Wuppertal. . Auf der Neugeborenen-Intensivstation der St. Anna-Klinik in Wuppertal ist es zu einem schweren Behandlungsfehler gekommen. Drei Frühgeborenen wurden 1000-fach zu hoch dosierte Augentropfen verabreicht, was zu schweren Verätzungen führte. Ein Baby wird deshalb womöglich sein Augenlicht verlieren.

Es sollte eine Routineuntersuchung sein, die da am 7. Februar in der Wuppertaler St. Anna-Klinik bei drei Frühgeborenen durchgeführt wurde. Um kontrollieren zu können, wie sich die Augen entwickelt haben, wurden den beiden Jungen und dem Mädchen Augentropfen verabreicht, die die Pupillen weiten. Nur: Die Tropfen waren etwa 1000-fach überdosiert und verätzten den Babys die Augen.

Die Kinder fingen sofort an zu weinen. Das Pflegepersonal der Neugeborenen-Intensivstation habe sofort Ärzte hinzugezogen, den Kindern seien die Augen gespült worden, so der Klinikbetreiber. Wie es heißt, stehen bei zwei Babys die Chancen gut, dass sie nur geringe oder keine Schäden an der Sehkraft davontragen. Dem dritten Kind, einem Anfang Januar geborenen Jungen aus Solingen, drohen aber schwere Spätfolgen bis hin zur Erblindung. Er wurde bereits an den Augen operiert, offenbar ohne größeren Erfolg.

Ermittlungen aufgenommen

Die Staatsanwaltschaft Wuppertal hat Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung aufgenommen. „Wir müssen die genauen Umstände klären“, sagte Sprecher Wolf-Tillmann Baumert gestern Abend der NRZ. Es liegen zwei Strafanzeigen vor. Ein Sprecher des Klinikbetreibers betonte, dass die Klinik ihrerseits die Staatsanwaltschaft „informiert“ habe: „Uns liegt sehr an einer objektiven Klärung des Sachverhaltes.“ Man setze alles daran, dass sich ein solcher Fehler nicht wiederholen könne.

Aufgrund eigener Ermittlungen geht die Klinik davon aus, dass eine „Falschübermittlung der Rezeptur unter den behandelnden Ärzten Ursache des Zwischenfalls“ war. Zudem habe es „unvollständige Kontrollprozesse in der zuständigen Apotheke“ gegeben. Nicht gegeben hat es bisher dienstrechtliche Konsequenzen: Wie der Sprecher auf NRZ-Nachfrage sagte, wurde niemand infolge des Vorfalls freigestellt. Die beiden nicht so stark geschädigten Babys werden weiter im St. Anna behandelt. Der Junge aus Solingen liegt in der Helios-Klinik, die Mitbetreiber der Neugeborenen-Intensivstation ist.