin. Im deutschen Gesundheitssystem wird immer mehr betrogen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie einer Krankenkasse. Rezepte werden gefälscht, Rechnungen manipuliert und bei der Abrechnung betrogen. Die steigenden Zahlen seien aber auch ein Zeichen dafür, dass die Fahndungsmethoden der Kassen erfolgreich seien, so ein Sprecher.
Gefälschte Rezepte, manipulierte Rechnungen, Arztbehandlungen nur zum Schein: Im deutschen Gesundheitssystem sind immer mehr Betrüger aktiv. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag veröffentlichte Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Demnach gingen 2011 bei deren Ermittlern 1.562 neue Hinweise auf Abrechnungsbetrug ein - ein Anstieg um fast 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Es gebe eine "steigende kriminelle Energie" bei Ärzten, Therapeuten und Apothekern, sagt der Leiter des zehnköpfigen Ermittlungsteams, Volker zur Heide. Die steigenden Fallzahlen seien aber auch ein Beleg dafür, dass sich die Fahndungsmethoden der Kassen stetig verbessert hätten.
Krankenkasse konnte 1,7 Millionen Euro zurückholen
Allein die DAK-Gesundheit - bei der bundesweit 6,6 Millionen Menschen versichert sind - konnte Geld in Höhe von 1,7 Millionen Euro zurückholen. Dabei ging es nur um Fälle von vorsätzlichem Abrechnungsbetrug mit kriminellem Hintergrund. Geldrückflüsse aus der routinemäßigen Abrechnungsprüfung waren nicht enthalten.
Aktuell gehen die Experten in der Hamburger DAK-Zentrale 1800 Verdachtsfällen nach. Die Täter sind in allen Leistungsbereichen zu finden. Bei den 2011 eingegangenen Hinweisen bilden aber die sogenannten Heilmittel wie Physiotherapie, Krankengymnastik oder Massagen mit 47 Prozent den Schwerpunkt. Es folgen die Pflege und die Arztbehandlung mit 13 beziehungsweise 12 Prozent.
Zur Heide bilanziert: "Da die Gelder im Gesundheitswesen zunehmend knapper werden, versuchen einzelne schwarze Schafe offensichtlich, ihre Einkünfte durch die gezielte Manipulation von Abrechnungen zu sichern. Die breite Masse rechnet allerdings korrekt ab."
Die Fälle werden zugleich immer komplexer, berichtet er. "Wir stellen fest, dass die Leistungserbringer verstärkt Rechtsanwälte einschalten, was die Verfahren zusätzlich in die Länge zieht." (dapd)