Leipzig. Sie essen und essen und essen: Menschen mit einer Binge-Eaiting-Störung verschlingen während eines Essanfalls binnen kurzer Zeit große Mengen an Lebensmitteln. Nun soll eine Internettherapie den Betroffenen helfen. Experten schätzen, dass rund zwei Prozent der Bevölkerung an der Krankheit leiden.

Leipziger Wissenschaftler haben eine Internettherapie für Menschen mit einer Binge-Eating-Störung, einer Essstörung, entwickelt. "Die Hemmschwelle, sich professionelle Hilfe zu holen, ist durch die im Internet gegebene Anonymität viel geringer als bei regulären, ambulanten Therapien", erklärte Anette Kersting von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsklinik in Leipzig.

Bei einer Binge-Eating-Störung leiden Betroffene an immer wieder kehrenden Essanfällen und verschlingen innerhalb kürzester Zeit große Mengen an Lebensmitteln. Experten schätzen, dass rund zwei Prozent der Bevölkerung von dieser Störung betroffen sein könnte, rund zwei Drittel davon Frauen. Die Internettherapie erstreckt sich über einen Zeitraum von vier Monaten. Zur Behandlung gehören wöchentliche Schreibaufgaben zum Essverhalten - beispielsweise das Beschreiben einer typischen Situation, in der ein Essanfall auftritt - oder auch das Führen täglicher Esstagebücher.

Der Internettherapie sind Grenzen gesetzt

Auch das Einüben von regelmäßigem Essen, das Erstellen von Tagesplänen mit Bewegung und Sport sind Teil der Therapie. Von der internetbasierten Behandlung könnten diejenigen profitieren, die aus Angst vor Stigmatisierung den Weg zum Therapeuten scheuen. Sie eignet sich nach Ansicht der Leipziger Experten auch für die, die sich aus geografischen oder zeitlichen Gründen nicht behandeln lassen. Zugleich weist Kersting auf die Grenzen der Internettherapie hin: "Patienten mit einer komplexen Psychopathologie oder auch Suizidgefährdete können über das Internet sicherlich nicht angemessen und ausreichend betreut werden." (dapd)