Frankfurt/Main (dapd). Noch vor zehn Jahren dachten die allermeisten Menschen beim Anblick eines Einrads an Zirkus oder Varieté, erinnert sich Hilmar Heßler vom Bund Deutscher Radfahrer. Heute sieht man Einradfahrer auf Innenhöfen, Spielplätzen oder asphaltierten Feldwegen: Jugendliche, die mit großem Eifer ihre Balance-Fähigkeiten trainieren.

Denn der Sport erfreut sich laut Heßler wachsender Beliebtheit: "Einrad-Arbeitsgemeinschaften in Schulen und Sportvereinen haben regen Zulauf und da ein akzeptables Einrad schon ab 35 Euro zu haben ist, üben viele einfach vor der Haustür weiter."

Auch Menschen mit eher mäßiger Kondition brauchen vor dem Einrad nicht zurückzuschrecken: "Viel Puste ist anfangs nicht nötig, Einradfahren ist nur in Ausnahmefällen ein Ausdauersport." Dafür aber "ein Geschicklichkeitssport, der wie kein anderer auf spielerische Weise Koordinationsvermögen und Balancegefühl schult". Manch ein Anfänger, bei dem es 'geschnackelt' hat, wird nahezu süchtig danach", berichtet Radspezialist Heßler.

Und verschweigt nicht, dass aller Anfang schwer ist, auch und gerade wenn es um das Gleichgewicht geht. "Für den Anfang ist ein langer, gut griffiger Zaun etwas über Sattelhöhe optimal, an dem man sich entlang hangeln kann." Auch eine feste Wand oder Mauer seien geeignet, und natürlich die Hand eines mitlaufenden Freundes oder einer Freundin. "Wer hartnäckig dranbleibt, hat oft schon innerhalb weniger Tage den Bogen raus." Bis dahin gilt: Sattel etwas tiefer stellen, dann stürzt man nicht so hoch. Da Einradfahrer nicht nur langsamer führen als ihre Kollegen auf zwei Rädern, sondern bei einem Sturz auch schneller mit den Füßen auf den Boden kämen, sei Einradfahren weniger gefährlich als Zweiradfahren, meint Heßler.

Von den rund 400 Hallenradsportvereinen, die es nach Informationen des Deutschen Radsportvereins hierzulande gibt, haben etwa 250 auch Einradaktivitäten im Programm. "Das geht von Anfängerkursen, die mit dem richtigen Aufsteigen beginnen, über Vorwärts- und Rückwärtsfahren bis zu Tricks und Fahrmanövern."

Die Wettkampfszene im Einradsport ist überaus vielfältig. Sie reicht vom "normalen" Rennprogramm über 100, 400 oder 800 Meter über Staffelrennen und sogar Einrad-Marathon (über 10 Kilometer), bis zu Slalom-Rennen und Geschicklichkeitswettkämpfen in Rückwärtsfahren, Einbein- oder Querfeldein-Rennen. Für künstlerisch Begabte gibt es Küren aus einer Vielzahl von Übungen als Solo, als Duett oder sogar als Formation. Mannschaftssportler dagegen können auf ihrem geliebten Einrad auch Hockey oder sogar Basketball spielen.

Informationen, Anregungen und Termine rund um das Einradfahren bietet der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) unter einrad-bdr.de.

dapd