Düsseldorf. Dem stetig wachsenen Tinnitus-Problem könnte schon bald ein Riegel vorgeschoben werden. Wer sich die nicht gerade preiswerte Therapie mit dem Neurostimulator leisten kann, könnte nach neun Monaten Tinnitus-frei leben.

Jeder zehnte Bundesbürger hat ihn und bei einem Prozent sind die Beschwerden besonders schlimm: Wer unter einem Tinnitus leidet, hört ein permanentes Geräusch im Ohr und findet auch in der Nacht keine wirkliche Ruhe mehr - je nach Stärke der Beschwerden. Auf der weltgrößten Medizinfachmesse Medica, die am Donnerstag in Düsseldorf beginnt, versprechen Hersteller den Betroffenen Abhilfe. Unter den zahlreichen Neuheiten der Medica ist ein Neurostimulator von der Größe einer Streichholzschachtel, der dem nervenden Ohrgeräusch auf ungewöhnliche Art beikommen soll.

Der Patient empfängt dazu von dem Gerät über Kopfhörer speziell getaktete, auf seinen persönlichen Tinnitus abgestimmte Tonfolgen. Sie sollen die das Ohrgeräusch auslösenden Nervenzellen im Hörzentrum des Gehirns so umstimulieren, dass der Tinnitus allmählich verschwindet.

Neue Frühdiagnostik für Föten

Das von einer aus dem Forschungszentrum Jülich ausgegründeten Medizintechnologie-Firma entwickelte Gerät hat sich im Test bewährt. Bei rund drei Viertel der Testpersonen sei das Ohrgeräusch nach neun Monaten verschwunden oder stark gemindert, so das Unternehmen. Die nicht billige Therapie müssen Betroffene aber selbst zahlen: Der Modulator kostet nach Herstellerangaben rund 2.700 Euro. Hinzu kommen Ausgaben für die therapeutische Begleitung durch den Arzt.

Nicht nur bei der Therapie gegen Tinnitus, sondern auch bei Lungenbehandlungen und der Frühdiagnostik von Föten bieten die Hersteller von Medizintechnik auf der diesjährigen Medica neue Wege an. So soll ein Lungenfunktionsmesser mit dem Kürzel EIT ab sofort die künstliche Beatmung von Patienten auf Intensivstationen sicherer machen. Das Gerät zeigt mit über 50 Bildern pro Sekunde auf einem Monitor an, wie sich die Beatmung in der Lunge verteilt.

Mediziner können das Beatmungsgerät damit erstmals so präzise justieren, dass dessen Beatmungsdruck dem der normalen Atmung des Patienten entspricht. So soll verhindert werden, Lungenareale durch zu hohen Druck zu überdehnen. Erstmals kommt der EIT in der Universitätsklinik Leipzig zum Einsatz. "Mit dem EIT können wir die Lungenbelüftung funktionell beurteilen. Das ist in dieser Form bisher nicht möglich gewesen", so Klinik-Mediziner Hermann Wrigge.

Blutdruckmessung mit dem iPhone

Ganz neue Bilder von Föten liefert unterdessen ein Ultraschall-Scanner, der Details der Gebärmutter und des Ungeborenen realitätsnah in Farbbilder umsetzt - ganz so, als würde eine Kamera einen direkten Blick ermöglichen. Das Gerät erlaubt es, Defekte oder Missbildungen des Fötus bereits in einem sehr frühen Stadium zu erkennen, so die Hersteller.

Fortschritte machen auch die Möglichkeiten der Selbstmedikation. Zur Schnittstelle zwischen Arzt und Patient wird dabei zunehmend das iPhone, wie die Medica zeigt. Über verschiedene Aufsteckmodule lassen sich beispielsweise Blutzucker und Blutdruck messen. Die dazugehörige Software gibt es als App zum Herunterladen. Die so gewonnene medizinischen Daten können zwecks Kontrolle auch an den behandelnden Arzt gemailt werden.(dapd)