München. . Die Abrechnungen von Zahnärzten wollen die gesetzlichen Krankenversicherungen nach einem Medienbericht künftig genauer überprüfen. Auch der Teil der Rechnungen, die die Versicherten selbst zahlen müssen, soll strenger kontrolliert werden.

Kronen, Brücken, Plomben: Die gesetzlichen Krankenkassen wollen die Rechnungen von Zahnärzten genauer überprüfen. Künftig soll auch jener Teil der Rechnung kontrolliert werden, den die Versicherten aus eigener Tasche zahlen müssen, wie aus einem Positionspapier hervorgeht, das der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbandes am Dienstag beschlossen hat. Die Zahnärzte reagierten empört und bezichtigten die Kassen, mit der Aktion von ihrem eigenen Unvermögen, die Kosten gering zu halten, ablenken zu wollen.

Bei verschiedenen zahnärztlichen Leistungen wie Kronen, Brücken oder Plomben müssen sich die Patienten an den entstehenden Kosten beteiligen. Die Krankenkassen zahlen nur einen sogenannten Festzuschuss. Die Rechnung für den Restbetrag geht an die Versicherten.

Transparenz bei den Zahnarztrechnungen

Der stellvertretende Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, kritisierte, die Patienten könnten nicht beurteilen, ob die Rechnung für die neue Zahnkrone richtig und angemessen sei. Künftig solle deshalb auch der private Anteil an einer Zahnarztrechnung von Kassenpatienten an die jeweilige Krankenkasse gehen, forderte er in der "Süddeutschen Zeitung". Er fügte hinzu: "Wir wollen endlich Transparenz bei den Zahnarztrechnungen."

In einem Positionspapier des Verbandes wird zudem erwogen, für gesetzlich Versicherte einen eigenen Zuzahlungskatalog zu erstellen. Stackelberg versprach, dass die Versicherten bei einem GKV-Preiskatalog deutlich weniger zum Festzuschuss der Kassen zuzahlen müssten. Bislang rechneten die Zahnärzte hier über die Gebührenordnung der privaten Versicherer ab.

Zahnärzte blasen zum Gegenangriff

Die Zahnärzte reagierten gereizt. Die Forderung sei "absurd", sagte der Vorsitzende der Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, Jürgen Fedderwitz. Die Versicherten hätten bereits "volle Kostentransparenz" bei der Abrechnung der privaten Leistungen.

Die Verantwortung für die Höhe der von den Patienten zu tragenden Kosten sieht er dagegen bei den Krankenkassen selbst. Die Kassen hätten ihre Ausgaben für die zahnmedizinische Betreuung der Versicherten über die Jahre immer weiter zurückgefahren, sagte er. "Jetzt wollen sie ihre Leistungsschwäche kompensieren, indem sie Behandlungen kontrollieren, die sie gar nicht bezahlen." Von der Bundeszahnärztekammer und dem Freie Verband Deutscher Zahnärzte kam ähnliche Kritik.

Lauterbach fordert Internet-Check

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßte die Initiative der Kassen. Er schlug vor, die Kassen könnten ihre Erkenntnisse über zu hohe Zahnarztrechnungen ins Internet stellen. "Denn es ist zwar schön, wenn die Kassen möglicherweise überhöhte Rechnungen prüfen", sagte er und fügte hinzu: "Aber noch schöner wäre es, wenn man die Zahnärzte, die dazu neigen, unangemessen abzurechnen, meiden könnte." (dapd)