Dortmund. . Krankenkassen kritisieren den Umgang mit sogenannten IGeL-Leistungen, also Selbstzahlerleistungen. Ärzte versuchen, so der Vorwurf, mit unnötigen Untersuchungen Kasse beim Patienten zu machen. Einige Angebote bewerten Experten eher als Risiko denn als Heilungschance.

Ärzte versuchen mit unnötigen Untersuchungen Kasse beim Patienten zu machen. Diesen Vorwurf erheben Krankenkassen und Experten. In der Kritik stehen die sogenannten IGeL-Leistungen, also Selbstzahlerleistungen, deren Nutzen von den Krankenkassen nicht anerkannt oder als relativ gering eingeschätzt werden, für die der Patient also komplett selbst aufkommen muss. Einige dieser Angebote, mit denen deutsche Ärzte 1,5 Milliarden Euro verdienen, bewerten Experten eher als Risiko denn als Heilungschance.

„Bei den IGeL-Leistungen geht es vorrangig um wirtschaftliche Interessen von Ärzten“, sagt die Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer. Sie kritisiert, dass Patienten kaum die Möglichkeit hätten, selbst Sinn oder Unsinn solcher Maßnahmen einzuschätzen. Sie fordert eine 24-stündige Einwilligungssperrfrist, bevor derartige kostenpflichtige Angebote durchgeführt werden. Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) hat jetzt einen IGeL-Monitor (www.igel-monitor.de) gestartet, der Informationen zu den häufigsten IGeL-Angeboten geben soll.

Insgesamt bewertete der MDS von 24 IGeL-Angeboten vier als durchweg „negativ“ und sieben als „tendenziell negativ“. Der Nutzwert von sieben weiteren Angeboten wird als „unklar“ bezeichnet. Nur zwei Angebote seien „tendenziell positiv“.

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Wolfgang Zöller, Patientenbeauftragter der Bundesregierung, überlegt, „im Bürgerlichen Gesetzbuch generell für Verträge über IGeL-Leistungen die Schriftform vorzusehen“. Zudem sollte geprüft werden, „ob wir im Gesetz verankern können, dass in einem solchen Vertrag auch ausdrücklich darauf hingewiesen werden muss, wenn es sich um eine medizinisch nicht notwendige Leistung handelt“.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, Jens Spahn, fordert: „Der Patient muss vorher die genauen Kosten kennen. Diese Pflicht des Arztes ist im Patientenrechtegesetz zu regeln.“

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe begrüßt das Forum, gibt jedoch zu bedenken, dass Ärzte wirtschaftlich arbeiten müssten.