Essen. Unsere Serie „Gesund von A bis Z“ gibt in loser Folge in 26 Artikeln quer durch das Alphabet Tipps zur Gesundheit. Heute: Tipps für einen gesunden Rücken und ein Leben ohne Schmerzen.

Ein schöner Rücken kann auch entzücken, so sagt der Volksmund. Er kann aber auch zu schmerzverzehrten Gesichtern führen. Immer mehr Menschen leiden in Deutschland an Rückenschmerzen. Ein Spiegelbild unserer modernen Gesellschaft, sagt Dr. med. Hans-Gerd Schmitz, Leiter der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Niederberg.

Früher gingen die Jungen auf den Bolzplatz und fuhren Fahrrad, die Mädchen hüpften Seil und spielten Gummitwist. „Heute herrscht die Computermanie in Freizeit und Beruf“, beobachtet Chefarzt Dr. Schmitz. Der Tag wird immer mehr von statischen, sitzenden Tätigkeiten bestimmt. Bewegung ade. „Die Jugendlichen kommen von der Schule nach Hause, setzen sich nachmittags vor ihren PC und abends vor den Fernseher.“

Auch bei Erwachsenen scheint der Alltag kaum bewegter. Viele fahren im Auto zur Arbeit, sitzen im Büro stundenlang am Schreibtisch und machen es sich, kaum Zuhause angekommen, auf der Couch gemütlich. Der Tag wird nahezu ausgesessen. Die Folge: Muskeln, Gelenke und Bandscheiben werden zu wenig beansprucht und die Wirbelsäule wird durch das lange Sitzen nur einseitig belastet. Der Rücken ist unterfordert. Verspannungen bis hin zu Schmerzen treten auf.

Die falsche Haltung ist Gift für den Rücken

Dabei ist langes Sitzen für den Rücken nur das eine Gift, die falsche Haltung ein weiteres. Wer am Schreibtisch stundenlang in einer Beugehaltung sitzt und einen runden Rücken macht, schadet auf Dauer der Muskulatur. „Wichtig ist, aufrecht und gerade zu sitzen. Außerdem sollte die Höhe des Stuhles immer der Körpergröße angepasst sein“, sagt Dr. Schmitz. „Große Gymnastikbälle, auf denen man sitzen kann, und Sitzvorrichtungen, bei denen man halbwegs kniet, sind besonders günstig für den Rücken.“

Übermäßiger Stress, psychische Belastungen, Verschleißerscheinungen wie Arthrose und Knochenschwund wie bei Osteoporose können ebenfalls durch Veränderungen an der Wirbelsäule Rückenschmerzen auslösen. Osteoporose kann durch eine falsche Ernährung zusätzlich begünstigt werden. „Wer sich ganz normal gesund ernährt, der wird genügend Kalzium zu sich nehmen. Wer allerdings nur Coca Cola und keine Milch trinkt, bei dem kann die Knochendichte abnehmen, weil das für den Aufbau der Knochen wichtige Mineral Kalzium, das eben besonders in Milchprodukten vorkommt, im Körper nicht genügend vorhanden ist.“ Auch ein Mangel an Vitamin D, das hauptsächlich durch Sonnenstrahlen aufgenommen wird, kann Knochenbrüche hervorrufen. Mit dem steigenden Alter nehmen die Rückenbeschwerden oftmals zu. „Die Muskulatur und die Elastizität des Bindegewebes nimmt ab. Der Körper verliert zunehmend an Wasser, wodurch auch die Bandscheibenhöhe schrumpft. Das kann dazu führen, dass der Mensch im Alter kleiner wird.“

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Bewegung schützt vor Rückenschäden

Zur Vorbeugung von Rückenschäden helfe vor allem eins: Bewegung. „Acht Stunden im Büro zu sitzen ist für den Rücken gefährlich. Ich rate bei der Arbeit immer mal wieder aufzustehen und die eine oder andere Übung für den Rücken zu machen“, sagt Dr. Schmitz. Ein paar Schritte durchs Büro gehen, die Schultern kreisen lassen, die Arme über dem Kopf gen Zimmerdecke strecken und den Rücken möglichst lang machen – all das stärkt die Rückenmuskulatur und beugt einem Verschleiß von Bandscheiben, Gelenken und Muskeln vor. Als Freizeitsport rät der Orthopäde besonders zu Wassersportarten. „Bewegungen im Wasser schonen die Gelenke. Radfahren hingegen kann gut oder schlecht für den Rücken sein. Wer mit einem Hollandrad fährt, nimmt eine gerade Sitzposition ein. Wer hingegen auf einem Rennrad unterwegs ist, beugt meist den Rücken zu stark, als das es gesund wäre.“

Rückenschmerzen - was tun?

Viele Menschen leiden an Rückenschmerzen. Dabei kann man einfach vorbeugen. Sehr wichtig ist, dass die Rückenmuskulatur durch Bewegung gestärkt wird. (Foto: imago)
Viele Menschen leiden an Rückenschmerzen. Dabei kann man einfach vorbeugen. Sehr wichtig ist, dass die Rückenmuskulatur durch Bewegung gestärkt wird. (Foto: imago) © imago
Zum Beispiel sollte man öfter die Treppe statt den Fahrstuhl  nehmen... (Foto: imago)
Zum Beispiel sollte man öfter die Treppe statt den Fahrstuhl nehmen... (Foto: imago) © imago stock&people imago
...das Fahrrad statt dem Auto benutzen... (Foto: imago)
...das Fahrrad statt dem Auto benutzen... (Foto: imago) © imago
...oder kleine Strecken einfach zu Fuß gehen. (Foto: imago)
...oder kleine Strecken einfach zu Fuß gehen. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Muskelverspannungen sind die häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen. (Foto: imago)
Muskelverspannungen sind die häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen. (Foto: imago) © imago
Kassiererinnen leiden besonders häufig unter Muskelverspannungen, da durch das Drehen vom Fließband zur Kasse immer dieselben Muskeln belastet werden. (Foto: imago)
Kassiererinnen leiden besonders häufig unter Muskelverspannungen, da durch das Drehen vom Fließband zur Kasse immer dieselben Muskeln belastet werden. (Foto: imago) © imago
Ebenfalls schädlich für die Muskulatur ist langes Sitzen, zum Beispiel am Schreibtisch. (Foto: imago)
Ebenfalls schädlich für die Muskulatur ist langes Sitzen, zum Beispiel am Schreibtisch. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Auch die Arbeit am Computer ist ein Problem. Beim Tippen ziehen viele Menschen automatisch die Schultern hoch. Das ist jedoch schlecht für die Muskulatur. (Foto: imago)
Auch die Arbeit am Computer ist ein Problem. Beim Tippen ziehen viele Menschen automatisch die Schultern hoch. Das ist jedoch schlecht für die Muskulatur. (Foto: imago) © imago
Psychische Probleme und Sorgen wirken sich ebenfalls negativ auf die Muskulatur aus. (Foto: imago)
Psychische Probleme und Sorgen wirken sich ebenfalls negativ auf die Muskulatur aus. (Foto: imago) © imago
Eine gesunde Ernährung ist wichtig für den Muskelaufbau. (Foto: imago)
Eine gesunde Ernährung ist wichtig für den Muskelaufbau. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Übergewicht ist ebenfalls schlecht für den Rücken, da mehr Gewicht auf Bandscheiben und Knochen drückt. (Foto: imago)
Übergewicht ist ebenfalls schlecht für den Rücken, da mehr Gewicht auf Bandscheiben und Knochen drückt. (Foto: imago) © imago
Bettruhe ist bei Rückenschmerzen keine Lösung. Je mehr man sich bewegt, desto schneller verschwinden die Schmerzen. (Foto: imago)
Bettruhe ist bei Rückenschmerzen keine Lösung. Je mehr man sich bewegt, desto schneller verschwinden die Schmerzen. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Betroffene sollten Sport treiben. Aber Vorsicht: nicht alle Sportarten helfen. Rücken- und Kraulschwimmen sind sehr gut, Brustschwimmen dagegen überdehnt die Halsmuskulatur. (Foto: imago)
Betroffene sollten Sport treiben. Aber Vorsicht: nicht alle Sportarten helfen. Rücken- und Kraulschwimmen sind sehr gut, Brustschwimmen dagegen überdehnt die Halsmuskulatur. (Foto: imago) © imago
Der Verein
Der Verein "Aktion Gesunder Rücken" warnt davor unbedacht Schmerzmittel einzunehmen, da diese auch Nebenwirkungen haben. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Treten die Schmerzen unerträglich stark auf, sollte man zum Arzt gehen. (Foto: imago)
Treten die Schmerzen unerträglich stark auf, sollte man zum Arzt gehen. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Bekanntlich lindert Wärme den Schmerz. Kleidung kann den Rücken warm halten. Ein Bad oder ein Besuch in der Sauna helfen ebenso. (Foto: imago)
Bekanntlich lindert Wärme den Schmerz. Kleidung kann den Rücken warm halten. Ein Bad oder ein Besuch in der Sauna helfen ebenso. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Meist verschwinden die Rückenschmerzen innerhalb von sechs Wochen. Sollte dies nicht der Fall sein, ist ein Arztbesuch sinnvoll. (Foto: imago)
Meist verschwinden die Rückenschmerzen innerhalb von sechs Wochen. Sollte dies nicht der Fall sein, ist ein Arztbesuch sinnvoll. (Foto: imago) © imago stock&people imago
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Wärme hilft bei Verspannungen und leichten Rückenschmerzen

Bei aller sportlichen Liebe gelte aber die Faustregel: Sport in Maßen, nicht in Mengen. „Wichtig ist, dass man Sport in einem guten Maß treibt und nicht übertreibt. Wer den Körper zu stark beim Training belastet und zu einseitig Sport ausübt, der kann Überlastungsschäden zurückbehalten. Sekundär können die wiederum Rückenprobleme auslösen.“ Ein Mittel gegen Verspannungen und leichte Rückenschmerzen nach dem Sport oder einem langen Arbeitstag ist Wärme. „Eine Fangopackung mit Schlamm aus vulkanischen Mineralien, der auf dem Körper verteilt wird, oder Strahlen einer Rotlichtlampe sorgen für eine vermehrte Durchblutung des Gewebes, die zur Entspannung der Rückenmuskulatur beiträgt.“

Um die Muskulatur im Rücken gerade zu halten hilft auch ein Trick aus der Modebranche. Für einen aufrechten Gang auf dem Laufsteg greifen viele Models zu einem Buchband. Dr. Schmitz lächelt und sagt: „Einfach ein Buch auf den Kopf legen und möglichst gerade durch die Wohnung spazieren. Das ist tatsächlich eine gute Übung für unseren Rücken.“