Essen. . 175 Unternehmen und Institutionen haben dem Darmkrebs den Kampf angesagt. Sie haben sich dem Aktionsbündnis „1000 Leben retten – Ruhr“ angeschlossen und finanzieren ihren Mitarbeitern einen sogenannten immunologischen Stuhlbluttest. Weitere engagierte Arbeitgeber werden gesucht.

Die Essener Verkehrs AG macht mit, das Duisburger Transportunternehmen Siepmann, die Volkswohl Bund Versicherungen in Dortmund und auch die Hagener Gesenkschmiede Schmiedag. Fünf Unternehmen von 175 Arbeitgebern, die sich dem Aktionsbündnis „1000 Leben retten – Ruhr“ angeschlossen haben. Um dem Darmkrebs den Kampf anzusagen.

Alles begann im Februar, als 50 Firmen und Institutionen an Rhein und Ruhr beschlossen: Wir wollen etwas gegen die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland unternehmen und bezahlen unseren Mitarbeitern eine Früherkennungs-Untersuchung – einen Stuhlbluttest. Alles verläuft selbstverständlich anonym. Heißt: Der Chef erfährt nicht, welcher Mitarbeiter einen Test macht und mit welchem Ergebnis.

Viel Leid vermeidbar

Initiiert wurde das Aktionsbündnis von „Essen forscht und heilt“, einem Zusammenschluss von Gesundheitsanbietern und der Gesundheitswirtschaft, umgesetzt gemeinsam mit dem Initiativkreis Ruhr, sowie der Stiftung Lebensblicke (Ludwigshafen), die sich dem Kampf gegen den Darmkrebs verschrieben hat.

Ein wichtiger Einsatz. Denn rund 73 000 Menschen in Deutschland erhalten jährlich die gefürchtete Diagnose. Sehr viel Leid wäre vermeidbar, würden die Vorsorge-Untersuchungen besser genutzt. „Denn Darmkrebs hat Vorstufen – Darmpolypen“, erklärt Professor Michael Betzler, Ärztlicher Direktor des Essener Alfried Krupp Krankenhauses und Projektleiter bei „1000 Leben retten – Ruhr“. Die Polypen entwickelten sich über mehr als fünf Jahre und könnten sich danach zu Krebs verändern. Würde die Erkrankung früh erkannt, sei sie „zu fast 100 Prozent vermeidbar“.

Arbeitgeber im Aktionsbündnis finanzieren Test

Dem Darmkrebs erst gar keine Chance geben – das haben sich die Teilnehmer des Aktionsbündnisses vorgenommen. Und finanzieren als Arbeitgeber ihren Mitarbeitern einen sogenannten immunologischen Stuhlbluttest (ImmoCare C). Der wird zu Hause durchgeführt und garantiert eine über 90-prozentige Sicherheit bei der Erkennung von Blut im Stuhl. Die Kosten für speziell diesen Test übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nicht, die ansonsten ab dem 50. Lebensjahr Stuhlbluttests bezahlen, ab dem 55. Lebensjahr auch eine Darmspiegelung. Wobei nur etwa jeder Dritte diese wichtigen Angebote auch wahrnimmt.

Als Detlef Beier von der Gesenkschmiede Schmiedag in Hagen seinen Chefs vorschlug, sich um das Thema zu kümmern, lief er offene Türen ein. „Denn die betriebliche Gesundheitsvorsorge wird bei uns groß geschrieben“, betont der Arbeitssicherheits-Beauftragte.

Ein Stand auf der Messe „Gesund leben“

Insgesamt wurden seit Februar schon rund 30 000 Stuhlbluttests angefordert. Von den ausgewerteten waren über 1300 positiv. 40 Prozent der positiven Befunde bekamen Menschen, die teilweise deutlich jünger als 50 Jahre sind. Die Betroffenen wurden aufgefordert, sich weiter ärztlich untersuchen zu lassen. In der Regel wird in einem solchen Fall zu einer Darmspiegelung (Koloskopie) geraten.

Wer „1000 Leben retten – Ruhr“ näher kennenlernen möchte, hat dazu auf der Messe „Gesund leben“ Gelegenheit, die vom 11. bis zum 13. November in der Essener Messe stattfindet. In der Halle 7 (Stand A 28) findet man einen Informationsstand, an dem auch Ärzte über die Darmkrebs-Vorsorge informieren. „Es wird dazu einen riesigen begehbaren Darm von 30 Metern Länge geben, an dem Dinge anschaulich gemacht werden können“, so Winfried Book, Leiter der Essener Geschäftsstelle „1000 Leben retten – Ruhr“.

Dass sich bereits 175 Arbeitgeber für die Darmkrebs-Prophylaxe stark machen, wertet Book als großen Erfolg. „Jetzt suchen wir weitere Mitstreiter im Kampf gegen die tückische Tumorerkrankung – Unternehmen, die ihren Mitarbeitern einen kostenlosen Stuhlbluttest anbieten möchten.“

Info

Die WAZ-Mediengruppe unterstützt „1000 Leben retten – Ruhr“. Arbeitgeber, die bei der Aktion mitmachen wollen, erhalten dazu Informationen bei: „1000 Leben retten – Ruhr“, EWG-Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Lindenallee 55, 45127 Essen. Auskünfte gibt es montags bis freitags von 10 -12 Uhr und 14-16 Uhr: 0201/ 820 24 49 oder hier im Netz; Mail: info@1000-leben-retten-ruhr .de

Hier gibt es weitere Informationen zur Essener Messe „Gesund leben“

So kommt man an den Test

Wer Interesse an dem immunologischen Stuhltest hat, den die gesetzlichen Kassen nicht bezahlen, kann folgendermaßen vorgehen:

  1. Eine Banküberweisung über 8,50 Euro ausstellen. Empfänger: Care Leben retten Ruhr, Konto-Nr. 214304, Sparkasse Essen, BLZ: 36050105. Den Namen und die komplette postalische Adresse bitte leserlich schreiben.
  2. Innerhalb von zehn Tagen erhält man das Testset.
  3. Den durchgeführten Test an die Firma „Care Diagnostica“ GmbH, Labor, Weseler Str. 110, 46562 Voerde schicken.
  4. Innerhalb einer Woche erhält man den Befund. Sollte der Test Stuhlblut nachweisen, sollte mit dem Befund ein Arzt aufgesucht werden.

Fragen zum Test beantwortet die Essener Geschäftsstelle „1000 Leben retten – Ruhr“. 0201/82024 44 (Mo bis Fr 10-12 Uhr, 14-16 Uhr).