München (dapd). Bluthochdruck ist häufig eine Zufallsdiagnose beim Hausarzt oder in der Apotheke. Wenn sich bei einer Messung Werte über 130 zu 90 mmHg zeigen, sind die Patienten oft sehr überrascht, denn gespürt haben sie ihren Bluthochdruck nicht. "Bluthochdruck allein tut nicht weh", sagt Professor Martin Middeke, Leiter des Hypertoniezentrums München. Doch die Folgen eines unbehandelten Bluthochdrucks können drastisch sein, weshalb die Erkrankung auch als "stiller Killer" bezeichnet wird. "Bluthochdruck schädigt die Gefäße, kann zu Schlaganfall, Herzinfarkt und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen", sagt Middeke.
mmHg ist die Maßeinheit für den Blutdruck. 1 mmHg ist der Druck, den ein Millimeter (mm) einer Quecksilbersäule (Hg) ausübt. Der systolische Druck (oberer Messwert) gibt nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Internisten den Druck an, der maximal während der Anspannungs- und Auswurfphase der linken Herzkammer entsteht. Er läge normalerweise im Bereich von 110-130 mmHg. Der diastolische Blutdruck (unterer Messwert) entspreche dem niedrigsten Druck während der Entspannungs- und Erweiterungsphase des Herzmuskels. Der diastolische Druck liege normalerweise im Bereich von 80-89 mmHg.
Ist ein zu hoher Blutdruck diagnostiziert, gelte es, das Problem schnellstmöglich anzugehen, betont Middeke. "Bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall hatten oder Organschäden an Herz, Niere oder Gefäßen haben, kann zunächst eine medikamentöse Einstellung erforderlich sein", sagt Middeke. "Bei gesunden Menschen sind in der Regel aber keine Medikamente erforderlich." Im Gespräch mit dem Arzt sollte individuell erörtert werden, welche Veränderungen hinsichtlich des Lebensstils und der Ernährung sinnvoll sind. Wo liegen Risikofaktoren? Was sind mögliche Auslöser? In den meisten Fällen müssten die Betroffenen abnehmen, sagt Gabi Hoffbauer, Fachärztin für Innere Medizin und Fachautorin aus München: "Bei der Mehrheit der Bluthochdruckfälle handelt es sich um eine klassische Wohlstandskrankheit, denn der Blutdruck steigt mit dem Körpergewicht."
Geleitet von dem Wunsch, möglichst schnell Gewicht zu verlieren und damit den Blutdruck zu senken, machten Bluthochdruck-Patienten häufig Crash-Diäten oder Hungerkuren. Doch das Abnehmen sollte langsam und nachhaltig passieren: "Crash-Diäten führen schnell zu einem Jo-Jo-Effekt, so dass es langfristig eher zu einer dauerhaften Gewichtszunahme mit den entsprechenden Enttäuschungen und psychologischen Folgeerscheinungen kommt", warnt Middeke.
Der Experte empfiehlt, sich realistische Ziele zu setzen, zum Beispiel ein Kilo pro Monat. Innerhalb eines halben Jahres könne so der Blutdruck bereits um 12 mmHg gesenkt werden. "Die Erfahrung zeigt, dass der Blutdruck pro Kilo Gewichtsverlust um 2 mmHg sinkt." Für die stetige Gewichtsreduktion sorge im Idealfall eine ausgewogene Ernährung, sagt der Experte: "Wir empfehlen unseren Patienten die mediterrane Küche: viel Obst und Gemüse, weniger Fleisch und mehr Fisch, weniger tierische Fette und stattdessen mehr pflanzliche Öle."
Gerade Bluthochdruckpatienten sollten möglichst wenig nachsalzen und auch bei der Wahl ihrer Lebensmittel auf den Salzgehalt achten, zum Beispiel auf Fertiggerichte und Fast Food verzichten, da Salz den Blutdruck erhöhen kann, warnt Hofbauer: "Bereiten Sie Ihre Speisen lieber selbst aus hochwertigen und frischen Zutaten zu. Dann können Sie auch persönlich bestimmen, wie gesund Ihr Essen ist." Mit viel frischem Obst und Gemüse erhält der Körper auch ausreichend Kalium - ein wichtiger Grundstoff bei Bluthochdruck-Patienten: "Kalium ist ein lebenswichtiger Mineralstoff, der die Ausscheidung von Natrium und Wasser aus dem Körper fördert", erklärt Middeke. "Dadurch wird eine Blutdrucksenkung erreicht." Zusätzlich helfe es, weniger und nicht jeden Tag Alkohol zu trinken, rät Fachärztin Hoffbauer
Rauchen sei absolut tabu, ergänzt Martin Middeke. Denn der blaue Dunst vervierfache bei einem hohen Blutdruck das Risiko, einen Herzinfarkt zu bekommen: "Der konsequente Verzicht aufs Rauchen ist daher eine der wichtigsten Begleitmaßnahmen bei der Behandlung eines Bluthochdrucks."
Auch wenn der Blutdruck während der körperlichen Bewegung leicht steigt, ist das kein Grund, auf dem Sofa sitzen zu bleiben: "Nach dem Sport sinkt er unter das Ausgangsniveau", sagt Middeke. "Je mehr man sich bewegt, umso ausgeprägter ist der Blutdruck senkende Effekt." Ob Fahrrad fahren, Nordic Walking oder Schwimmen, erlaubt ist, was Spaß macht und sportlich fordert. Optimal sei: 30 Minuten moderate Aktivität an jeweils fünf Tagen pro Woche: "Wer es gerne etwas intensiver und zeitlich komprimierter möchte, kann alternativ mindestens dreimal 20 Minuten forcierte Aktivität durchführen", rät der Experte. Bluthochdruckpatienten ohne sportliche Erfahrung sollten vor Beginn zur Sicherheit ein Belastungs-EKG beim Arzt durchführen lassen.
dapd