Berlin. . Statt stotternde Kinder häufig zu ermahnen, raten Psychologen Eltern zu Nachsicht und Verständnis. Das Risiko, dass Kinder Angst vor Sprechsituationen entwickeln, würde durch häufige Zurechweisungen zunehmen. Das Stottern würde so eher verstärkt.

Stotternde Kinder sollten nicht ständig auf ihre Sprachschwierigkeit aufmerksam gemacht werden. „Häufige Ermahnungen und Korrekturen verunsichern die Kinder und lenken deren Aufmerksamkeit noch deutlicher auf den Sprechvorgang. Dadurch können sich die Symptome weiter verstärken“, erklärt Ingo Spitczok von Brisinski vom Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP). Eltern könnten dem Kind stattdessen zeigen, dass sie vor allem an dem Inhalt interessiert seien, den das Kind mitteilen wolle, und nicht an der Form.

Stotternde Kinder erlebten, dass sie zeitweise die Kontrolle über ihr Sprechen verlören, sagt Spitczok von Brisinski. Sie entwickelten verschiedene Strategien, um diese belastende Situation zu bewältigen. „Manche Kinder versuchen, aus der Stottersituation zu fliehen oder kämpfen durch vermehrte Anstrengung während des Stotterns dagegen an.“ Dies mache sich zum Beispiel durch eine verkrampfte Gesichtsmuskulatur bemerkbar. „Auch werden Situationen oder Wörter vermieden, in denen das Stottern auftreten könnte oder der Blickkontakt wird abgebrochen.“

Stottern liegt vor, wenn im Redefluss bestimmte Unflüssigkeiten auftreten, wie Blockierungen, Dehnungen oder Wiederholungen von Lauten. In vielen Fällen handelt es sich jedoch um entwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeiten, die nur vorübergehend im Kindergartenalter auftreten. Rund fünf Prozent der Kinder stottern. Jungen sind davon dreimal so häufig betroffen sind wie Mädchen. Beim Großteil der Kinder treten die ersten Symptome um das dritte Lebensjahr auf. Sie können aber in jeder Altersklasse einsetzen. (dapd)