Düsseldorf. . Falten, Botox und Brustimplantate: Das Geschäft mit der Schönheit wird immer größer. Es wird längst nicht nur geschnippelt, inzwischen erobern auch Strom- und Laser-Behandlungen den Markt. Und: Immer mehr Männer lassen sich schöner machen.

Wenn die Natur nicht fleißig genug war, wird nachgebessert: Die Bereitschaft, die Schönheit künstlich zu verfeinern, ist groß. Jahr für Jahr lassen etwa 700 000 Deutsche etwas an sich machen: neue Brüste, Falten unterspritzen oder Schlupflider richten. Diese Zahl ist nur eine Schätzung. Gesicherte Statistiken gibt es laut der Gesellschaft der plastischen und ästhetischen Chirurgen nicht. Was hingegen klar scheint: „Heute ist jeder fünfte Patient ein Mann“, sagte Professor Werner Mang bei der Messe „Lifetime Beauty“ in Düsseldorf. Mang zählt zu den prominentesten Schönheitschirurgen Deutschlands.

Die Menschen werden zwar immer älter – aber alt aussehen mag keiner. Was alles möglich ist, haben 50 Aussteller im Hotel Intercontinental gezeigt.

Zähne

Wie ein Waldschrat muss heute keiner mehr im Mund aussehen. Und das Weiß geht immer noch ein bisschen weißer. Auch ohne Bohren oder Rattern. Non-Prep-Veneers sind handgefertigte und hauchdünne Keramik-Schildchen, die auf jeden Zahn abgestimmt und aufgeklebt werden. „Damit können auch Lücken zwischen den Schneidezähnen ohne eine kieferchirurgische Behandlung geschlossen werden“, sagt Dr. Caroline Kentsch von „Dentalspecialists“ aus Düsseldorf. Früher habe man bei Korrekturen die Zähne oft abschleifen müssen, heute falle das durch die Klebemethode weg. Da schmerzen allenfalls die Kosten: sie liegen bei etwa 1000 Euro pro Zahn.

(Brust-) Implantate

PIP ist ein Wort, das man bei der Messe nicht hören mag. Der Skandal um die maroden Billig-Implantate will nicht recht an diesen Ort passen, wo es vor allem um Perfektion gehen soll. „Ich werde nicht über PIP sprechen“, sagt Annette Graffunder, schon bevor sie danach gefragt werden kann. Sie arbeitet für die Firma Polytech in Dieburg, die seit 25 Jahren auf Silikon spezialisiert ist, und schwärmt lieber von der Einsatzbereitschaft der Gel-Kissen. Längst polstern diese nicht mehr nur Brüste auf, sie können so ziemlich jeden Muskel spielen. Natürlich nur optisch. Junge Männer lassen sich Silikon einsetzen, wenn sie ihren Hintern zu platt finden, anderen hilft es als Nasenimplantat, zum Beispiel Unfallopfern. „Das Silikon bleibt heute ganz sicher in seiner Hülle“, sagt Graffunder und hält eine überraschende Zahl bereit: Nur 15 Prozent der Brustimplantate werden als rein kosmetisch-ästhetischer Eingriff eingesetzt (Stichwort Busenwunder). In allen anderen Fällen geht es um die Wiederherstellung der Brust, beispielsweise nach einer Krebserkrankung.

Falten

Viele träumen von einem Gesicht, so knitterfrei wie ein frisch gebügeltes Hemd. Die Experten schätzen, dass sich jährlich allein 130 000 Frauen in Deutschland Botox spritzen lassen. Immer mehr auch mal eben zwischendurch. Da gibt’s dann die Spritze in der Mittagspause. Botox to go. Vor solchen allzu hastigen Falten-Behandlungen rät Edith Kuhnt von der S-Thetic Clinic für plastische und ästhetische Chirurgie in Düsseldorf aber eindringlich ab. Vor allem, wenn Laser eingesetzt werden: „Diese Schnell-schnell-Geräte sind nicht sehr effektiv. Sie bringen nicht viel, außer dass damit Geld verdient wird.“ Dabei habe sich gerade bei der seriösen Laser-Technologie sehr viel getan. Einige Laser strafften die Haut so deutlich, wie es früher nur mit dem Skalpell möglich gewesen wäre.

Ausgefallene Neuheiten

Manche Methoden klingen so, wie die Kunden gerne aussehen würden: Zu schön, um wahr zu sein. Es wird geglättet, idealisiert, gesaugt und gestrafft. Professor Enrico Edinger von der Akademie Inakarb aus Remagen bedient sich in der Weltraummedizin, um Zivilisationskrankheiten wie Erschöpfung oder Nervenleiden zu bekämpfen. Dabei misst er den Energiefluss des Körpers und stimuliert ihn mit kleinen Stromstößen. Der Patient sieht dabei wegen all der Kabel und Manschetten in etwa so aus wie Fred vom Jupiter. Oder anders gesagt: komisch.

Die S-Thetic Clinic wirbt mit Ultraschall, das Fett wegzaubern soll – „Hokuspokus“ sozusagen. Und im Studio „Beautyfit“ werden die Kunden gar verglast: Eine Maske in der Größe eines Goldfischglases wird über den Kopf gestülpt. Die Luft darunter soll so aufbereitet werden, dass die Haut erholt aussieht. Man könnte natürlich auch über Waldspaziergänge an der frischen Luft nachdenken – aber die schlägt bei dieser Messe keiner vor.